Medizintechnik: Trends und Chancen vor allem in der Digitalisierung

Medizintechnik: Trends und Chancen vor allem in der Digitalisierung

In der Medizintechnik ergeben sich vor allem Trends im Bereich der Digitalisierung. Digitalisierungsbemühungen nehmen zu. Die Nachfrage nach digitalen Medizinprodukten steigt, was Geschäftsprozesse sowie -modelle beeinflussen wird. Dabei entstehen positive Klima-Effekte insbesondere im Bereich industrielle Fertigung. Zudem sind die ausgeprägte Stabilität und hohe Wachstumsraten des Medizintechnikmarktes attraktiv für Investoren. Unter den wichtigsten Trends sind zu nennen:

Telemedizinische Angebote auf dem Vormarsch

Die Akzeptanz von telemedizinischen Angeboten, digitale medizinische Apps und Wearables ist spätestens seit dem Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Einer Umfrage des Beratungsunternehmens McKinsey zufolge stehen rund zwei Drittel der Deutschen telemedizinischen Angeboten seither aufgeschlossener gegenüber. Rund ein Drittel der Deutschen haben ein sogenanntes Wearable wie eine Smartwatch im Einsatz, um Gesundheits- und Fitnessdaten aufzuzeichnen. Zu medizinischen Zwecken eingesetzt, benötigen Wearables wie Herzschrittmacher oder Pflaster für Diabetiker, die über eine eingebettete intelligente Sensorik zu Messung von beispielsweise Herzrhythmus oder Blutzucker, Stromversorgung und drahtlose Kommunikation (via W-LAN oder Bluetooth) verfügen, eine Zulassung als Medizinprodukt. Die Technik hält über Algorithmen Ausschau nach Mustern und kann so beispielsweise Anzeichen von Herzrhythmusstörungen (rechtzeitig) erkennen. Die Akteure im Gesundheitswesen schreiben Wearables aufgrund ihrer präventiven Einsatzmöglichkeiten großes Potenzial zu. Studien bescheinigen telemedizinischen Anwendungen bereits positive Nutzeneffekte, eine höhere Kosteneffizienz und einen reduzierten Behandlungsaufwand für den Arzt.

Produkt- und technologische Trends

Auch bei der jährlich stattfindenden Weltleitmesse für Medizintechnik MEDICA 2021 standen vor allem digitale Produkte oder solche, die digitale Daten nutzen, im Fokus. Besonders groß war das Interesse an Digital-Health-Lösungen und Produkten im Zusammenhang mit der MDR. Interessante Innovationen gab es jedoch auch in den Bereichen Robotik, KI sowie der Analyse/Labor, der Pflege, aber auch im Bereich der Materialentwicklung. Im COMPAMED SUPPLIERS FORUM wurden vor allem die gestörten Lieferketten/der Chipmangel, „New Work“ sowie die MDR thematisiert. Auch die Entwicklungen in der additiven Fertigung, der Mikroelektronik, der Sensorik, der Mikrofluidik und der mikrobiologischen/virologischen Diagnostik, aber auch der Lasertechnologie zogen große Aufmerksamkeit auf sich. Ein Beispiel für eine im Bereich Robotik vorgestellte Innovation ist ein Roboter, der in der Lage ist, Ultraschall-Aufnahmen am Körper selbstständig vorzunehmen. Selbst an nicht erlernte Veränderungen der Oberfläche kann sich das System unter gleichbleibendem Druck anpassen.

