Innovative Pflegekonzepte zum Beispiel auch aus dem Ausland könnten ebenfalls die ambulante Pflege hierzulande bereichern. So wurde im Rahmen des zweiten Berichts der Konzertierten Aktion Pflege das Modell Buurtzorg (dt. Nachbarschaftshilfe) vorgestellt. Bereits 2007 entwickelte der Niederländer Jos de Blok dieses Modell für die ambulante Pflege. Das Konzept steht für einen humanitären Ansatz, indem die Wahrung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit im Vordergrund steht.
Selbstbestimmtes Arbeiten und Flexibilität für die Pflegekräfte
Zudem unterscheidet sich die Organisation der ambulanten Pflege grundlegend. Dabei arbeitet das eigenständige Pflegeteam ohne Führungsstruktur im Rollenmodell. Die Abrechnung der Pflegekunden sowie Mitarbeiter wird durch einige wenige Beschäftigte erledigt. Alle weiteren verwaltungstechnischen Aufgaben werden durch das Pflegeteam organisiert. Dazu zählen die Pflegeplanung sowie die Koordination der Urlaubs- oder Arbeitszeiten.
Bessere Pflegequalität durch Vernetzung von Pflege und Ärzten
Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der Umsetzung des Präventionsgedankens. Die Förderung der Selbstpflege nimmt beim Buurtzorg-Modell eine zentrale Rolle ein. Der Pflegebedürftige ist aktiver Teil eines umfassenden Unterstützungsnetzwerkes aus Ärzten, Sozialarbeitern, Nachbarschaftshilfe und Pflegekräften. Neben der tatsächlichen pflegerischen Tätigkeit sind die Pflegekräfte Manager des Pflegebedürftigen. Analysen der Wirtschaftlichkeit haben gezeigt, dass durch die geschickte Pflegeorganisation insgesamt die Betreuungsstunden um 50% reduziert werden konnten. Gleichzeitig fördert die verbesserte Versorgungs- und Betreuungsqualität auch die Zufriedenheit bei den Pflegekräften.
Kommentar:
Das Pflegekonzept aus den Niederlanden zeigt, dass die Eigenständigkeit der Pflegebedürftigen nicht im Widerspruch zu einem selbstbestimmten Arbeiten der Pflegekräfte stehen muss. Flache Hierarchien, mehr Kompetenz oder die Entlastung von administrativen Aufgaben rückt auch hierzulande immer mehr in den Fokus. Zukünftig sollen Pflegefachkräfte im Rahmen der häuslichen Pflege mehr Kompetenzen erhalten. Dazu wurde die Häusliche Krankenpflege-Richtlinie angepasst. Pflegefachkräfte dürfen unter bestimmten Voraussetzungen eigenständig über die Häufigkeit und Dauer von verordnungsfähigen medizinischen Maßnahmen entscheiden.
