Der Fachkräftemangel in der Pflege ist weiterhin dramatisch. Umso wichtiger ist die langfristige Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal. Wie sollte der Pflegearbeitsplatz gestaltet sein, damit ein Einstieg in den Pflegeberuf gefördert bzw. ein Ausscheiden vermieden werden kann?
Das Bundesministerium für Gesundheit hat im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege dazu eine Studie in Auftrag gegeben, um diese und weitere Fragen genauer zu untersuchen. Als Grundlage dienten Daten und Forschungsergebnisse aus den vergangenen zehn Jahren, eine Befragung unter 5.500 Pflegekräften sowie zusätzliche Interviews von professionell Pflegenden.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf am wichtigsten
Wichtigster Attraktivitätsfaktor aus Sicht der beruflich Pflegenden ist die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und familiärer Pflege. Damit wird dieser Aspekt höher als eine attraktive Vergütung oder eine gute Personalausstattung bewertet. Insbesondere flexible Arbeitszeitmodelle, ein partizipative Dienstplanung, betriebliche Ausfallkonzepte sowie flexible Kinderbetreuungsmöglichkeiten werden als zentrale Faktoren genannt, um die Unternehmensbindung zu fördern und eine Aufstockung der Arbeitszeit wahrscheinlicher zu machen. Dabei spielen Betriebs-Kitas, die Randzeiten abdecken aus Sicht der professionell Pflegenden eine besonders wichtige Rolle. Im Hinblick auf die überdurchschnittliche Teilzeitquote in der Pflege sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung. Nach den Studienergebnissen würden professionell Pflegende in Teilzeit bei besserer Entlohnung und besserer Vereinbarkeit von familiärer Pflege, Familie und Beruf die wöchentliche Arbeitszeit mehrheitlich um 10 Stunden erhöhen.
Welche staatliche Fördermaßnahmen gibt es?
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen zu verbessern, hat die Bundesregierung Förderprogramme auf den Weg gebracht. Anspruchsberechtigt sind alle zugelassenen ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen nach § 72 SGB XI. So erhalten die Pflegeunternehmen im Rahmen des Förderprogramms der Bundesregierung und des GKV-Spitzenverbands einen maximalen Betrag von bis zu 7.500 Euro jährlich. Förderfähig sind neben Schulungen und Coachings auch externe Kinderbetreuungskonzepte. Das staatliche Programm, das beim GKV-Spitzenverband angesiedelt ist, endet 2024.
Kommentar:
Der weiter steigende Pflegebedarf in Kombination mit dem schon jetzt deutlichen Personalmangel macht ein strategisches Personalmanagement zum zentralen Erfolgsfaktor in den Pflegeeinrichtungen. Neben der Ausbildung von betriebseigenen Pflege-Azubis, ist vor allem die der langfristigen Bindung der Mitarbeiter bedeutend. Gleichzeitig bietet die Rückgewinnung von ausgeschiedenen Pflegefachkräften ein enormes Potenzial, um die Personallücke weiter minimieren zu können. Allerdings müssen die Pflegearbeitsplätze grundsätzlich an die Vorstellungen der Mitarbeiter angeglichen werden. Dazu zählen neben strukturellen Anpassungen, auch Änderungen im Führungsstil oder der Unternehmenskommunikation.
Quelle: Pflege-Netzwerk Deutschland – Publikationen und Fachinformationen