Der Personalmangel in der Pflege ist weiterhin dramatisch. So ist die langfristige Bindung von qualifiziertem Pflegepersonal wichtiger denn je. Dies gilt für stationäre Pflegeeinrichtungen ebenso wie für ambulante Pflegedienste. Oftmals gelingt dies allerdings nicht. Innerhalb der ersten fünf Jahre nach Ausbildungsabschluss scheidet bereits ein Viertel der Pflegekräfte aus dem Beruf aus. Insbesondere die zunehmende Arbeitsverdichtung und die damit verbundene hohe Belastung sind ursächlich für den Ausstieg. Daneben werden in den kommenden 10 bis 12 Jahren eine halbe Millionen Pflegefachkräfte in Rente gehen. Welche Anreize und Motivationen sind für diese Berufsgruppe notwendig, um wieder die Pflegetätigkeit aufzunehmen? Eine bundesweit angelegte Studie mit dem Titel „Ich pflege wieder, wenn…“liefert nun erste Ergebnisse.
60% der Pflegekräfte können sich Wiedereinstieg vorstellen
Kooperationspartner der Studie sind die Arbeitnehmerkammer Bremen und des Saarlands sowie das Institut Arbeit und Technik (IAT) Gelsenkirchen. In der Online-Befragung wurden rund 12.700 Berufsaussteiger und Teilzeitbeschäftigte in der Pflege befragt unter welchen Voraussetzungen diese einen beruflichen Wiedereinstieg bzw. eine Erhöhung der Stundenzahl für wahrscheinlich halten. Den Ergebnissen zufolge können sich gut 60% der Befragten eine berufliche Rückkehr vorstellen. Allerdings müssten hierfür bestimmte Arbeits- und Rahmenbedingungen erfüllt sein. Gleiches gilt für die Stundenaufstockung. Unter den Teilzeitkräften wäre eine Stundenerhöhung für knapp die Hälfte der Befragten denkbar. Den Berechnungen zufolge ist vom einem Pflegefachkräftepotenzial von 302.000 (konservativ) bzw. 661.000 (optimistisch) Vollzeitäquivalenten auszugehen.
Kommentar:
Die Wiedereingliederung von ausgeschiedenen Pflegefachkräften ist ein wichtiger Baustein, um den Personalmangel in der Pflege zumindest teilweise abzufedern. Die Studie gibt dazu wichtige Anhaltspunkte, welche Rahmenbedingungen gegeben sein müssen, damit die Pflegekräfte in ihren Job zurückkehren. Zentrale Faktoren sind ein fairer Umgang im Team, Wertschätzung vom Vorgesetzten sowie eine bedarfsgerechte Personalbemessung. Auch das Verständnis der Führungsebene für Arbeitsbelastung der Pflegekräfte sowie mehr Zeit für den Patienten sind von großer Bedeutung für die ehemaligen Pfleger. Die Erkenntnis allein reicht allerdings nicht aus, sondern es gilt diese in die Unternehmenskultur der Pflegeanbieter zu implementieren. Nur so kann die Attraktivität in der Pflege insgesamt gesteigert werden.