Die Nachfrage nach Medizinprodukten bleibt weiterhin auf einem wachsenden Niveau, was sich nicht nur an den steigenden Umsatzzahlen, sondern auch an der kontinuierlichen Erhöhung der Zahl der Arbeitsplätze zeigt. Die Verlängerung der Fristen bei der MDR sorgt dafür, dass die Verfügbarkeit von Medizinprodukten gesichert ist und Engpässe vermieden werden. Eine strategische Weiterentwicklung der Verordnung sollte dennoch nicht länger auf sich warten lassen. Die komplizierten und langwierigen Bestimmungen sorgen für eine Überlegenheit des amerikanischen FDA-Systems und eine zunehmende Verlagerung des Erstmarkts für Medizinprodukte in die USA oder nach Asien.
Weiterhin positive Umsatzentwicklung trotz dämpfender Faktoren
Die deutsche Medizintechnik erzielte 2022 einen Jahresumsatz von 38,39 Mrd. Euro, was einem Wachstum von 5,4 Prozentpunkten und einer Wertschöpfung von 15,4 Mrd. Euro entspricht (siehe Abbildung 1). Die Markttreiber der Medizintechnik, zu denen neben der Digitalisierung (zunehmend auch Künstliche Intelligenz) vordergründig die demografische Entwicklung, steigendes Gesundheitsbewusstsein oder der medizinische Fortschritt zählen, tragen weiterhin zum Umsatzwachstum bei. In 2023 erreichte die deutsche Medizintechnik ein prognostiziertes Umsatzwachstum von 4,8% im Vorjahresvergleich. Die weltweite Umsatzentwicklung liegt mit 6,4% wieder deutlich über der Inlandsentwicklung. Auch hierin zeigen sich die einschränkenden Effekte der strikten Regulatorik.
Abbildung 1 Umsatzentwicklung der Medizintechnikunternehmen in Deutschland
Auch wenn die Bruttowertschöpfung weiterhin einen bedeutenden Beitrag zur gesamten Gesundheitswirtschaft leistet, ist eine relativ abnehmende Entwicklung der letzten fünf Jahre zu verzeichnen. Die Teilbranche Medizintechnik schneidet dabei besser ab als die Medizinprodukte. Auch die Exportquote konnte ein weiteres Jahr in Folge gesteigert werden und liegt aktuell bei rund 67%. Dabei erhöhten sich nach dem Abflachen des Coronaeffekts, was 2021 einen vorübergehenden Rückgang bewirkte, die Umsatzzahlen mit den EU-Ländern wieder leicht. Der Großteil der gesteigerten Exporte ist aber dem sonstigen Ausland mit einer zweistelligen prozentualen Steigerung zuzuschreiben.
Bereitschaft zur Einstellung bleibt ungedämpft
Trotz anhaltender Belastungen wie Kostensteigerungen und die Umsetzung der MDR sind die Bereitschaft zur Einstellung und der Bedarf an Fachkräften in der Medizintechnik hoch. Besonders nachgefragt sind Ingenieure (40%), Informatiker und Data Scientists (33%), Medizintechniker (29%), lernende technische und kaufmännische Berufe (26 und 23%), Naturwissenschaftler (20%) und Pflegekräfte (19%), die vor allem zur Besetzung von Stellen in den Bereichen Vertrieb, Produktion, Regulatory Affairs und Qualitätsmanagement gesucht werden. Die hohe Bedeutung von Data Scientists verdeutlicht den größer werdenden Stellenwert von datengetriebenen Versorgungslösungen in der medizintechnischen Branche.
Negative Umsatzentwicklungen vordergründig in Kleinunternehmen und spezifischen Produktbereichen
Von den Herausforderungen der Branche sind nach wie vor kleinere Unternehmen stärker betroffen. Umsatzrückgänge sind hier häufiger zu beobachten, genauso wie bei Unternehmen spezifischer Produktbereiche – ein Aspekt, der ebenfalls maßgeblich über die Umsatzentwicklungen entscheidet.
Branchenexperten und Großteil der Unternehmen erwarten positive Zukunftsaussichten
Trotz der sinkenden Investitionsbereitschaft gibt es aktuell keinen akuten Grund zur Sorge. Zum einen rechnen Branchenexperten bis 2027 weiterhin mit einem Branchenwachstum. Zum anderen nähern sich die gegenwärtigen Umsatzerwartungen der Unternehmen dem Vor-Corona-Niveau und der Großteil der Unternehmen erwartet auch prognostisch steigende Umsätze. Dennoch sollte das historisch schlechte Innovationsklima ernst genommen werden, um nicht den Anschluss an den Wettbewerb zu verlieren.
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