Mammografie-Screening: Ausweitung auf Frauen bis zu 75 Jahren

Mammografie-Screening: Ausweitung auf Frauen bis zu 75 Jahren

Ab dem 1.7.2024 wird die Altersgrenze für das Programm zur Früherkennung von Brustkrebs von 69 auf 75 Jahre erhöht. Dies geht aus einem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hervor. Demnach haben auch Frauen zwischen 70 und 75 Jahren die Möglichkeit, kostenlos im zweijährigen Rhythmus am Mammografie-Screening-Programm teilzunehmen. Ausgangspunkt für die Ausweitung des Angebots war die Aktualisierung der europäischen Brustkrebsleitlinie der EU-Kommission, die das Screening-Programm auch für Frauen der Altersgruppen 45 bis 49 Jahre sowie zwischen 70 und 74 Jahren empfiehlt.

Der G-BA-Beschluss steht noch unter dem Vorbehalt der rechtlichen Prüfung durch das Bundesministerium für Gesundheit und tritt bei Nichtbeanstandung zum 1.7.2024 in Kraft. Für die Freigabe des Programms ist ferner die strahlenschutzrechtliche Zulassung der Untersuchung für die neue Altersgruppe durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) erforderlich. Bis zur Umsetzung des persönlichen Einladungsverfahrens gilt eine Übergangslösung, die eine Selbsteinladung der anspruchsberechtigten Frauen bei den sogenannten Zentralen Stellen des Mammografie-Screenings vorsieht.

Künftig bis zu drei Radiologen je Versorgungsauftrag möglich

Mit dem Beschluss hat der G-BA ferner die Vorgaben an die Screening-Einheiten flexibilisiert. So dürfen künftig bis zu drei (statt bislang zwei) für das Programm verantwortliche Ärzte den Versorgungsauftrag übernehmen. Ziel ist die Sicherung des wohnortnahen Zugangs zum Programm.

Nähere Informationen zur Auslage/Information in den Praxen und Screening-Einheiten stehen ab dem 1.1.2024 in Form einer Informationsbroschüre und einer Entscheidungshilfe zur Verfügung, über die der G-BA noch gesondert informieren wird. Weitere Informationen stehen ferner unter https://www.g-ba.de/mammographie-screening-70plus zur Verfügung.

 

Kommentar:

Der G-BA geht von zusätzlichen rund 2,5 Mio. Anspruchsberechtigten ab dem kommenden Jahr aus. Dies bedeutet bis zu drei zusätzliche Mammografien je Frau. Heruntergebrochen auf die knapp 400 Standorte/mobilen Angebote (Mammobile) zur Durchführung des Screenings könnte dies in einem Zeitraum von 5 Jahren theoretisch zu einer maximalen Nachfrage von bis zu 18.750 zusätzlichen Untersuchungen führen; somit im Jahresdurchschnitt zu 3.750 zusätzlichen Mammografien. In der Praxis nehmen jedoch nicht alle eingeladenen Frauen die Angebote (vollständig) wahr. Laut Jahresbericht Evaluation 2020 des Deutschen Mammografie-Screening-Programms lag die Teilnahmerate im Jahr 2020 bei rund 50%. Studien zeigen, dass die Rate sowohl vom Alter als auch von der Region sowie vom Bildungsstand abhängt. Generell nehmen Frauen der mittleren Bildungsgruppe (in allen Altersgruppen) das Angebot am häufigsten in Anspruch. Erfahrungen mit der Teilnahmerate der neuen Altersgruppe gibt es bislang nicht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass aufgrund der Übergangslösung, die auf ein persönliches Einladungsverfahren verzichtet, die Teilnahmerate zunächst relativ gering ausfallen wird.

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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