Nachhaltigkeit und Klimasensibilität spielt auch bei Hausärzten eine große Rolle

Nachhaltigkeit und Klimasensibilität spielt auch bei Hausärzten eine große Rolle

Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu erfüllen, ohne die Chancen künftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu decken und ihren Lebensstil selbst zu bestimmen. Ein nachhaltiges Handeln und Wirtschaften verfolgt langfristige Ziele und berücksichtigt neben ökologischen auch ökonomische und soziale Faktoren. Dazu zählen die Förderung von Fachkräften durch Ausbildung, der Schutz der Gesundheit, ein respektvoller Umgang mit Mitarbeitenden, faire Bezahlung, die Umsetzung von Sozialstandards, gesellschaftliches Engagement sowie der Einkauf aus der Region. Im Zusammenhang mit dem Patienten steht der Begriff der Nachhaltigkeit für einen möglichst langfristig wirksamen Behandlungserfolg. Dabei gewinnt der Präventionsgedanke an Relevanz.

Gleichzeitig ist das Thema Nachhaltigkeit untrennbar mit dem Klimawandel verbunden. Als größte Gesundheitsgefahr unseres Jahrhunderts stellt dieser auch das Gesundheitssystem und damit die Hausärzte vor neue Herausforderungen:

  • Die Erderwärmung sorgt für eine steigende Morbiditäts- und Mortalitätslast in der Bevölkerung.
  • Neue Infektionskrankheiten werden sich ausbreiten, da veränderte Umweltbedingungen den Lebensraum von krankheitsübertragenden Insekten erweitern.
  • Vor allem vulnerable Gruppen, wie ältere und chronisch kranke Patienten, müssen engmaschiger betreut werden. Die regelmäßige Kontrolle des Allgemeinzustands ist dabei genauso wichtig wie die Überprüfung und Anpassung der Medikamentendosierung.

Hitze stellt eine gesundheitliche Belastung dar

Laut Statistischem Bundesamt sind im Zeitraum von 2002 bis 2022 jedes Jahr 20 Menschen an Hitze als direkte Todesursache gestorben. In den vergangenen Jahren haben Hitzschläge, Sonnenstiche oder Sonnenbrände der Haut durchschnittlich zu 1.500 Behandlungen im Krankenhaus geführt.

Dass die gesundheitlichen Belastungen durch Hitze zunehmen, zeigt der aktuelle Hitze-Report der DAK-Gesundheit. Dafür wurden 1.000 Menschen in Deutschland über 18 Jahre befragt. Während die älteren Menschen zunehmend gesundheitlich unter der Hitze leiden, macht sich die jüngere Generation große Sorgen um die zukünftige Entwicklung der Temperaturen.

Ende Juli 2024 gaben 24% der Befragten gesundheitliche Probleme durch Hitze an. Im Jahr davor waren es noch 20%. Die Probleme waren hauptsächlich Erschöpfung (76%), Kreislaufprobleme (66%) und Schlafstörungen (55%). 5% der befragten Personen haben deswegen einen Arzt aufgesucht. Auf einen Arztbesuch verzichtet haben 16%, obwohl sie sich diesen gewünscht hätten. Bei den über 60-Jährigen gaben 32% an, dass sie in diesem Jahr gesundheitliche Probleme mit der Hitze hatten. 2023 waren es noch 25%.

Die hausärztlichen Praxen können einen großen Beitrag zur Aufklärung über Hitzeschutzmaßnahmen leisten.

Insbesondere die hausärztlichen Praxen sind gefordert, bauliche Maßnahmen wie Jalousien umzusetzen und den Praxisablauf beispielsweise mit angepassten Sprechstunden auf die zunehmende Hitzebelastung auszurichten.

Eine Hitzesprechstunde ist insbesondere für ältere und chronisch Kranke sinnvoll:

  • Findet in den kühlen Morgenstunden statt
  • Getränkeangebot in der Praxis durch Wasserspender mit Gläsern oder recycelten Papierbechern sorgt für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • Praxisorganisation so gestalten, dass wenig Wartezeit entsteht

 

Kommentar:

Der Klimawandel erfordert ebenso ein Umdenken in den Arztpraxen. Dabei ist die Umsetzung ressourcenschonender Konzepte ebenso wichtig wie die Anpassung organisatorischer Prozesse zum Wohle der Patienten. Gleichzeitig eröffnet die bewusste Auseinandersetzung einen Wettbewerbsvorteil, denn mittlerweile sind Nachhaltigkeitsgesichtspunkte ein wichtiges Beurteilungskriterium für die Vergabe von Krediten. So schreibt die EZB vor, dass zur Steuerung ihrer Kreditrisiken alle Klima- und Umweltrisiken im Rahmen der Kreditvergabe zu berücksichtigen sind.

Quellen:

Andrea Kern-Schnur
Autor Andrea Kern-Schnur
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