MB-Umfrage: Angestellte Ärzte leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen

MB-Umfrage: Angestellte Ärzte leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen

Ein Viertel der angestellten Mediziner zieht aufgrund schlechter beruflicher Rahmenbedingungen einen beruflichen Ausstieg in Erwägung. Zu diesem Ergebnis kommt der MB-Monitor 2022 – eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes (MB). Weitere 18% der Befragten sind unentschlossen und 57% planen, dem ärztlichen Beruf weiterhin treu zu bleiben. Negativpunkte sind insbesondere die Anzahl an Überstunden und 24-Stunden-Diensten, der vom Arbeitgeber ausgehende wirtschaftliche Druck und die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit (einschließlich Diensten und Überstunden) beträgt mehr als 50 Stunden. Bei einem Fünftel der Studienteilnehmer liegt die Belastung mit mindestens 60 Stunden pro Woche noch deutlich höher. Die Zahl der wöchentlichen Überstunden liegt im Durchschnitt bei 6,2. Über ein Viertel der Befragten (26%) erhalten hierfür weder eine finanzielle Entschädigung noch einen Freizeitausgleich.

Bürokratie geht zulasten der Zeit für die Patienten

Belastend wirken sich auch die überbordenden administrativen Pflichten aus, die durchschnittlich drei Stunden pro Tag erfordern. 34% der Befragten berichten zudem über eine Arbeitsverdichtung infolge eines Stellenabbaus innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Bei den Beschäftigten in Krankenhäusern in privater Trägerschaft liegt dieser Anteil sogar bei 51%.

 

Kommentar:

Angesichts der unzumutbaren Arbeitsbedingungen verwundert es nicht, dass die Teilzeitquote bei den angestellten Ärzten immer weiter zunimmt. Mittlerweile gehen 31% der angestellten Ärzte einer Teilzeitbeschäftigung nach, was gegenüber 2019 einer Zunahme um 6 Prozentpunkte entspricht. Die von den sich verschlechternden Arbeitsbedingungen ausgehenden Signale sind insbesondere in Zeiten des zunehmenden Ärztemangels fatal. Eine steigende Zahl an Berufsaussteigern und Teilzeitbeschäftigten wird zu einer weiteren Verschärfung der Situation beitragen. Gleiches gilt für Stellenkürzungen vonseiten der Träger. Diese Entwicklung war jedoch vorauszusehen. Infolge des 2020 eingeführten Pflegebudgets wurde der Spielraum der Kliniken, Investitionsmittel durch Einsparungen im Pflegebereich zu generieren, stark eingeschränkt. Fachleute hatten deshalb davor gewarnt, dass die Krankenhäuser mit Einsparungen beim ärztlichen Personal reagieren würden.

Quelle: Marburger Bund – MB-Monitor 2022: Zu wenig Personal, zu viel Bürokratie, unzulängliche Digitalisierung

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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