Künstliche Intelligenz ist auch für Apotheken ein zentrales Thema

Künstliche Intelligenz ist auch für Apotheken ein zentrales Thema

Noch steckt der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in den Apotheken in den Kinderschuhen. Aber schon jetzt zeigen sich die Potenziale der intelligenten Technologie für Patientenversorgung, Medikamentenentwicklung sowie den Betrieb von Apotheken bzw. deren Vertrieb von Arzneimitteln. Einige Beispiele sollen hier vorgestellt werden:

  • Patienten- und Kundenkommunikation: Marketing und KI sind mittlerweile eng miteinander verwoben. Auch bei der Erstellung von Kunden-Newslettern, Social-Media-Posts oder Webseiten-Inhalten von Apotheken kann der Einsatz von Programmen wie ChatGPT helfen. Ebenso tragen intelligente Chatbots dazu bei, Kundenanfragen zu beantworten oder weitere Serviceleistungen anbieten zu können. KI kann aber auch apothekenspezifische Schwerpunkte erkennen (z.B. auf Basis von Standort- und/oder Kundendaten) und damit wichtige Ansatzpunkte für die Optimierung des Service- bzw. Beratungsmix einer Apotheke liefern.
  • Nachfrage- und Marktprognose: KI erkennt z.B. auch saisonale Trends aufgrund der Analyse vergangener Verkaufszahlen und kann damit Nachfragemuster erkennen sowie entsprechende Prognosen ableiten (z.B. für Erkältungsarzneimittel, Anti-Allergika etc.).
  • Optimierung der Wertschöpfungskette: Weitere Einsatzmöglichkeiten, wo sich Effizienzvorteile durch den KI-Einsatz abzeichnen, sind die Warenwirtschaft sowie administrative Prozesse. So übernimmt eine kognitive KI in fünf Apotheken in Hessen die Defektabfrage und Bestellung bei Großhändlern und Herstellern. Dabei wird die Bestellmenge bezogen auf den Mindestbestand jederzeit angepasst. Zudem interagiert die KI mit dem Warenwirtschaftssystem und verschickt automatisierte Rechnungen an die Kunden. Gleiches gilt für die Zahlungserinnerungen. IT-Kenntnisse sind dabei nicht notwendig, sodass das Training der KI auch ausschließlich durch die Belegschaft der Apotheke erfolgen kann. Dadurch werden die Mitarbeiter von organisatorischen Aufgaben entlastet und gewinnen wertvolle Zeit für wichtige Tätigkeiten.
  • Aber auch weitere Routineaufgaben wie die z.T. sehr aufwendigen Rezeptprüfungen oder Dokumentationen können durch KI-unterstützte Systeme effizienter durchgeführt werden.
  • Controlling/Finanzplanung: Wie in anderen Branchen auch ermöglichen KI-Tools die Analyse und Prognose von betriebswirtschaftlichen Steuerungsgrößen einer Apotheke (z.B. Liquidität, Rentabilität, Retouren).

KI in der Arzneimitteltherapiesicherheit für Apotheken besonders wichtig

Von größtem Nutzen ist das Thema Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) für die Kunden und Kundinnen von Apotheken: KI-gestützt Medikationsanalysen oder Wechselwirkungschecks basieren auf der Auswertung einer Vielzahl an Studien, Patienten- oder Forschungsdaten und können damit seltene oder unerwartete Nebenwirkungen identifizieren, die KI kann aber auch Muster erkennen als Folge der Analyse und Berücksichtigung von Patientendaten (z.B. aus der ePA) in Kombination mit Forschungsdatenbanken. Darüber hinaus kann die KI dann entsprechend individualisierte Medikations- bzw. Gesundheitsempfehlungen geben.

KI und Arzneimittelforschung: Innovationen und schnellere Marktreife

Neben dem Einsatz von KI in Apotheken eröffnet Letztere in Kombination mit maschinellem Lernen (ML) auch in der Arzneimittelentwicklung völlig neue Möglichkeiten. Ein Biotechnologie-Hersteller greift für die Entwicklung eines Proteinarzneimittels auf generative Biologie zurück. Dahinter verbirgt sich die Verknüpfung von KI- und ML-basierten Computermodellen. Laut Hersteller lässt sich auf diese Weise der Zeitraum zwischen Entwicklung und klinischer Phase um 60% verkürzen. Damit geht auch eine bessere Vorhersage potenter Wirkstoffkandidaten einher. Zukünftig könnten so neue Medikamente deutlich schneller die Marktreife erlangen.

 

Kommentar:

Ein weiteres Anwendungsfeld von KI in Apotheken, welches direkt die Versorgung von Patienten und Patientinnen betrifft, sind non-invasive Diagnosemethoden, zumal schnell verfügbare PoC-Tests künftig an Bedeutung gewinnen werden. Die ABDA weist in diesem Zusammenhang auf Folgendes hin: „Mit der entsprechenden Sensorik und der Unterstützung von KI ist der Einsatz von non-invasiven Diagnosemethoden (z.B. über die Retina) möglich. Damit können wichtige Blutparameter schmerzfrei und innerhalb kurzer Zeit für ärztliche und pharmazeutische Entscheidungen ermittelt werden.“ (Quelle: POSITIONSPAPIER „EINSATZ VON KÜNSTLICHER INTELLIGENZ (KI) IN DER PHARMAZIE“ der ABDA vom Oktober 2024)

Siehe auch News vom 6.12.2023

Quellen:

Petra Seisl
Autor Dr. Petra Seisl
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