KV Nordrhein: Startschuss für das neue DMP Osteoporose

KV Nordrhein: Startschuss für das neue DMP Osteoporose

In Nordrhein startet zum 1.1.2024 ein neues strukturiertes Therapieangebot für Patienten mit medikamentös behandlungsbedürftiger Osteoporose. Ziel ist es, die Behandlung der betroffenen Patienten durch Schulungen und koordinierte ärztliche Betreuung zu verbessern und u.a. Stürze und Knochenbrüche zu verhindern. Dies geht aus einer Pressemitteilung der KV Nordrhein (KVNO) hervor. Der Vertrag über das neue Disease-Management-Programm (DMP) mit allen Krankenkassen der KV-Region ist bereits in Kraft. Dies bedeutet, dass berechtigte Ärzte ab sofort die Teilnahme beantragen und mit den (technischen) Vorbereitungen für das Angebot starten können. Patienten können dann pünktlich ab dem 1.1.2024 eingeschrieben werden.

Welche Fachgruppen können am DMP Osteoporose teilnehmen?

Teilnahmeberechtigt am neuen DMP sind Hausärzte (in koordinierender Funktion) sowie Fachärzte für Orthopädie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie (als Mitbehandelnde und in Ausnahmefällen auch in koordinierender Funktion). Voraussetzung ist eine Genehmigung durch die KVNO. Die DMP-Leistungen werden extrabudgetär abgerechnet. Bis zum 31.12.2024 wird jede Einschreibung mit einem (automatisch von der KV zugesetzten) Zuschlag versehen. Für die fortlaufende Behandlung sind Leistungen für die Folgedokumentation, Betreuung, Sturzprophylaxe sowie die erforderliche fachärztliche Mitbehandlung ausgewiesen. Eine zusätzliche (ebenfalls automatisch zugesetzte) Qualitätssicherungspauschale in Höhe von 17,50 Euro greift im Fall einer kontinuierlichen Betreuung (Voraussetzung: Erbringung vier aufeinander folgender Dokumentationen bei quartalsweiser beziehungsweise zwei aufeinander folgender Dokumentationen bei halbjährlicher Dokumentation).

Tab. Vergütung der Leistungen im Rahmen des DMP Osteoporose, KVNO

LeistungAbrechnungsfrequenzVergütung
Einschreibung/ErstdokumentationEinmalig

25,00 €

Zuschlag zur Einschreibung (zum Aufbau der erforderlichen Strukturen)Einmalig und nur bis zum 31.12.2024

5,00 €

Folgedokumentation (ab 2. DMP)Einmal pro Quartal

10,00 € / 5,00 €

Betreuungspauschale koordinierender ArztEinmal pro Quartal

11,00 €

Zuschlag KVNO-Haltepauschale bei vollständiger Dokumentation eines JahresAm Ende des Jahres

17,50 €

Anlassbezogene Sturzanamnese (Ausschluss GOP 03360 im Quartal)Zweimal im Krankheitsfall, nicht im gleichen Quartal

8,00 €

Fachärztliche Mitbehandlung bei ÜberweisungZweimal im Kalenderjahr

25,00 €

Gruppenschulung à 60 Min. je Unterrichtseinheit (UE)5 UE je Patient

22,50 € je UE

Quelle: KVNO, Darstellung: REBMANN RESEARCH

Ausführliche Informationen und die erforderlichen Unterlagen bietet die KVNO unter: https://www.kvno.de/praxis/recht-vertraege/vertraege/dmp/dmp-osteoporose.

 

Kommentar:

DMP bieten sowohl für die anbietende Krankenkasse als für die eingeschriebenen Versicherten Anreize. Zur Förderung der Behandlungsprogramme erhalten Krankenkassen je eingeschriebenen Versicherten eine sog. Programmkostenpauschale aus dem Gesundheitsfonds in Höhe von 123 Euro (2023) für Dokumentations- oder Koordinationsleistungen. Gesetzlich krankenversicherte Patienten profitieren nicht nur von der strukturierten Betreuung, sondern je nach Krankenkasse auch finanziell. So haben die Kassen die Möglichkeit, im Rahmen ihrer Satzungsleistungen ihren Versicherten Sondertarife anzubieten. Teilnehmende Ärzte dürfen in Zusammenhang mit den DMP zwar zusätzliche Leistungen extrabudgetär abrechnen, als problematisch können sich jedoch insbesondere bei den überlasteten Hausarztpraxen die fehlenden Zeitressourcen erweisen, die für die Umsetzung der Programme erforderlich sind.

Viele DMP stecken in der Umsetzungsphase fest

Die begleitende Evaluation der DMP zeigt positive Ergebnisse in Form einer deutlichen Senkung der Hospitalisierungsrate (vgl. News vom 6.11.2023). Fachleute halten die Teilnahmequoten jedoch für zu gering und bemängeln die sehr zögerliche Umsetzung der Beschlüsse in Form von Verträgen mit den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen. Gegenwärtig gibt es Beschlüsse für 11 Chronikerprogramme, von denen sich jedoch einige – zum Teil bereits seit Jahren – noch in der Umsetzungsphase befinden (vgl. Tab.). Ein weiteres DMP zu Adipositas steht kurz vor der Beschlussfassung durch den G-BA.

DMPTeilnahmemöglichkeit für Patienten
Diabetes mellitus Typ 2

1. Juli 2002

Brustkrebs

1. Juli 2002

Koronare Herzkrankheit (KHK)

1. Mai 2003

Diabetes mellitus Typ 1

1. März 2004

Asthma bronchiale

1. Januar 2005

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)

1. Januar 2005

Osteoporose

1. Oktober 2023

Rheumatoide Arthritis
Chronische Herzinsuffizienz
Chronischer Rückenschmerz
Depression

Quelle: BAS 2023             Darstellung: REBMANN RESEARCH

Zum 31.12.2022 gab es laut Bundesamt für Soziale Sicherung insgesamt 8.953 Programmzulassungen mit knapp 7,8 Mio. eingeschriebenen Versicherten. Einige Versicherte nehmen dabei an mehr als einem DMP teil.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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