Digitaler Zwilling bietet Medtech-Unternehmen und Patienten neue Vorteile

Durch sogenannte digitale Zwillinge können reale Produkte oder Prozesse im digitalen Modell simuliert werden. Das Konzept „Digitaler Zwilling“ läutet auch eine neue Ära in der medizinischen Behandlung ein. Es kann genutzt werden, um bislang unstrukturiert vorliegende digitale Patienten- und Studiendaten zu strukturieren, aufzubereiten und zusätzlich mit anderen Parametern zu verknüpfen bzw. abzugleichen. Dadurch entsteht ein ganzheitliches, digitales und patientenindividuelles Modell. Dieses dient dem medizinischen Fachpersonal als Entscheidungsgrundlage für die bestmögliche Therapie.
Sieben Fraunhofer-Institute haben gemeinsam im Rahmen des Leitprojekts MED²ICIN einen solchen digitalen Zwilling entwickelt. Das Universitätsklinikum Frankfurt nutzt das grundsätzlich generische Modell bei der Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Von digitalen Patientenmodellen erwarten Experten nicht nur eine deutliche Verbesserung der patientenindividuellen Versorgung, sondern auch eine schnellere Therapieentscheidung. Dadurch sinken auch die Behandlungskosten. Die Bereitschaft der Patienten, einen digitalen Zwilling von sich erstellen zu lassen, ist hoch, wie eine Studie aus dem Jahr 2018 belegt wären 83% der Befragten dazu bereit. Rund drei Viertel der Umfrageteilnehmer zeigten sich davon überzeugt, dass der digitale Zwilling die Forschung voranbringt. Acht von zehn Befragten machen sich allerdings Sorge um die Sicherheit ihrer Patientendaten.

Deutliche Nachhaltigkeitseffekte durch Digitalisierung

Den Beleg für einen durch die Digitalisierung entstehenden positiven Klima-Effekt liefert eine aktuelle Bitkom-Studie. Die größten Potenziale sehen die Studienautoren in den Bereichen industrielle Fertigung, Mobilität und Gebäude. Bei moderater Digitalisierung beziffert die Studie die Verringerung des Netto-CO2-Fußabdrucks bis zum Jahr 2030 auf 33%, bei beschleunigter Digitalisierung ist sogar eine Reduzierung um 58% möglich. Im Bereich der industriellen Fertigung erwarten die Studienautoren entlang der gesamten Wertschöpfungskette deutliche Verbesserungen durch den Einsatz digitaler Technologien. Allein durch Automatisierung und den Einsatz digitaler Zwillinge in der industriellen Fertigung kann eine Emissionsreduzierung um 10 – 16% erreicht werden.

Medizintechnikmarkt bleibt für Investoren attraktiv

Ein hohes Maß an Stabilität und vergleichsweise hohe Wachstumsraten lassen den Pharma- wie den Medtech-Markt nicht an Attraktivität für Investoren verlieren. Auch die Corona-Pandemie konnte diese Entwicklung nur kurzfristig dämpfen. Bereits im Laufe des Jahres 2021 haben die Investorenaktivitäten in den EU-Märkten wieder deutlich angezogen. Dem „Deal Monitor Europe“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers Deutschland zufolge entfallen auf das erste Halbjahr 2021 mit einer Anzahl von 68 Deals im Medtech-Sektor nicht nur eine Vielzahl an Transaktionen, sondern auch ein hoher Gesamtwert in Höhe von 34 Mrd. Euro (kumuliert mit Pharma).
Auch im zweiten Halbjahr geht das Transaktionsgeschehen mit einer ähnlichen Geschwindigkeit weiter. Neben den Transaktionen im klassischen Medtech-Geschäft sind vor allem jene im Healthcare-IT-Markt besonders in den Bereichen Telehealth und Software für klinische Dokumentation dominierend. Zu beobachten ist zudem, dass auch weniger auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Unternehmen ihr Portfolio immer mehr durch den Zukauf von Medizintechnikunternehmen ausbauen.

 

Kommentar:

Mehr zu interessanten Trends rund um die Gesundheitsmärkte insbesondere der Medizintechnikbranche erfahren Sie unter:
www.rebmann-research.de/gesundheitsmarkttrends
www.gesundheitsmarktwissen.de

 

Quelle: Gesundheitsmarktwissen

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