Pflegende Angehörige: Wunsch nach professioneller Unterstützung ist groß

Pflegende Angehörige: Wunsch nach professioneller Unterstützung ist groß

Die überwiegende Mehrheit der Pflegebedürftigen in Deutschland wird in der eigenen Häuslichkeit durch pflegende Angehörige versorgt. Eine deutschlandweite Befragung des Sozialverbands VdK Deutschland dokumentiert erstmals die Situation pflegender Angehöriger.

Online-Befragung zeigt Überforderung der Angehörigen

An der groß angelegten Online-Befragung nahmen 56.000 Menschen teil, davon 27.000 pflegende Angehörige und 6.500 Pflegebedürftige. Grundsätzlich wird die Pflege zu Hause von Angehörigen und Pflegebedürftigen gleichermaßen bevorzugt. Nur 10% der pflegenden Angehörigen kann sich eine Versorgung in einem Pflegeheim vorstellen. Noch geringer ist die Quote bei den Pflegebedürftigen selbst. Hier sehen nur 2,3% der Befragten eine stationäre Pflegeeinrichtung als Alternative. Die tragende Säule der häuslichen Pflege sind mit 72% die Frauen. Insgesamt fühlen sich die pflegenden Angehörigen oftmals überfordert. Ein Drittel der Befragten gab an, die Pflege zu Hause nur unter großen Schwierigkeiten bzw. gar nicht mehr bewältigen zu können. Fast 60% der Angehörigen vernachlässigen dafür sogar die eigene Gesundheit.

Mehr Unterstützung für Nächstenpflege

Folglich ist der Wunsch nach Unterstützung unter den Pflegenden ausgeprägt. 84% der Befragten gaben an, mehr Verhinderungspflege zu benötigen. Auch der Bedarf nach Kurzzeitpflege (77%) ist hoch. Gleichzeitig werden diese Leistungen nur selten in Anspruch genommen. Insbesondere finanzielle Hürden werden von den Teilnehmern der Befragung als Hinderungsgründe angegeben. So verzichten 56% der Responder auf die professionelle Unterstützung durch einen Pflegedienst aufgrund der hohen Zuzahlungen. Auch Angebote wie die Tagespflege werden von mehr als der Hälfte der Befragten aufgrund des Geldes abgelehnt. Letztere kann auch von ambulanten Pflegediensten angeboten werden. Daneben sind die bürokratischen Hürden sowie die Dauer der Antragsstellung ursächlich für die Nichtinanspruchnahme der Unterstützung.

 

Kommentar:

Die Pflege ist für Angehörige oftmals sehr belastend – auch weil eine mögliche Entlastung durch ambulante Pflegedienste häufig an den finanziellen Mitteln scheitert. Zudem ist die Unterbringung in einer stationären Einrichtung für Angehörige und Pflegebedürftige zumeist keine Option. Umso wichtiger sind Entlastungsangebote im Rahmen der häuslichen Pflege. So wurde im Rahmen des Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetzes (GVWG) der Leistungsbetrag für die Kurzzeitpflege seit 2022 um 10% angehoben. Ebenso sind Sachleistungsbeträge um 5% gestiegen. Auf diese Weise sollen die finanziellen Belastungen in der ambulanten Pflege für die Pflegebedürftigen reduziert werden. Angesichts der derzeitigen konjunkturellen Entwicklung könnte die Wirkung der Anhebung schnell verpuffen.

Quelle: Sozialverband VdK Deutschland e.V. – Pflegende Angehörige: Oft am Ende der Kraft

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