Apotheken haben während der Pandemie wichtige Aufgaben übernommen, stehen aber nun vor wirtschaftlichen Herausforderungen und rechtlichen Unsicherheiten. Ihr positives Image bleibt, doch Nachwuchssorgen und Lieferengpässe bedrohen die Zukunft. Die Digitalisierung schreitet voran, aber langsam und mit Hindernissen.
SchließenApotheken haben während der Pandemie wichtige Aufgaben übernommen, stehen aber nun vor wirtschaftlichen Herausforderungen und rechtlichen Unsicherheiten. Ihr positives Image bleibt, doch Nachwuchssorgen und Lieferengpässe bedrohen die Zukunft. Die Digitalisierung schreitet voran, aber langsam und mit Hindernissen.
SchließenZusatzaufgaben während der Pandemie:
Apotheken haben ad-hoc zentrale zusätzliche Aufgaben in der Pandemiebewältigung übernommen und damit ihre Rolle als niedrigschwellige (oft erste) Ansprechpartner rund um Gesundheitsfragen der Bevölkerung bekräftigt. Beispielhaft sei die Herstellung von (z.T. nicht lieferbarem) Desinfektionsmittel, die Ausgabe von Schutzmasken an vulnerable Bevölkerungsgruppen, die Versorgung mit Impfstoffen, das Ausstellen von Impf- und Genesenenzertifikaten, das Fungieren als Test-Center genannt oder dass mittlerweile auch in Apotheken gegen COVID-19 geimpft werden kann.
Kurzfristig führten - insbesondere in 2021 - diese Effekte zu Sonderumsätzen in Apotheken und einer steigenden Rendite
Mittelfristig führen gesetzliche Eingriffe, der Wegfall dieser Sondereffekte und steigende Kosten zu sinkenden Margen und negativen wirtschaftlichen Prognosen in der Apothekerschaft.
Deren Berufsalltag ist mittlerweile durch andere Herausforderungen geprägt: Lieferengpässe, Bürokratie und Nachwuchssorgen haben das Pandemiethema verdrängt.
Die Pandemie hat bei einigen Apotheken zu einem Digitalisierungsfortschritt beigetragen, gleichzeitig kommt das E-Rezept auch weiterhin nur schleppend und mit Zeitverzug in Gang.
Rechtliches:
Zwar gibt es positive Signale, dass pandemiebedingte Sonderregelungen in die Regelversorgung überführt werden, jedoch steht die jüngst verabschiedete Gesetzesinitiative (Erhöhung Apothekenabschlag) im Widerspruch zu den Vorhaben des Koalitionsvertrags (Stärkung der Vor-Ort-Apotheke, Verbesserung der Honorierung etc.).
Der Gesetzgeber möchte die Ausgabenerhöhungen bei Arzneimitteln eindämmen, was mit weniger Honorierung in dem Kernbereich von Apotheken (der Ausgabe von Rx-Arzneien) einhergeht. Umgekehrt wurden und werden sonstige Leistungen und Services der Apotheken ausgebaut (Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen, Impfungen durch Apotheken, Botendienst etc.).
Lieferengpässe und Bürokratieabbau stehen zwar oben auf der politischen Agenda, es bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit und wann konkrete positive Impulse für die Apotheken folgen.
Kritisch von den Apotheken werden insbesondere die Gesundheitskioske (Aufbau von Parallelstrukturen) beurteilt.
Die Wahrnehmung der Apotheke in der Bevölkerung und beim Nachwuchs:
Auch weiterhin sind rückläufige Apothekenzahlen in BW zu konstatieren. Eine Apotheke versorgt mittlerweile über 1.000 Menschen mehr als 2011, Tendenz weiterhin - insbesondere demographiebedingt - steigend. Der Mangel an Übernahmeinteressenten, die Altersstruktur der Apothekeninhaber:innen, die wirtschaftlichen sowie unternehmerischen Herausforderungen an diese und der Fachkräftemangel werden auch weiterhin die Zahl der Apotheken sinken lassen. Bereits jetzt gibt es große regionale bzw. standortspezifische Versorgungsunterschiede (z.B. hinsichtlich der Erreichbarkeit von Apotheken im Nacht- und Notdienst).
In der Wahrnehmung der Bevölkerung wird die Apothekenversorgung jedoch als positiv beurteilt, insbesondere Landapotheken profitieren von der persönlichen Bindung zu ihren Kund:innen.
Generell scheint sich das (per se gute) Image von Apotheken während der Pandemie in den Augen der Bevölkerung noch zusätzlich verbessert zu haben
Mittelfristig ist jedoch mit einer Verschlechterung, Stichwort Lieferengpässe, zu rechnen
Analog hat die Pandemie allenfalls kurzfristige positive Effekte bei der Nachwuchsgewinnung mit sich gebracht, dagegen spricht jedoch die hohe Arbeitsbelastung (z.B. aufgrund krankheitsbedingter Ausfälle) der Apothekenteams sowie die Ansteckungsrisiken; mittelfristig wirken die aktuelle Herausforderungen in der Branche (sinkende Zahl an Apotheken, Bürokratie etc.) abschreckend und die z.T. attraktiveren Stellenangebote z.B. in der Industrie begünstigen Abwanderung von Fachpersonal in andere Berufe.
Verschärfend kommt hinzu, dass auch Apotheken selbst oft nicht mehr ausbilden (Personalmangel) und Studienplätze für Pharmazie zulassungsbeschränkt sind.