Neurologische Krankheiten wie Parkinson oder Multiple Sklerose erfordern für einen nachhaltigen Behandlungserfolg eine kontinuierliche ärztliche Betreuung. Doch gerade in ländlichen Regionen wird die Versorgung aufgrund des Fachärztemangels zunehmend schwieriger. Telemedizin könnte ein Ansatz sein, um Versorgungslücken zu schließen.
Neues Konzept soll Versorgung verbessern
Hier setzt das Projekt TENEAM (TeleNeurologisch ambulante Versorgung) an. Es stellt ein sektorenübergreifendes, telemedizinisches Angebot dar, das den Patienten einen unkomplizierten Zugang zu neurologischer Expertise ermöglichen soll. Dazu überweist der Hausarzt die Patienten direkt in eine virtuelle Sprechstunde, wo Fachärzte die Abklärung übernehmen. Die Sprechstunde erfolgt unabhängig vom Wohnort der Patienten und ohne lange Wartezeiten. Auch Erkrankungen wie Epilepsien, Kopfschmerzen oder periphere Neuropathien können so zeitnah diagnostiziert und behandelt werden. Für die Prüfung der Wirksamkeit des Modells wird der Ansatz mit der herkömmlichen Regelversorgung verglichen. Die Befragung der Patienten über ihre Versorgungserfahrung und Lebensqualität nach der Behandlung stellt dabei einen zentralen Aspekt dar.
Eckdaten zum Projekt
Das Projekt läuft von Juli 2025 bis März 2029 und wird mit insgesamt rund 8,4 Mio. € gefördert. Sollte sich das Konzept bewähren, könnte es nicht nur die neurologische Versorgung in ländlichen Gebieten nachhaltig verbessern, sondern auch einen Beitrag leisten, den bundesweiten Fachkräftemangel abzumildern. Getragen und unterstützt wird das Projekt von verschiedenen Krankenkassen, Berufsverbänden, Universitäten und Praxispartnern.
Kommentar:
Eine Auswertung des Atlas Medicus bestätigt, dass die neurologische Versorgungssituation in Mecklenburg-Vorpommern ein starkes Stadt-Land-Gefälle aufweist. Von potenziellen Versorgungsproblemen betroffen sind die grün – und insbesondere die dunkelgrün – eingefärbten Regionen, in denen also die Zahl der Einwohner je Neurologe höher liegt als im Durchschnitt der gesamten Region. Aus Sicht der praktizierenden oder niederlassungswilligen Neurologen kennzeichnen sich diese Gebiete durch eine vorteilhafte Konkurrenzsituation, während sie aus Perspektive der Versorgung jedoch negativ zu beurteilen sind.
Abb. Atlas Medicus Marktatlas: Zahl der Neurologen und Abweichung der Versorgungsdichte vom Durchschnitt Mecklenburg-Vorpommerns

Quelle: ATLAS MEDICUS
Während in den Stadtkreisen Rostock und Schwerin jeweils rund 16.000 Einwohner auf einen Neurologen entfallen, ist die Situation im ländlich geprägten Landkreis Mecklenburgische Seenplatte deutlich angespannter: Dort muss ein Neurologe rechnerisch fast 32.400 Menschen und damit fast doppelt so viele Patienten versorgen. Für niedergelassene Ärzte mag dies eine vorteilhafte Wettbewerbssituation darstellen – aus Sicht der Patienten bedeutet es jedoch eine erhebliche Versorgungslücke. Ob TENEAM tatsächlich dazu beitragen kann, die neurologische Versorgung in den ländlichen Regionen Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns nachhaltig zu verbessern, wird sich im Rahmen der Evaluation nach Ende zeigen.
Quellen: