Massiver Mangel an Hausärzten in 2035 erwartet

Massiver Mangel an Hausärzten in 2035 erwartet

Bedingt durch die Überalterung der Bevölkerung wird der Bedarf an medizinischen Leistungen weiter steigen. Als erster Ansprechpartner der Patienten werden insbesondere die Hausärzte eine besondere Rolle im Rahmen der ambulanten Versorgung einnehmen.

11.000 Hausärzte könnten in weniger als 10 Jahren fehlen

Nach einer Studie der Robert Bosch Stiftung fehlen 2035 deutschlandweit gut 11.000 Hausärzte. Den Berechnungen zufolge scheiden von den rund 52.000 Hausärzten (in Vollzeitäquivalenten) in den nächsten 14 Jahren knapp 30.000 Mediziner altersbedingt aus. Das entspricht einem Anteil von 57%. Dem gegenüber stehen lediglich 25.300 nachrückende Hausärzte. Laut der Analyse wird die Zahl der zu besetzenden Hausarztsitze in 2035 auf 58.371 (+4%) anwachsen. Damit blieben 10.851 Sitze in 2035 unbesetzt. Das wären knapp ein Fünftel der maximal zur Verfügung stehenden hausärztlichen Sitze – mit negativen Auswirkungen auf die Hausarztdichte.

Hausärztliche Versorgungsdichte nimmt ab

Unter Berücksichtigung der Vollzeitäquivalente sinkt die Anzahl von 63 Vertragsärzten pro 100.000 Einwohner in 2019 auf 57 (-9%) Hausärzte in 2035. Dabei ist die prognostizierte Entwicklung der Hausarztdichte regional sehr unterschiedlich. Einem Rückgang der Dichte von bis zu 60% in Sachsen steht ein Zuwachs von 40% in Sachsen-Anhalt gegenüber. Eine starke Zunahme ist insbesondere in Regionen zu verzeichnen, die bereits jetzt über zahlreiche offene Hausarztsitze verfügen, die bis 2035 nachbesetzt werden. Gleichzeitig bleibt der Anteil der ausscheidenden Hausärzte gering. Laut der Studie sinkt der hausärztliche Versorgungsgrad im Durchschnitt von 102% in 2019 auf nur noch 90% in 2035. Rund ein Fünftel (19%) der 401 amtlichen Kreise wären mit einem Versorgungsgrad von unter 75% sogar unterversorgt.

Kommentar:

Eine Versorgungslücke zeichnet sich nicht nur bei den Hausärzten ab – auch andere Fachrichtungen sind betroffen. Laut der Ärztestatistik 2021 wird zwar ein leichtes Wachstum (+1,7%) der Arztzahlen verzeichnet, gleichzeitig sorgt das Arbeiten in Teilzeit dafür, dass die tatsächliche Versorgungsleistung durch die Ärzte zurückgeht. Der steigende Behandlungsbedarf wird dann durch die bundesweit verfügbaren Arztstunden nicht mehr kompensiert werden können. Allein in der ambulanten Versorgung zählte die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Zeitraum von 1991 bis 2019 eine Milliarde Arztkontakte pro Jahr in den Praxen.

Quellen:

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