Medizintechnik unter den Top-Zukunftsbranchen Deutschlands

Medizintechnik unter den Top-Zukunftsbranchen Deutschlands

Eine aktuelle branchenübergreifende Studie bestätigt, dass die Medizintechnik bis 2040 zu den zehn bedeutendsten Zukunftsbranchen in Deutschland zählt. Die von der FutureManagementGroup AG in Zusammenarbeit mit dem Industrieverband SPECTARIS durchgeführte Analyse untersuchte, welche produzierenden Industrien die besten Chancen haben, sich an tiefgreifende technologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen anzupassen.

Statt der größten Branchen standen jene mit dem höchsten Zukunftspotenzial im Fokus. Die Medizintechnik, die in der Obergruppe gemeinsam mit der Analyse- und Labortechnik bewertet wurde, erreichte im Ranking den vierten Platz. Während das Disruptionsrisiko vergleichsweise gering ausfällt, bietet die Branche überdurchschnittliche Wachstumschancen. Mit 19 Punkten liegt sie hinter der erstplatzierten Biotech-Industrie, die 24 Punkte erzielte.

Welche Zukunftstrends und Transformation gibt es in der Medizintechnik?

Die Medizintechnikbranche erlebt einen tiefgreifenden Wandel, getrieben von technologischen Innovationen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Der demografische Wandel und das steigende Gesundheitsbewusstsein erhöhen die Nachfrage nach modernen Lösungen.

Digitalisierung und Telemedizin ermöglichen eine flexible, ortsunabhängige Versorgung, während Wearables und KI die Prävention und Datenanalyse optimieren. Technologische Fortschritte wie leistungsstärkere Computer und höhere Bandbreiten verbessern zudem medizintechnische Anwendungen.

Automatisierung und Robotik revolutionieren Prozesse: KI optimiert regulatorische Abläufe, robotergestützte Eingriffe werden sicherer, und Fachkräfte übernehmen zunehmend überwachende Aufgaben. Gleichzeitig gewinnt Nachhaltigkeit an Bedeutung – ressourcenschonende Konzepte und Kreislaufwirtschaft reduzieren die Umweltbelastung.

Die größten Bedrohungen und Disruptoren der Branche – wo liegen die Risiken?

Medizintechnikunternehmen stehen insbesondere vor erheblichen Herausforderungen durch den rasanten technologischen Wandel. Wer KI-Technologien nicht adaptiert, riskiert, von innovativeren Wettbewerbern verdrängt zu werden. Besonders agile Marktteilnehmer mit weniger Altlasten könnten etablierte Unternehmen überholen. Der steigende Innovationsdruck, insbesondere in KI und Datenverarbeitung, zwingt Firmen zu schnellem Handeln, um den Anschluss nicht zu verlieren.

In der Medizintechnik wächst die Abhängigkeit von Tech-Konzernen, die durch datengetriebene Innovationen an Einfluss gewinnen. Dies könnte zu Margenverlusten und einer Verlagerung der Wertschöpfung führen. Gleichzeitig erschweren restriktive regulatorische Anforderungen, wie die MDR-Zulassungsprozesse, die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen. Wer seine regulatorischen Managementsysteme nicht automatisiert, läuft Gefahr, massive Nachteile zu erleiden.

Auch digitale Geschäftsmodelle spielen eine entscheidende Rolle: Unternehmen ohne IoT-Lösungen oder digitale Plattformen drohen den Zugang zu datenbasierten Erlösmodellen zu verlieren. Zudem kann die ausschließliche Nutzung europäischer Cloud-Dienste die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Anbietern aus den USA und China erheblich einschränken. Die Fähigkeit, sich diesen Disruptoren anzupassen, wird über den langfristigen Markterfolg entscheiden.

Was macht die Medizintechnik zu einer Zukunftsbranche mit großem Chancenpotenzial?

Allen voran zeichnet sich das ausgezeichnete Chancenpotenzial der Medizintechnikbranche durch technologische Innovationen aus. KI-gestützte Analyse-Tools und automatisierte Diagnosesysteme ermöglichen personalisierte Lösungen und verbessern die Patientenversorgung. Besonders der digitale Zwilling eröffnet neue Möglichkeiten für Simulationen und Therapieoptimierung. Robotergestützte Systeme, wie OP-Roboter oder humanoide Pflegeassistenten, erweitern das Produktportfolio und steigern die Effizienz.

Die Integration von Medizingeräten in digitale Plattformen und IoT-Systeme schafft innovative Serviceangebote, während die Telemedizin neue Absatzmärkte eröffnet, indem Diagnosen und Behandlungen zunehmend im häuslichen Umfeld stattfinden. Zudem ermöglichen kompakte Gesundheits-Wearables eine engere Patientenbindung und eine bessere Gesundheitsvorsorge.

Nachhaltigkeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: Die Wiederaufbereitung medizintechnischer Geräte reduziert Elektronikabfall und fördert die Kreislaufwirtschaft. Gleichzeitig tragen energieeffiziente Medizingeräte zur Senkung der Betriebskosten in Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen bei. Diese Entwicklungen bieten Unternehmen enorme Potenziale für Wachstum und Differenzierung im Markt.

 

Kommentar:

Die konkrete Methodik, welche die zehn zukunftsrobustesten Industrien ermittelt, basiert auf fünf zentralen Trend-Szenarien:

  1. Extreme Daten- und Rechenleistung: Übersteigt unsere Vorstellungskraft.
  2. KI steigert Produktivität: Automatisierung macht uns effizienter.
  3. Körperliche Arbeit als Hobby: Maschinen übernehmen viele Tätigkeiten.
  4. Länger und gesünder leben: Medizinischer Fortschritt verbessert Lebensqualität.
  5. Nachhaltigere Wirtschaft: Mehr Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft.

Die Bewertung erfolgte anhand von Studienanalysen, Experteneinschätzungen und KI-gestützten Methoden. Ziel ist es, Unternehmen, Investoren und politische Akteure bei strategischen Entscheidungen zu unterstützen und Innovationspotenziale gezielt zu nutzen.

Empfehlungen des Round Table Gesundheitswirtschaft helfen, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern

Deutschland ist der weltweit zweitgrößte Medizintechnik-Standort, doch um wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht die Branche ein klares industriepolitisches Konzept. SPECTARIS richtet die Forderung an die Bundesregierung, die Empfehlungen des Round Table Gesundheitswirtschaft schnell umzusetzen. Wichtige Maßnahmen sind der Abbau übermäßiger Regulierung, innovationsfreundliche Zulassungsbedingungen, die Förderung des Freihandels sowie gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung insbesondere am Standort Deutschland. Nur wenn diese Faktoren gesichert sind, kann die Branche langfristig zur wirtschaftlichen Stärke und Versorgungsautonomie beitragen.

Quelle: FMG – Zukunftsbranchen 2025-2040

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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