Eine kürzlich im Journal of the American Medical Association (JAMA) veröffentlichte Metastudie untersuchte den Zusammenhang zwischen systemischer Fluoridaufnahme und dem Intelligenzquotienten (IQ) bei Kindern. Die Ergebnisse dieser Studie werfen Fragen zur Sicherheit von Fluorid auf und haben internationale Diskussionen ausgelöst.
Studienüberblick
Die Metaanalyse umfasste 74 Studien aus zehn Ländern, darunter China, Indien, Iran, Mexiko, Kanada, Pakistan, Dänemark, Neuseeland, Spanien und Taiwan. In 64 dieser Studien wurde eine inverse Beziehung zwischen der Fluorid-Exposition und dem IQ der Kinder gefunden, d.h. je höher die prä- oder postnatale Fluorid-Exposition, desto niedriger der gemessene IQ.
In den 31 in die Metastudie einbezogenen Studien, in denen die Fluoridkonzentration im Trinkwasser gemessen wurde, war der gemessene IQ-Unterschied zwischen der exponierten und der nicht exponierten Gruppe mit -0,15 (bei einem durchschnittlichen IQ von 100) allerdings sehr gering. Dieser Wert wurde auch in den 20 Studien ermittelt, in denen die Fluoridkonzentration im Urin gemessen wurde. Ein negativer Effekt auf den IQ war zudem erst ab einer Konzentration von 1,5 Milligramm Fluorid pro Liter Trinkwasser oder Urin nachweisbar. In den 13 Studien, in denen Messungen auf individueller Ebene durchgeführt wurden, wurde eine Abnahme des IQ um 1,63 Punkte pro Milligramm pro Liter Fluoridanstieg im Urin festgestellt.
Bedeutung von Fluorid in der Kariesprophylaxe
Fluoride spielen eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Zahnkaries. Sie fördern die Remineralisation des Zahnschmelzes und hemmen das Wachstum kariesauslösender Bakterien. Die lokale Anwendung, z.B. durch fluoridhaltige Zahnpasta, ist besonders wirksam und minimiert das Risiko unerwünschter systemischer Wirkungen.
Kommentar:
Relevanz für Deutschland
Die Ergebnisse der Metaanalyse müssen vor dem Hintergrund der jeweiligen Fluoridexpositionsquellen gesehen werden. Im Gegensatz zu den USA, wo über 73% der Haushalte mit fluoridiertem Trinkwasser versorgt werden, wird in Deutschland dem Trinkwasser kein Fluorid zugesetzt. Der Fluoridgehalt des Trinkwassers liegt hierzulande in der Regel unter 0,3 mg/l und damit weit unter dem in der Studie als kritisch angesehenen Wert von 1,5 mg/l, der in Deutschland auch den gesetzlichen Grenzwert bei Trinkwasser darstellt. Auch in den USA liegt der vom U.S. Public Health Service empfohlene Fluoridgehalt mit 0,7 mg/l deutlich unter diesem Wert. Selbst bei einer Fluorid-Exposition von mehr als 1,5 mg/l sind die erwartbaren Effekte auf den IQ vergleichsweise gering.
In Deutschland erfolgt die Kariesprophylaxe hauptsächlich durch die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta und fluoridiertem Speisesalz. Die lokale Anwendung von Fluorid gilt als sicher und wirksam zur Vorbeugung von Zahnkaries.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) betont, dass bei den in Deutschland üblichen Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser keine Auswirkungen auf den IQ von Kindern zu erwarten sind. Die DGKiZ warnt daher vor Fehlschlüssen aus der Studie und empfiehlt, die bewährten Konzepte der Kariesprophylaxe mit Fluorid beizubehalten. Eine Änderung der Empfehlungen zur Kariesprävention bei Kindern sei daher nicht erforderlich.
Quellen: