Magnetresonanztomografen (MRT) oder Kernspintomografen zählen aus Sicht einer Arztpraxis zu den besonders kapitalintensiven Geräten: Je nach Leistungsfähigkeit, Ausstattung und Hersteller fallen Investitionsvolumina zwischen rund 800.000 und 1,5 Mio. Euro für die Anschaffung an. Doch trotz der hohen Anschaffungskosten finden sich in Deutschland laut ATLAS MEDICUS® mehr als 1.400 dieser Geräte in Praxen oder MVZ im ambulanten Bereich. Auch die Nachfrage scheint angesichts zunehmender Wartezeiten von Patienten auf einen MRT-Termin gesichert. Lässt sich aus diesen Informationen der Schluss ziehen, dass sich eine Investition auf alle Fälle lohnt? Der ATLAS MEDICUS® ROI-Planer gibt Aufschluss.
Wann gilt eine Investition aus wirtschaftlicher Sicht als rentabel?
Die Vorteilhaftigkeit einer Investition lässt sich mithilfe einer sogenannten Amortisationsrechnung beurteilen. Diese gibt Aufschluss darüber, nach welcher Zeit das investierte Kapital dank der mit der Investition erzielten Umsätze wieder an den/die Investoren zurückgeflossen ist. Hierbei sind im Fall des MRT-Gerätes Informationen über die voraussichtliche Anzahl der Untersuchungen von gesetzlich und privat Versicherten sowie Selbstzahlern und deren Bewertung (nach EBM bzw. GOÄ) erforderlich. Auf Ausgabenseite schlagen neben den laufenden Betriebsausgaben für das Gerät (Energie, Verbrauchsmaterialien, Wartung, Versicherung etc.) auch Darlehenszinsen, die abzuführende Einkommensteuer (hier können sich aufgrund von Verlusten auch negative Werte ergeben) und die Aufwendungen für die Abnutzung (AfA) sowie die Geldflüsse für Tilgungsleistungen zu Buche. Während insbesondere bei größeren Investitionen kurzfristig negative Liquiditätssalden resultieren, kehrt sich dieser Effekt im Zeitverlauf möglichst schnell wieder um. Als Faustregel gilt: Eine Investition sollte aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur dann getätigt werden, wenn sie sich innerhalb der voraussichtlichen Nutzungsdauer amortisiert – also wenn sie spätestens im letzten Jahr der veranschlagten Nutzungsdauer zu einem positiven Kapitalsaldo führt.
Kapitalintensive medizinisch-technische Investitionen erfordern hohe Auslastung
Das vorliegende Beispiel aus dem ATLAS MEDICUS® ROI-Planer (vgl. Abb. 1) kalkuliert die Amortisationsdauer eines MRT (3 Tesla) mit Anschaffungskosten in Höhe von 1,5 Mio. Euro auf Basis der Durchschnittswerte einer radiologischen Einzelpraxis mit Standort in Westdeutschland. Es zeigt sich, dass die Amortisationsdauer nach Steuern bei 11,5 Jahren liegt und damit die Abschreibungs- bzw. geplante Nutzungsdauer von 8 Jahren um 3,5 Jahre übersteigt. Nach Ablauf der Abschreibungsdauer resultiert bei der Kennzahl „kumulierte Liquidität“ ein Negativbetrag in Höhe von mehr als 450.000 Euro. Dies bedeutet, dass die Liquidität der Praxis, bei der zu diesem Zeitpunkt gegebenenfalls eine Ersatzinvestition für das MRT anfällt, zusätzlich durch den Kapitaldienst für das (evtl. nicht mehr nutzbare) Altgerät belastet ist. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist demzufolge von der Investition abzuraten.
Abb. 1: Amortisationsrechnung MRT, Einzelpraxis
Quelle: ATLAS MEDICUS
Ohne Berücksichtigung der Steuern resultiert eine noch längere Amortisationsdauer von 17,5 Jahren. Dies erklärt sich im dargestellten Fall mit der negativen Steuerbelastung, die sich aus jährlichen Verlusten in Zusammenhang mit der Investition ergibt.
Voraussetzungen für Großgeräteinvestitionen sind häufig nur in Großpraxen/MVZ gegeben
Die Amortisationsgeschwindigkeit und damit die Rentabilität von Investitionen in medizinisch-technische Großgeräte lassen sich durch eine höhere Auslastung verbessern. Größere Praxisstrukturen bieten deshalb aus betriebswirtschaftlicher Sicht deutlich bessere Ausgangsbedingungen. Die Berechnung des Beispielfalls im ROI-Planer zeigt, dass sich die Anschaffung des MRT-Geräts für radiologische Praxen oder MVZ ab einer Mindestgröße von drei Vertragsarztsitzen lohnt (vgl. Abb. 2). In diesem Fall amortisiert sich die Investition bereits nach 6,1 Jahren und zum Ende der Nutzungsdauer kumuliert sich der Liquiditätsüberschuss auf knapp 457.000 Euro.
Abb. 2: Amortisationsrechnung MRT, Vertragsarztpraxis mit drei Sitzen
Quelle: ATLAS MEDICUS
Neben zusätzlichen Vertragsarztsitzen können auch weitere Maßnahmen zu einer besseren Auslastung von Geräten beitragen. Hierunter fallen z.B. eine gute Ablauforganisation, das Vermeiden von Ausfällen durch Recall, erweiterte Praxisöffnungszeiten oder der Betrieb des Gerätes in Kooperation mit einer Klinik.
Quellen: