Personal – wichtige Ressource, aber auch bedeutender Kostenfaktor für Zahnarztpraxen

Personal - wichtige Ressource, aber auch bedeutender Kostenfaktor für Zahnarztpraxen

Angestellte Zahnärzte, Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) und weiteres nichtzahnärztliches Personal sind entscheidend für die Qualität der Patientenversorgung und die Effizienz der Praxisorganisation. Gleichzeitig stellen die Personalkosten den größten Kostenblock im Praxisbetrieb dar. Erfahren Sie, welche betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und Benchmarkdaten Aufschluss über die Personalsituation und Kostenstruktur in Zahnarztpraxen geben und mit welchen Strategien Praxen erfolgreich Personal gewinnen und binden können.

Personalausgaben – mit Abstand der größte Kostenblock

Laut Atlas Medicus Infodienst liegt der durchschnittliche Umsatz je Praxisinhaber in Westdeutschland im Jahr 2023 bei 631.700 Euro. Nach Abzug aller Kosten verbleibt ein durchschnittlicher Gewinn je Inhaber von 210.600 Euro, was einer Umsatzrentabilität von 33,3% entspricht. Größter Kostenblock sind die Personalkosten mit einer Personalaufwandsquote von 27,2%. Insbesondere in Großstädten mit höherem Lohnniveau kann die Quote auch darüber liegen. Werte zwischen 22 und 28% werden als gut, Werte darunter als sehr gut, Werte darüber als kritisch angesehen.

Im Jahr 2023 lag die durchschnittliche Lohnsumme je Praxis in den alten Bundesländern bei 212.346 Euro und damit um 9,3% höher als im Vorjahr, während der Umsatz eines niedergelassenen Zahnarztes im gleichen Zeitraum nur um +5,2% gestiegen ist. Die Möglichkeiten für Honorarsteigerungen waren allerdings im Zeitraum vom 1.1.2023 bis 31.12.2024 begrenzt, da in diesem Zeitraum eine strikte Budgetierung der vertragszahnärztlichen Leistungen galt. Diese sollte zur Stabilisierung der Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) beitragen. So durfte nach den Vorgaben des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes die Gesamtvergütung für vertragszahnärztliche Leistungen im Jahr 2024 um maximal 1,5% steigen. Inzwischen wurde die strikte Budgetierung jedoch wieder aufgehoben.

Inflation und steigender Mindestlohn sorgen für deutlichen Anstieg bei Tarifgehältern

Die tatsächlich gezahlten Gehälter in Zahnarztpraxen variieren stark, je nach Standort, Erfahrung des Personals und Größe der Praxis.

Angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte erzielten, bundesweit betrachtet, Stand 2023 laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit bei Vollzeitbeschäftigung ein Mediangehalt von 5.580 Euro, bei einer mittleren Schwankungsbreite zwischen 3.859 und 7.028 Euro.

Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) erhalten bei Vollzeitbeschäftigung eine Vergütung von im Mittel 2.917 Euro, bei einer mittleren Schwankungsbreite zwischen 2.385 und 3.489 Euro.

Die Gehälter des nichtzahnärztlichen Praxispersonals sind nur im nordrhein-westfälischen Landesteil Westfalen-Lippe sowie in den vier Bundesländern Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Saarland tariflich geregelt. Im übrigen Bundesgebiet wird die Vergütung individuell zwischen Arbeitgeber und KZV vereinbart. Viele Praxen orientieren sich jedoch am Tarif. Zum 1.10.2023 wurden die Tarifgehälter für ZFA zuletzt deutlich angehoben. Davon profitierten vor allem Berufseinsteiger, deren Vergütung um 6,6% stieg. Mit 2.368 Euro liegt das monatliche Bruttogehalt für vollzeitbeschäftigte Berufsanfänger dennoch nur knapp über Mindestlohnniveau (2.222 Euro bei dem seit 1.1.2025 geltenden Mindestlohn von 12,82 Euro pro Stunde und einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden). Je nach Berufserfahrung und Tätigkeitsgruppe sieht der Tarifvertrag eine Vergütung von bis zu 4.000 Euro vor. Die Eingruppierung in eine höhere Tätigkeitsgruppe setzt entsprechende Weiterbildungen voraus. Für das Jahr 2025 wird eine weitere Erhöhung der ZFA-Gehälter erwartet (die Tarifverhandlungen laufen noch).

