Positive Markt- und Umsatzentwicklung für Apotheken in 2021

Positive Markt- und Umsatzentwicklung für Apotheken in 2021

Was sind die zentralen Umsatzbringer einer Apotheke?

Auch 2021 hat sich der Markt für Apotheken wieder positiv entwickelt, gemäß DAV (Deutscher Apothekenverband) sind allein die GKV-Arzneimittelausgaben um über 10% angestiegen. Daneben erzielen Apotheken noch Umsätze mit Arzneien für PKV-Versicherte und Selbstzahlern (sog. Over-the-Counter-Geschäft) sowie dem apothekenüblichen Ergänzungssortiment. 2021 dürften in Summe damit 60 Mrd. Euro (ohne MwSt) umgesetzt worden sein, im Jahr 2020 lag das Marktvolumen bei 57 Mrd. Euro. Medikamente machen mit 90% das Gros der Erlöse aus. Innerhalb der Arzneimittel wiederum dominiert der Verordnungsmarkt, d.h. ca. 85% ihres Umsatzes erzielt die Apotheke mit den Rx-Arzneien.

Weniger Apotheken erzielen mehr Umsätze

Seit über 20 Jahren sinkt die Zahl der Apotheken, Ende 2021 waren es bundesweit 18.461, d.h. auf 100.000 Einwohner kommen 22 Apotheken, was unter dem europäischen Durchschnitt, der bei 32 liegt, ist (Quelle: ABDA). Die einzelne Apotheke erzielt bei wachsendem Markt und gleichzeitig rückläufiger Zahl an Mitbewerbern stetig höhere Erlöse: Der Durchschnittsumsatz einer Apotheke wird in 2021 erstmals die 3-Millionen-Euro-Marke (ohne MwSt) erreichen, vor zehn Jahren waren es noch 1,8 Mio. Euro. Jedoch wird dieser statistische Wert von umsatzstärkeren Großapotheken und den ungleich größeren Versandapotheken beeinflusst, denn auch weiterhin liegen über 60% der Apothekenbetriebsstätten unter dieser Durchschnittsmarke.

Renditeentwicklung folgt nicht der Umsatzentwicklung

Im o.g. Kernsegment erhält der Apotheker für jede Rx-Arznei einen Fixbetrag in Höhe von 8,35 Euro je Packung sowie ein 3%iges Honorar auf den Einkaufspreis des Medikaments. Dieses sog. Kombipreismodell wurde seit 2013 nicht mehr angepasst und kann somit den steigenden Kosten einer Apotheke nicht Rechnung tragen. Zudem ist die Honorierung auch stark von der Absatzmenge abhängig und die Zahl der Arzneimittel steigt im Gegensatz zum monetären Volumen nicht bzw. weniger stark an (Absatz +1,3% im Rx-Segment gemäß Insight Health). Die Rendite einer Apothekenbetriebsstätte ist folglich bis 2019 stetig auf 5,7% gesunken. Trotz der steigenden Umsätze ist nicht nur der relative Gewinn, sondern sogar das verbraucherpreisbereinigte Betriebsergebnis unter dem Niveau des Jahres 2017 gelegen (Quelle: DAV Wirtschaftskonferenz 2021)

Positive pandemiebedingte Sondereffekte hinsichtlich Umsatzes und Marge

Insbesondere aufgrund von pandemiebedingten Sondereffekten erhöhte sich die Marge in 2020 und 2021 wieder auf über sechs Prozentpunkte und für 2021 ist mit einer über dem Vorjahreswert (6,1%) liegenden Durchschnittsrendite zu rechnen. Pandemiebedingtes Zusatzgeschäft ergeben bzw. ergaben sich durch:

  • Herstellung von Desinfektionsmittel
  • Abgabe von Masken
  • Impfstoffabgabe an Ärzte, Betriebsärzte und (mobile) Impfteams
  • Ausstellung der Impf-/Genesenenzertifikate
  • Verkauf der Covid-Test-Kits
  • Apotheken fungieren als Testcenter (kostenlose Bürgertests)
  • Durchführung & Verkauf von Schnelltests
  • Indirekte Zusatzverkäufe wie Hygiene- und Desinfektionsmittel, Handpflegemittel, Antibiotika für die unteren Atemwege, Asthmapräparate, Arzneien zur Stärkung des Immunsystems etc.

Neuerdings dürfen auch in Apotheken Impfungen gegen Corona durchgeführt werden, das betrifft jedoch erst das Geschäftsjahr 2022.

Nach Aussagen des BMG belaufen sich die coronabedingten Sondereffekte auf geschätzt 125.000 Euro Umsatz je Apotheke (so der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn). Rückblickend, so die Mehrheit der ApothekeninhaberInnen, war 2021 ein gutes oder sogar exzellentes Jahr (Quelle: aposcope-Umfrage), sodass trotz Renditedruck und zusätzlicher Aufgaben ApothekerInnen wieder positiver in die Zukunft blicken.

 

Kommentar:

Diese Durchschnittsbetrachtung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass einzelne Apothekentypen unterschiedlich stark profitierten. Im Gegensatz zu arzt- und wohnortnahen Apotheken mussten die Mitbewerber in Fußgängerzonen, Einkaufszentren, Bahnhöfen oder Flughäfen teilweise massive Umsatzeinbußen als Folge des Lockdowns sowie der Mobilitätseinschränkungen der Bevölkerung hinnehmen.

ApothekeninhaberInnen sahen sich zudem besonderen Herausforderungen gegenüber: Sie mussten massive Kunden- und Umsatzschwankungen managen, Pandemiepläne, Hygienekonzepte etc. zum Schutz der Patienten sowie der eigenen Mitarbeiter erstellen und umsetzen (z.B. Einführung eines Mehrschichtbetriebs, Dokumentationspflichten, Gefährdungsbeurteilung) etc. Darüber hinaus waren erforderliche Umbauten mit Kosten verbunden z.B. für Wetterschutz vor dem Eingang für Wartende, Plexiglasscheiben, Abtrennungen, mobile Kassensysteme, Zelte usw.

Quellen: ABDA, DAV, BMG, Aposcope, Insight Health

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