Qualitätsmanagement in Praxen: Fortschritte und Herausforderungen

Qualitätsmanagement in Praxen: Fortschritte und Herausforderungen

Qualitätsmanagement (QM) ist aus ärztlichen, psychotherapeutischen und zahnärztlichen Praxen in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Wie die kürzlich veröffentlichten QM-Jahresberichte 2023 des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) belegen, sind viele Praxen bei der Umsetzung von QM-Maßnahmen sehr aktiv. Dennoch gibt es in einigen Bereichen Verbesserungspotenzial, insbesondere bei der Nutzung systematischer Fehlerberichts- und Meldesysteme.

Ergebnisse der zahnärztlichen Praxen (KZBV-Bericht)

Insgesamt wurden hierzu 1.482 Zahnarztpraxen befragt.

  • Flächendeckende Standards: Nahezu alle Zahnarztpraxen (98%) definieren regelmäßig interne Qualitätsziele, und 99% haben ihre Abläufe schriftlich festgehalten.
  • Patientenbefragungen: Hier liegt der Anteil bei 62%, allerdings führen nur 12% der Praxen fortlaufend und 11% zumindest regelmäßig Patientenbefragungen durch, während 39% dies lediglich unregelmäßig tun.
  • Fehlermanagement und Meldesysteme: Während 96% der Zahnarztpraxen ein anlassbezogenes Fehlermanagement betreiben, nutzen nur 41% systematische Fehlerberichts- und Lernsysteme. Dabei greifen 22% auf „CIRSdent – Jeder Zahn zählt“ zurück und 19% auf alternative Systeme.
  • Schmerzmanagement gut etabliert: Insbesondere etablierte Praxen (85%) setzen auf ein strukturiertes Schmerzmanagement, während der Anteil bei Neugründungen noch leicht geringer ist (76%). (Ein strukturiertes Schmerzmanagement bedeutet eine systematische Planung, Umsetzung und Überprüfung von Maßnahmen, die darauf abzielen, Schmerzen vor, während und nach einer zahnärztlichen Behandlung zu vermeiden oder zu lindern.)

Ergebnisse der ärztlichen und psychotherapeutischen Praxen (KBV-Bericht)

Insgesamt wurden hierzu 4.168 Praxen befragt.

  • Hohe QM-Quote: Über 90% der befragten Praxen definieren Qualitätsziele, dokumentieren Abläufe und setzen auf Fortbildungen sowie Schulungen. Fehlermanagement ist bei 97% der Praxen etabliert.
  • Defizite bei Fehlerberichts- und Meldesystemen: Nur 20% der Praxen nutzen ein systematisches Fehlerberichts- und Lernsystem, obwohl solche Instrumente wie „CIRSmedical“ oder „Jeder Fehler zählt“ wertvolle Beiträge zur Verbesserung der Versorgungsqualität leisten könnten. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag dieser Anteil noch bei 15%.
  • Patientenbefragungen: Diese wichtige Feedbackquelle wird von 59% der Praxen eingesetzt, was eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2021 (57%) darstellt.
  • Schmerzmanagement mit deutlichen Fortschritten: Der Anteil der Praxen, die ein strukturiertes Schmerzmanagement für Schmerzpatienten umsetzen, stieg zuletzt deutlich – von 37% im Jahr 2021 auf aktuell 55%.

 

Kommentar:

Die Ergebnisse zeigen, dass Deutschlands Praxen QM ernst nehmen und viele grundlegende Maßnahmen bereits etabliert haben. Besonders hoch zeigen sich die Umsetzungsquoten bei den Zahnarztpraxen. Vor allem die fast flächendeckende Nutzung von Fehlermanagementsystemen ist ein positives Signal. Positiv hervorzuheben ist auch der Fortschritt der ärztlichen Praxen beim Schmerzmanagement. Die deutliche Verbesserung von 37% im Jahr 2021 auf 55% im Jahr 2023 ist ein Zeichen für den Erfolg gezielter Maßnahmen.

Dass aber nur 20% der ärztlichen und 41% der zahnärztlichen Praxen über systematische Fehlerberichts- und Lernsysteme verfügen, sollte zu denken geben, denn solche Systeme bieten eine große Chance: Fehler können anonym gemeldet, analysiert und in Verbesserungen umgesetzt werden, ohne dass Einzelne mit negativen Konsequenzen rechnen müssen. Fehlerberichts- und Lernsysteme fördern eine offene Fehlerkultur und können die Qualität der Versorgung deutlich verbessern. Hier gibt es noch Nachholbedarf.

Quellen:

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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