Das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen zieht nach fünf Jahren und elf Auswahlverfahren zur Landarztquote, die im Wintersemester 2019/2020 eingeführt wurde, eine positive Zwischenbilanz. Im Schnitt war das Interesse mit 4.825 Bewerbungen auf die verfügbaren 1.043 Studienplätze knapp fünf Mal so hoch wie der Bedarf.
Positive Entwicklung und Ausblick
Derzeit sind 800 Studierende im Rahmen der Landarztquote eingeschrieben. Ab dem Wintersemester 2024/2025 kommen 150 weitere hinzu. Die Abbrecherquote liegt bei etwa 4% und entspricht damit der Quote des konventionellen Medizinstudiums. Die ersten Absolventen der Landarztquote werden ihr Studium im Wintersemester 2025/2026 abschließen und danach die fünfjährige Facharztweiterbildung beginnen, wodurch die Maßnahme auch spürbar zur hausärztlichen Versorgung beitragen wird. Zehn weitere Bundesländer sind dem Vorbild Nordrhein-Westfalens bereits gefolgt und haben ähnliche Quoten eingeführt.
Bedeutung und Herausforderungen der Landarztquote
Die Landarztquote ist ein wichtiges Instrument, um die hausärztliche Versorgung in NRW, insbesondere in ländlichen Regionen, zu sichern. Über 55% der rund 11.000 Hausärzte in NRW sind bereits über 55 Jahre alt. Zudem wächst die Nachfrage nach medizinischen Leistungen durch die demografische Entwicklung, wodurch der Fachkräftemangel weiter verschärft wird.
Bewerbungsverfahren und Studienplätze
Pro Jahr stehen 180 Studienplätze im Rahmen der Landarztquote zur Verfügung (7,8%), verteilt auf acht Studienorte in NRW. Für das Sommersemester 2025 werden weitere 26 Studienplätze in Köln und Münster angeboten. Bewerber können bei der Antragstellung ihre Präferenzen angeben, die soweit möglich berücksichtigt werden. Die Nachfrage ist durchgehend hoch: In allen bisherigen Verfahren überstieg die Zahl der Bewerber die der verfügbaren Studienplätze. Zuletzt mindestens das Doppelte bzw. in den Sommersemestern sogar das Sieben- bis Achtfache.
Das zweistufige Bewerbungsverfahren wird vom Landeszentrum Gesundheit (LZG) Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Es umfasst:
- Stufe 1: Bewertung der Hochschulzugangsberechtigung (30%), des Testergebnisses für Medizinische Studiengänge (30%) und berufspraktischer Erfahrungen im medizinischen, pflegerischen oder therapeutischen Bereich (40%).
- Stufe 2: Prüfung der sozialen und kommunikativen Fähigkeiten sowie der Motivation der Bewerber, die für die Tätigkeit als Landarzt besonders relevant sind.
Kommentar:
Bewerberzahl dennoch auf weniger als ein Drittel geschrumpft
Trotz der bisher sehr positiven Zwischenbilanz ist das Interesse an der Landarztquote in NRW insgesamt deutlich zurückgegangen: Die Bewerberzahlen sind von anfangs 1.312 auf aktuell nur noch 394 gesunken. Im Wintersemester 2023/24 konnte sogar erstmals nicht die volle Anzahl der für die Landarztquote reservierten Plätze besetzt werden, da es trotz ausreichender Bewerbungen nicht genügend geeignete Kandidaten gab.
Ein möglicher Grund für die anfangs besonders hohe Bewerberzahl könnte die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens gewesen sein. Zum einen sorgte die Einführung der Quote für viel Aufmerksamkeit, zum anderen gab es in den umliegenden Bundesländern noch keine vergleichbare Regelung, was vermutlich auch viele Bewerber aus benachbarten Regionen anzog.
Weitere Maßnahmen gegen den Hausärztemangel
Um den Bedarf an Hausärzten weiter zu decken, hat das Land NRW zusätzliche Maßnahmen umgesetzt, darunter:
- Hausarztaktionsprogramm
- neue medizinische Fakultät in Ostwestfalen-Lippe an der Universität Bielefeld
- Verdopplung der Medizinstudienplätze an der Universität Witten-Herdecke
Trotz der bisherigen Erfolge reichen die bestehenden Studienplätze noch nicht aus, um den Mangel vollständig zu beheben. Eine erhöhte Kapazität wäre nötig, um die Nachfrage zu decken und den Fachkräftemangel langfristig zu lindern.