Personalstruktur entscheidet maßgeblich über Effizienz

Ein angemessenes Verhältnis zwischen zahnärztlichem und nichtzahnärztlichem Personal ist entscheidend für einen reibungslosen Praxisablauf. Im Bundesdurchschnitt sind in den Praxen der alten Bundesländer – ohne Vertragszahnärzte – durchschnittlich acht Personen beschäftigt (vgl. Abb. 1). Für Behandlungsassistenz, Prophylaxe, Terminmanagement und Abrechnung werden im Durchschnitt 2 bis 3 ZFA je Zahnarzt benötigt.

Abb. 1: Durchschnittliche Personalausstattung westdeutscher Zahnarztpraxen

Durchschnittliche Personalausstattung westdeutscher Zahnarztpraxen

Quelle: KZBV Jahrbuch 2024

Fachkräftemangel bei Zahnmedizinischen Fachangestellten

ZFA ist einer der beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland, dennoch reicht die Zahl der Bewerber nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken. Der Beruf wird daher von der Agentur für Arbeit als Mangelberuf eingestuft (siehe auch unsere News vom 17.1.2025: „Fachkräftemangel in Zahnarztpraxen gefährdet Patientenversorgung“). Zudem wandern viele ZFA nach der Ausbildung in besser bezahlte Berufe ab.

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Zahl älterer Menschen wird trotz einer immer besseren Mundgesundheit die Nachfrage nach zahnmedizinischen Leistungen und damit der Personalbedarf in den Zahnarztpraxen perspektivisch steigen. Gleichzeitig erschwert der zunehmende Fachkräftemangel den Zahnarztpraxen die Gewinnung und Bindung von qualifiziertem Praxispersonal. Besonders prekär ist die Personalsituation bei den ZFA, der Zahnmedizinischen Fachassistenz (ZMF) und den Zahnmedizinischen Verwaltungsangestellten (ZMV). In der aktuellen ZäPP-Befragung zur Fachkräftesituation in Zahnarztpraxen beurteilten 40% der Praxen, die an der Befragung teilgenommen haben, die eigene Personalsituation als schlecht oder sehr schlecht, nur rund ein Drittel schätzte sie als gut oder sehr gut ein.

Kommentar:

Vor allem die Arbeitsbedingungen spielen eine entscheidende Rolle bei der Personalgewinnung und -bindung. Dazu gehören nicht nur eine angemessene Vergütung, sondern auch die Möglichkeit flexibler Arbeitszeiten, eine moderne Praxisausstattung und gezielte Fortbildungsangebote. Weiterbildung und Spezialisierung der Mitarbeiter fördert nicht nur die Behandlungsqualität, sondern schafft auch Anreize für eine langfristige Bindung an die Praxis. Nicht zuletzt tragen ein gutes Betriebsklima, transparente Kommunikation und Wertschätzung wesentlich zur Mitarbeiterzufriedenheit bei. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, setzen immer mehr Praxen auch auf den Einsatz von Quereinsteigern und ungelernten Kräften. Darüber hinaus kann auch der Einsatz digitaler Tools die Arbeitsbelastung reduzieren, die Effizienz steigern und damit die Zufriedenheit des Teams fördern. Bei der Personalsuche gewinnen neben den klassischen Stellenanzeigen auch Empfehlungen, Social-Media-Kampagnen und Kooperationen mit Berufsschulen an Bedeutung.

Quellen:

  • Agentur für Arbeit: Entgeltatlas 2023
  • KZBV Jahrbuch 2024/ZäPP-Erhebung 2023
Verena Heinzmann
Autor Verena Heinzmann
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