Medizintechnik setzt Umsatzwachstum bei immer schwierigeren Rahmenbedingungen fort

Medizintechnik setzt Umsatzwachstum bei immer schwierigeren Rahmenbedingungen fort

Die deutsche Medizintechnikindustrie erzielte im Jahr 2022 ein Umsatzwachstum in Höhe von 5,4% auf insgesamt 38,4 Mrd. Euro. Dies geht aus aktuellen Berechnungen des Deutschen Industrieverbandes SPECTARIS hervor, die alle deutschen Hersteller von Medizintechnik mit mehr als 20 Beschäftigten einbeziehen (nicht enthalten sind beispielsweise Homecare-Unternehmen, andere Hilfsmittel-Leistungserbringer oder Zulieferer).

Umsatz mit dem Ausland steigt noch deutlicher als im Inland

Der Inlandsumsatz betrug 12,6 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 3,2% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Auslandsumsatz stieg um 6,5% auf 25,8 Mrd. Euro. Die Exporte verteilen sich auf verschiedene Regionen, wobei 37% auf die EU, 14% auf den Rest Europas, 20% auf Nordamerika und 18% auf Asien entfallen (vgl. Abbildung 1). Mehr als zwei Drittel des Gesamtumsatzes entfallen auf das internationale Geschäft. Die Branche beschäftigt etwa 160.000 Menschen, was einem Anstieg von 3,3% entspricht.

Abb. 1: Internationale Verteilung der Medizintechnikexporte

Internationale Verteilung der Medizintechnikexporte

Trotz steigender Umsätze verschlechterte Gewinnsituation

Die Stimmung in der Medizintechnikbranche hat sich laut dem ifo-Geschäftsklimaindex im ersten Quartal 2023 nach einem Tiefpunkt Ende 2022 zwar etwas verbessert, diese positive Einschätzung beruht aber hauptsächlich auf der aktuellen Geschäftslage. Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind weiterhin vergleichsweise schwach. Grund dafür ist die, trotz wachsender Umsätze, verschlechtere Ertragslage vieler Unternehmen. Diese berichten von steigenden Kosten, einem Fachkräftemangel und Produktionsbehinderungen aufgrund von Lieferengpässen, insbesondere bei elektronischen Bauteilen. Die finanzielle Schieflage vieler deutscher Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen stellt eine weitere Herausforderung dar.

Umsatzwachstum bei fortbestehenden Herausforderungen auch für 2023 erwartet

Trotz der Herausforderungen geht die deutsche Medizintechnikindustrie im Jahr 2023 von einer nominalen Steigerung des Umsatzes aus. Eine Verbesserung bei den bestehenden Herausforderungen von Fachkräftemangel, Lieferengpässen und Kostensteigerungen wird nicht erwartet. Die Branche appelliert daher an den Gesetzgeber, diese Probleme anzugehen, um den Gesundheitsstandort Deutschland und die Medizintechnikbranche zu erhalten.

 

Kommentar:

Ein aktuell besonders dringliches Thema für den Gesetzgeber stellt das für Europa geplante Verbot von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS) und anderen Hochleistungswerkstoffen dar. PFAS sind wichtige Hochleistungswerkstoffe mit langlebigen und widerstandsfähigen Eigenschaften, die in industriellen Hightech-Produkten und Produktionsprozessen eingesetzt werden. Der Entwurf für das Verbot wurde von mehreren europäischen Ländern bei der Europäischen Chemikalienagentur eingereicht. Die Industrie warnt davor, dass das pauschale Verbot ohne differenzierte Betrachtung der verschiedenen PFAS-Gruppen zu irreparablen Schäden für Europa und seiner Industrie führen würde. Wenn keine Ausnahmen eingeräumt werden, drohen insbesondere zahlreiche Produkte aus den Bereichen Medizintechnik, Photonik und Labortechnik vom Markt zu verschwinden.

Quellen:

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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