Primärversorgung- ein Ziel, viele Wege

Primärversorgung- ein Ziel, viele Wege

Die aktuellen Herausforderungen in der ambulanten Gesundheitsversorgung sind mannigfaltig. Zu der Alterung der Bevölkerung und Zunahme der chronischen Erkrankungen kommt der Ärztemangel, insbesondere in der Grundversorgung hinzu. Im fachärztlichen Versorgungsbereich nimmt die Inanspruchnahme aufgrund des niedrigschwelligen Zugangs ohne Überweisungserfordernis zu.

Inzwischen herrscht bei den Ärztevertretern, Krankenkassen und Gesundheitspolitik Einigkeit, dass es eine gezielte Patientensteuerung geben muss.

Über die Ausgestaltung eines Primärversorgungskonzeptes gibt es unterschiedliche Vorstellungen innerhalb der Ärzteschaft und bei den Krankenkassen.

Regionale Gesundheitszentren

Der Verband der Ersatzkassen erprobt seit dem Frühjahr 2024 in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen das Modell der regionalen Gesundheitszentren (RGZ). Ziel ist, ein solches Modell innerhalb von 3 bis 4 Jahren in die Regelversorgung zu übernehmen.

Die RGZ arbeiten fachübergreifend und sollen alle ambulanten Medizinischen Behandlungen erbringen. Neben der fachübergreifenden ärztlichen Vernetzung spielen Delegation, digitale Angebote wie Videosprechstunden und Koordination der Versicherten (Case Management) eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Delegation werden Hausbesuche von einer NäPA durchgeführt, die mit einem Telemedizin-Rucksack, der verschiedene Geräte enthält, ausgestattet ist. Perspektivisch sollen weitere Gesundheitsberufe eingebunden werden, beispielsweise die Physician Assistants zur direkten Unterstützung der Ärzte.

HÄPPI mit dem Hausärztinnen und Hausärzteverband

Der Hausärztinnen und Hausärzteverband hat das Modell „HÄPPI“, basierend auf der HzV konzipiert. Auch hier übernimmt der Hausarzt die Steuerungsfunktion. Wie beim vdek enthält das Konzept eine fachübergreifende Behandlung, Zusammenarbeit mit Fachkräften anderer Gesundheitsberufe und die Integration von Videosprechstunden.

Zu Qualitätssicherung sind Fallbesprechungen, Qualitätszirkel und Standards zum Informations- und Wissensaustausch vorgesehen. Die Vergütung soll nicht von der Quantität (z.B. Fallzahlen) abhängig gemacht werden.

Drei Stufen in Niedersachsen

Aktuell hat der Hausärztinnen der Hausärzteverband Niedersachsen ein eigenes Modell vorgelegt. Es sieht ein 3-Stufen- Modell zu hausärztlichen Primärversorgung vor.

 

Kommentar:

Die unterschiedlichen Modelle zeigen, dass die Kerninhalte zur Primärversorgung und der damit einhergehenden Patientensteuerung dicht beieinander liegen.

Unterschiede gibt es bei der konkreten Ausgestaltung. Keine Aussage gibt es bezüglich der Finanzierung und Vergütung der teilnehmenden Ärzte.

Die aktuelle Problematik bei der Sicherstellung der ambulanten Versorgung sollte eigentlich dazu führen, dass sich die Kostenträger und Leistungserbringer an einen Tisch setzen, zumal die Kernideen fast identisch sind. Stattdessen scheinen sie sich mit eigenen Konzepten profilieren zu wollen.

Siehe News vom 20.11.2023

Quellen:

Andrea Kern-Schnur
Autor Andrea Kern-Schnur
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