Im Rahmen des Innovationsfonds startete die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) zum 1.1.2025 das neue Versorgungsprojekt multiprofessionelle Primärversorgungszentren mit Pflegefachkraft (PRIMA). Das bis Mitte 2027 angesetzte Projekt zielt darauf ab, Hausarztpraxen durch den gezielten Einsatz von Pflegefachpersonen zu entlasten. PRIMA soll Hausärzte in der Versorgung chronisch kranker Patienten unterstützen, indem Pflegefachkräfte in den Praxisalltag integriert werden und nichtärztliche Aufgaben übernehmen. Damit sollen neue Versorgungsstrukturen geschaffen werden, um den zunehmenden Herausforderungen in der hausärztlichen Versorgung – insbesondere dem Ärztemangel und der steigenden Zahl älterer, betreuungsbedürftiger Patienten – zu begegnen.
Studienbegleitung will Effekt auf Hausarztpraxen untersuchen
Die KVBW strebt an, insgesamt 20 Hausarztpraxen in das Projekt aufzunehmen und diese zu multiprofessionellen Primärversorgungszentren weiterzuentwickeln. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung (IAIV) am Universitätsklinikum Tübingen und der Technischen Universität München (TUM) ist eine begleitende wissenschaftliche Untersuchung geplant, um herauszufinden, wie Pflegefachkräfte zur Entlastung der Hausarztpraxen beitragen und zu einer besseren Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen beitragen können.
Neues Modell soll Versorgung nachhaltig stärken
Die finanzielle Förderung zur Anstellung und Integration einer Pflegefachkraft ist über den Projektzeitraum sichergestellt. Neben der Übernahme der Gehaltskosten wird den Praxen eine Quartalspauschale zur Verfügung gestellt. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Betreuung von mindestens 112 chronisch kranken Patientinnen und Patienten durch die Pflegefachperson über die Dauer des Projekts. Auch Praxen, die bereits eine Pflegefachkraft beschäftigen, können teilnehmen, sofern sie nicht bereits an einem ähnlichen Projekt beteiligt sind. Weitere Projektpartner sind das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, die AOK Baden-Württemberg und das IGES Institut.
Die Erkenntnisse aus PRIMA sollen langfristig dazu beitragen, neue Versorgungsmodelle für Hausarztpraxen zu etablieren und die hausärztliche Versorgung nachhaltig zu stärken.
Kommentar:
Hintergrund des Projekts ist die zunehmend schwierige Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in Baden-Württemberg. Aktuell sind bereits rund 900 Hausarztsitze unbesetzt. Der Ärztemangel wird sich durch den demografischen Wandel weiter verschärfen, da viele Ärzte in den Ruhestand gehen und oft keine Nachfolger finden. Gleichzeitig steigt die Zahl älterer Patienten, die auf hausärztliche Betreuung angewiesen sind, was den Druck auf die verbleibenden Praxen zusätzlich erhöht.
Quelle: KV Baden-Württemberg – KVBW startet neues Projekt für Hausarztpraxen