Die deutsche Medizintechnikbranche verzeichnete in den letzten Jahren ein stetiges Umsatzwachstum. Im Jahr 2022 erreichte der Gesamtumsatz 38,39 Mrd. Euro, was einem Wachstum von 5,4% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Für 2023 wurde ein weiterer Anstieg um 5% auf 40,35 Mrd. Euro prognostiziert. Allerdings zeigt sich für 2024 eine Verlangsamung des Wachstums. In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 lag der Umsatz nur noch 1,6% über dem Vorjahresniveau, was auf einen Gesamtumsatz von etwa 41 Mrd. Euro für das gesamte Jahr 2024 hindeutet. Trotz dieser Abschwächung bleibt der langfristige Trend positiv, mit einer prognostizierten durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 4,47% bis 2029, wodurch ein erwartetes Marktvolumen von 43,81 Mrd. Euro erreicht werden soll.
Trotz anhaltend steigender Umsatzzahl, sinkende EBITDA-Margen in der MedTech
Eine Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger aus dem Jahr 2024 zeigt trotz der konstant steigenden Umsatzzahlen einen Rückgang der EBITDA-Margen (Umsätze abzüglich der Kosten) insbesondere in Europa und Deutschland. Von 2012 bis 2022 stieg der Umsatz in der Medizintechnikindustrie in Europa durchschnittlich um 5,3 Prozentpunkte, in Deutschland sogar um 6,9 Punkte. Im gleichen Zeitraum zeigte die Entwicklung der EBITDA-Margen bei einer durchschnittlichen Entwicklung von 20 Prozentpunkten für Deutschland und Europa einen Tiefpunkt im Jahr 2022 von +17 bzw. 15 Prozentpunkten.
Strategiewandel in der MedTech-Branche: Profitabilität rückt in den Fokus
Der strategische Fokus der MedTech-Unternehmen lag in der Vergangenheit daher schwerpunktmäßig auf einer Wachstumsstrategie (durchschnittlich 57%). Bei Unternehmen mit einer EBITDA-Marge von über 15% deutlich ausgeprägter als bei jenen darunter (65% zu 48%). Profitabilität war ein nachgelagertes, wenn auch ebenfalls wichtiges strategisches Ziel (durchschnittlich 39%).
Für die nächsten 3 bis 5 Jahre nimmt die Bedeutung der Profitabilität für die strategische Ausrichtung der MedTech-Unternehmen nach eigener Einschätzung deutlich zu (durchschnittlich 65%). Sowohl die Unternehmen mit einer EBITDA-Marge über als auch unter 15% legen diesen Fokus auf die Strategie (58% bzw. 72%). Wachstum ist nur noch für 31% der Unternehmen von prioritärer strategischer Bedeutung.
Kommentar:
Die deutsche Medizintechnikbranche verzeichnet weiterhin ein solides Umsatzwachstum, wenn auch mit einer spürbaren Abschwächung im Jahr 2024. Während die langfristigen Prognosen positiv bleiben, zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung bei den EBITDA-Margen, die in den letzten Jahren trotz steigender Umsätze rückläufig waren.
Angesichts dieser Margenerosion vollzieht die Branche einen strategischen Wandel: Stand früher das Wachstum im Fokus, rückt nun die Profitabilität zunehmend in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategien. Dieser Trend dürfte die kommenden Jahre prägen, da Unternehmen verstärkt auf Effizienzsteigerung und nachhaltige Ertragskraft setzen.
Quellen: