Der Apothekerverband Nordrhein e.V., der Hausärzteverband Nordrhein e.V. und der Landesverband West des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. schließen sich zum „Aktionsbündnis Patientenversorgung“ zusammen, um sich für die medizinische, pharmazeutische und pflegerische Versorgung in Nordrhein einzusetzen. In einer zunehmend alternden Gesellschaft mit stetig steigendem Bedarf an Versorgung und Betreuung sind die Bündnispartner entschlossen, die ambulante Versorgung nachhaltig zu sichern bzw. zu verbessern und appellieren an die Politik.
Sie sehen jedoch erhebliche Herausforderungen:
- Sinkende Betreuungszeiten: Medizinisches Personal arbeitet am Limit, da immer weniger Fachkräfte eine wachsende Anzahl von Patienten versorgen müssen, was zu weniger Zeit für die individuelle Betreuung führt.
- Erhöhter Personalbedarf: Der steigende Bedarf an Versorgung und Personal kann nicht allein durch Outsourcing oder Zeitarbeit gedeckt werden, neben quantitativen Gründen auch aufgrund qualitativer Defizite. Es ist entscheidend, qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen und die ambulante Versorgung politisch zu stärken.
- Fachkräftemangel: Es besteht nicht nur ein Mangel an Fachkräften, sondern auch eine mangelnde Attraktivität der Berufsbilder und somit mangelndes Interesse junger Menschen, diese Berufe zu ergreifen. Die Politik muss die Wertschätzung und Bezahlung in diesen Berufen verbessern.
- Bürokratie: Die übermäßige Bürokratie in der Gesundheitsversorgung führt zu Zeitverlust sowie Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Gesundheitsdienstleistern und beeinträchtigt die Patientenversorgung.
- Digitalisierung: Die Digitalisierung sollte die Arbeitsabläufe im Gesundheitswesen unterstützen und den Datenschutz gewährleisten, anstatt die Betroffenen zu belasten. Sie muss für alle Patienten niedrigschwellig zugänglich sein.
Insgesamt fordert das Aktionsbündnis eine politische Stärkung der ambulanten Versorgung, um diesen Herausforderungen zu begegnen und die Versorgung der Patienten sicherzustellen.
Kommentar:
Der stetig steigende Versorgungs- und Betreuungsbedarf erfordert neue Versorgungskonzepte und Strukturwechsel, um eine Sicherstellung der Versorgung gewährleisten zu können. Nach Meinung des Hausärzteverbandes Nordrhein führt, um eine kosten- und qualitätsorientierte Versorgung sicherzustellen, kein Weg am Primärversorgungssystem vorbei. Das Primärversorgungssystem ist die grundlegende Gesundheitsstruktur, die als erste Anlaufstelle für medizinische Versorgung in der Regel von Hausärzten und anderen Grundversorgern bereitgestellt wird. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Früherkennung, Prävention und Behandlung von Krankheiten und zielt darauf ab, leicht zugängliche, koordinierte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung bereitzustellen. Einen wichtigen Schritt zum Primärversorgungssystem stellt die hausarztzentrierte Versorgung dar. Laut Hausärzteverband Nordrhein fallen die diesbezüglichen Bemühungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung insgesamt bislang jedoch zu gering aus. Es geht darum, wie Patienten in Zukunft medizinisch versorgt werden. Dies erfordert Teams in Arztpraxen, Delegation ärztlicher Aufgaben, Qualifizierung und Aufwertung medizinischer Fachberufe sowie eine Anpassung der Honorare.