Medizinisches Verbrauchsmaterial: Praxen durch steigende Preise belastet

Medizinisches Verbrauchsmaterial: Praxen durch steigende Preise belastet

Pandemie- und kriegsbedingte Lieferengpässe, stark gestiegene Energie- und Frachtpreise und Inflation: Arzt- und Zahnarztpraxen sehen sich unter anderem beim Verbrauchsmaterial und medizinischem Bedarf zum Teil größeren Kostensteigerungen ausgesetzt. Dies geht aus dem aktuellen Preisindex für ärztliches Verbrauchsmaterial des internationalen (Online-)Versandhändlers für Medizinprodukte www.praxisdienst.de hervor. So überschritt der Indexwert im 2. Quartal 2022 erstmals die Marke von 100 und damit den im 1. Quartal 2021 festgelegten Basispreis – Tendenz weiter steigend (vgl. Abb.).

Abbildung: Praxisdienst Preisindex

Quelle: www.praxisdienst.de                Grafik: REBMANN RESEARCH

 

Preissteigerungen vor allem bei Hygieneartikeln und Papierprodukten

Der detaillierte Blick auf die acht Index-Unterkategorien gibt Aufschluss darüber, welche Produkte sich besonders verteuert haben. Mit einem Plus von rund 3,61 Punkten waren insbesondere Hygieneartikel und Papierprodukte betroffen, gefolgt von Schutzkleidung (+2,68 Punkte) sowie Produkte im Bereich Wund- und Verbandsmaterial (+2,4 Punkte). Die Preissteigerungen in den Kategorien Desinfektion (+0,85 Punkte), OP-Bedarf: Einmalinstrumente und Sets (+1,27 Punkte), OP-Bedarf: Sonstiges und Abdeckungen (+0,77 Punkte) sowie Infusion & Injektion (+0,72 Punkte) lagen in einem moderateren Bereich. Preissenkungen zeigten sich beim Laborbedarf (-1,5 Punkte) und insbesondere bei der nicht im Preisindex enthaltenen Sonderkategorie COVID-19 Antigen-Schnelltests (-4,47 Punkte).

 

Kommentar

Neben höheren Energie- und Rohstoffkosten bei der Herstellung schlagen sich auch Produktverknappungen bzw. Lieferengpässe bei gleichzeitig steigender Nachfrage direkt auf die Preise bei medizinischen Verbrauchsmaterialien nieder. Dies hatte sich bereits zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 gezeigt, als insbesondere Schutzkleidung und Atemmasken sowie später Testmaterialien Mangelware waren. Laut Auskunft von Christian Nieder, Leiter der Abteilung Preismanagement der Firma Praxisdienst, kam es in den ersten zwei Quartalen 2022 aufgrund ausreichender Lagerbestände bislang weder zu größeren Lieferengpässen noch zu Preisexplosionen. Dies könnte sich jedoch mit Blick auf den Rohstoffmangel und die Lieferkettenprobleme schnell ändern. Hersteller von Medizinprodukten und Verbrauchsmaterialien sehen sich Lieferengpässen und starken Preisanstiegen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Verpackungsmaterialien sowie explodierenden Frachtkosten ausgesetzt. Die Folge sind Produktionsverzögerungen und höhere Herstellungskosten. Dabei handelt es sich um ein globales Problem. Die wieder anziehende Nachfrage in vielen Regionen der Welt stößt aufgrund der Produktions- und Transportprobleme auf ein verknapptes Angebot, was einen weiteren Preisanstieg zur Folge hat. Der Krieg in Europa sorgt mit steigenden Energiepreisen und dem drohenden Lieferstopp für russisches Gas für weitere Unwägbarkeiten.

Erhöhung der Preise für Verbrauchsmaterialen: Praxen haben nur geringen Handlungsspielraum

Die strategischen Möglichkeiten der Praxen im Umgang mit eventuellen Preisanstiegen und Lieferengpässen bei medizinischem Verbrauchsmaterial sind beschränkt. Sie können entweder Produkte bevorraten, einen Preisvergleich alternativer Produkte und Händler vornehmen, Einsparmaßnahmen treffen oder Abstriche bei der Qualität der Produkte machen. Zumindest den beiden letztgenannten Alternativen sind jedoch mit Blick auf die im Gesundheitsbereich erforderliche Hygiene und Sicherheit relativ enge Grenzen gesetzt. Eine Bevorratung hingegen erfordert ausreichende Lagerkapazitäten und eine entsprechende Haltbarkeit der Produkte.

Anbieter von Verbrauchsmaterialen engagieren sich im Kampf gegen steigende Preise und der Abhängigkeit vom chinesischen Markt

Für Praxen kann sich ferner ein Vergleich der speziellen Konditionen der einzelnen Anbieter lohnen. So bietet z.B. www.praxisdienst.de neben Staffelpreisen für größere Bestellmengen auch ein spezielles Kundenprogramm. Dabei erwirbt der Kunde für 75 Euro einen auf ein Jahr beschränkten generellen Preisvorteil auf das gesamte Sortiment in Höhe von 5%. Nicht zuletzt lassen sich auch bei den Anbietern von Verbrauchsmaterialien Initiativen beobachten, die auf eine Abfederung der Preisspirale abzielen. Christian Nieder führt aus, dass www.praxisdienst.de gegenwärtig mit Hochdruck daran arbeitet, Effizienzpotenziale in der Logistik zu heben, um die absehbaren enormen Preisanpassungen abzuschwächen. Ein weiteres Ziel ist es, die starke Abhängigkeit von chinesischen Produzenten bei den Verbrauchsmaterialien zu reduzieren. Als Beweggründe nennt Christian Nieder neben „unkalkulierbaren Risiken im Zusammenhang mit Lockdowns in China und damit stark verzögerten Lieferterminen, Wechselkursrisiken und steigenden Transportkosten auch das Risiko, einer möglichen Eskalation mit Taiwan und damit verbundenen Sanktionen“. Das Unternehmen forciert daher den Aufbau alternativer Bezugsquellen in Süd- und Osteuropa, der Türkei, Ägypten sowie Südostasien. Bei den technischen Geräten spielt der chinesische Markt eine geringere Rolle. Rund 70% der entsprechenden Produkte stammen aus Deutschland, weiteren EU-Ländern, den USA sowie aus Japan und Korea.

 

Quelle: Praxisdienst – Preisindex 2/2022

 

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