Das Institut für Technologie und Arbeit (IAT) hat gemeinsam mit verschiedenen Partnern ein Tool entwickelt, das Migranten dabei unterstützt, potentielle Gesundheitsprobleme zu erkennen und darauf zu reagieren. Mit Hilfe von Leitfäden, Trainingsmaterialien und -aktivitäten sowie einer E-Trainingsplattform können Migranten selbstständig Wissen und Fähigkeiten aufbauen. Außerdem sollen Ärzte und Pfleger die Migranten bei der Verbesserung ihrer Gesundheitskompetenz unterstützen.
Migranten leisten einen Beitrag zur Gesellschaft
Das IAT hat im Rahmen des Projekts „Migrants Digital Health Literacy“ (MIG-DHL) das Ziel, die Eingliederung von Migranten zu verbessern, da der Zugang zu Gesundheits- und Sozialdienstleistungen ein wichtiger Aspekt für den Grad der Integration ist. Nur wenn Menschen durch eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung gesund aufwachsen, können sie einen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung zu eliminieren.
Verschiedene Faktoren reduzieren die Gesundheitskompetenz
Besonders bei neu Immigrierten ist die Gesundheitskompetenz gering ausgeprägt, was auf folgende Punkte zurückzuführen ist:
- Fehlende Fähigkeiten bei den Gesundheitsfachkräften wie Ärzten oder Pflegern im Umgang mit den Migranten
- Ungenügende Sprachkenntnisse, kulturelle Barrieren und ökonomische Herausforderungen
- Niedriger ökonomischer Status und Bildung
Ein Lösungsansatz ist das Einbinden und Schulen von Migranten, die bereits seit längerer Zeit in Deutschland leben. Diese können dann andere Migranten unterstützen. Um Hürden abzubauen, sollten sowohl Patienten als auch Leistungserbringer die Trainingsmaterialien nutzen.
Kommentar:
Interkulturelle Hindernisse erschweren die Kommunikation von Patienten und Gesundheitspersonal
Nicht nur die Sprachbarriere stellt eine Herausforderung in der Patientenversorgung dar – interkulturelle Differenzen können zu Fehldiagnosen führen. Beispielsweise gefährdet das Anerkennen einer Krankheit in einigen Gesellschaften der Subsahara Afrikas den sozialen Status. Aus diesem Grund wird selten über Vorerkrankungen gesprochen, um den eigenen sozialen Status nicht negativ zu beeinflussen. In ostasiatischen Gesellschaften werden eigene Probleme lange zurückgehalten, da die Gruppe oder Familie als wichtiger angesehen wird. Besonders psychische Erkrankungen werden folglich oft als persönliches Scheitern aufgefasst. In arabischen Gesellschaften wird dem Arzt eine hohe Autorität zugesprochen. Wenn Patienten nicht aktiv nachfragen, kann dies ein Zeichen des Respekts sein.
Je nach Hintergrund des Patienten muss das Gesundheitspersonal verschiedene interkulturelle Verhaltensweisen berücksichtigen, um Missverständnisse und Fehldiagnosen zu verhindern. Gleichzeitig verbessern die Migranten ihre Gesundheitskompetenz mit Hilfe verschiedener Tools selbst. Das Projekt kann dabei helfen, sprachliche und interkulturelle Hürden in der Patientenversorgung abzubauen.
Quelle: MIG-DHL