Seit 2006 werden im Auftrag der Stiftung für Gesundheit Ärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten regelmäßig um eine Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Lage gebeten. Die Erhebung des Medizinklimaindex (MKI) für Vertragsärzte und -psychotherapeuten erfolgt analog zum ifo-Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft.
Der MKI wird künftig nicht mehr halbjährlich, sondern viermal jährlich ermittelt. Zudem werden seit 2022, zusätzlich zu den Medizinern, auch die Apotheker sowie die fünf größten Gruppen der nichtärztlichen Heilberufe (Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Hebammen und Geburtshelfer sowie Logopäden und Ergotherapeuten) in die Erhebung mit einbezogen.
Nachfolgend werden die Umfrageergebnisse für die ärztlichen Fachgruppen (Haus- und Fachärzte, Zahnärzte und Psychologische Psychotherapeuten) vom ersten Quartal 2022 vorgestellt. Die Ergebnisse für die nichtärztlichen Fachgruppen und die Apotheker werden in einer gesonderten News veröffentlicht.
Wie entwickelt sich der MKI in den ärztlichen Fachgruppen insgesamt?
War der MKI zu Beginn der Corona-Krise massiv auf 85 Punkte abgestürzt, so erholte sich dieser mit leichten Schwankungen inzwischen wieder und erreichte zuletzt (3. Quartal 2021) mit 102,0 Punkten einen Höchststand. Bei der aktuellen Erhebung ist der Indexwert wieder leicht um 1,6 Punkte auf 100,3 Punkte gesunken. Dennoch liegt dieser Wert höher als vor Beginn der Corona-Pandemie (3. Quartal 2019: 99,2 Punkte).
Entwicklung der Salden in den einzelnen ärztlichen Fachgruppen
Auch wenn sich die Stimmung bei den ärztlichen Fachgruppen insgesamt gegenüber der letzten Erhebung leicht eingetrübt zeigt, trifft dies keineswegs auf alle ärztlichen Fachgruppen zu. Während die Indexwerte bei den Fachärzten und den Zahnärzten deutlich um -7,6 bzw. -7,0 Punkte zurückgegangen sind, hat sich die Stimmung bei den Hausärzten (+7,4 Punkte) deutlich verbessert. Enorm zugelegt hat der MKI bei den Psychologischen Psychotherapeuten (+19,4 Punkte).
Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage
Quelle: Stiftung Gesundheit, Medizinklimaindex 1. Quartal 2022
Entsprechend zeigen sich die Psychotherapeuten auch am zufriedensten. Über die Hälfte beurteilt die eigene aktuelle wirtschaftliche Situation als gut. Zwar kommt auch bei den Haus- und Zahnärzten ein nahezu ebenso großer Anteil zum gleichen Ergebnis. Insbesondere bei den Zahnärzten fällt die individuelle Lagebeurteilung allerdings recht unterschiedlich aus. So sieht sich knapp jeder fünfte befragte Zahnarzt aktuell in einer schlechten wirtschaftlichen Lage.
Einschätzung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung
Einheitlicher zeigen sich die Zahnärzte bei der Einschätzung ihrer für das nächste halbe Jahr erwarteten wirtschaftlichen Situation. Für dieses rechnen über 40% der Zahnärzte mit einer wirtschaftlichen Verschlechterung, nur 2,7% mit einer Verbesserung. Von den psychologischen Psychotherapeuten erwarten hingegen nur rund 15% eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage innerhalb des kommenden halben Jahres.
Quelle: Stiftung Gesundheit, Medizinklimaindex 1. Quartal 2022
Kommentar:
Auch wenn sich die Stimmung bei den Fach- und Zahnärzten wieder deutlich eingetrübt hat, belegen die niedergelassenen ärztlichen Fachgruppen im Vergleich der Medizin- und Geschäftsklimata nach Branchen mit einem Wert von 2,1 den besten Platz, noch vor dem Dienstleistungsbereich (0,7) und den nichtärztlichen Heilberufen (-2,8). Deutlich schlechter ist die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe (-3,3), im Handel (-12) und im Bauhauptgewerbe (12,2), am schlechtesten bei den Apothekern (-24,6).
Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen sind noch keineswegs überwunden, wie die Ergebnisse der Sonderumfrage im Rahmen der aktuellen MKI-Erhebung zeigen. Über die Hälfte der befragten ambulant Tätigen sehen ihre Arbeit immer noch stark oder sehr stark durch COVID beeinträchtigt.
Quelle: Stiftung Gesundheit – Medizinklimaindex 1. Quartal 2022