Das Modellprojekt QuaMaDi (Qualitätsgesicherte Mamma-Diagnostik) – ein richtungsweisendes Programm zur Brustkrebsfrüherkennung für Frauen mit erhöhtem Risiko oder Verdacht auf Brustkrebs – ist seit 2005 in Schleswig-Holstein etabliert. Nun steht eine technologische Weiterentwicklung an: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz soll die Diagnosesicherheit und Effizienz des Programms weiter steigern.
Koordiniertes Vorgehen für bessere Heilungsprognosen
QuaMaDi basiert auf einer eng abgestimmten Zusammenarbeit von Ärzten der Fachrichtungen Gynäkologie, Radiologie und Pathologie. Zudem werden Fachärzte aus spezialisierten Brustzentren in das Untersuchungsprogramm integriert. Zentrales Merkmal ist die mehrstufige Befundung jeder Mammografie-Aufnahme. Die Erstbeurteilung erfolgt durch einen Radiologen, worauf eine zweite unabhängige Bewertung folgt. Gibt es ein nicht eindeutiges oder verdächtiges Ergebnis findet eine dritte Begutachtung durch ein Brustzentrum statt. Um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen, werden alle relevanten Daten in einer zentralen digitalen Fallakte gespeichert. Somit wird allen beteiligten Ärzten eine zeitnahe und umfassende Einsicht ermöglicht.
Ein großer Vorteil des Programms liegt in der Entdeckung der Mammakarzinome in sehr frühem Stadium – oftmals noch bevor sie überhaupt tastbar sind. Dies bietet die Möglichkeit, schonendere Therapieoptionen anzuwenden und verbessert die Heilungsprognosen der betroffenen Frauen.
Künstliche Intelligenz als Schlüssel zur Optimierung
In Zukunft – nach einer wissenschaftlich begleiteten Erprobungsphase – sieht QuaMaDi den gezielten Einsatz von KI vor, um die Diagnostik weiter zu verbessern. Dabei soll die KI die Detektion von Auffälligkeiten unterstützen, sodass die Zweitbefunder den Fokus auf komplexe und dringliche Fälle legen können.
Risikobasierte Einteilung für gezielte Behandlung
Ein weiterer geplanter Fortschritt betrifft die verbesserte Steuerung der Patienten, um die medizinischen Ressourcen effizienter zu nutzen und die Wartezeiten für Patienten zu reduzieren. Dies gelingt mit einem Fragebogen in den gynäkologischen Praxen. Mithilfe des Fragebogens werden die Patienten in drei Risikostufen eingeteilt:
- Die Hochrisikopatienten werden direkt an spezialisierte Brustzentren verwiesen.
- Die Patienten mit mittlerem Risiko werden in das QuaMaDi-Programm eingebunden.
- Frauen mit niedrigem Risiko nehmen weiterhin am Mammografie-Screening teil.
Kommentar:
Schleswig-Holstein geht mit QuaMaDi als gutes Beispiel voran – nicht nur bei der innovativen Diagnostik, sondern auch bei der Vernetzung verschiedener Fachrichtungen und Sektoren. Jährlich profitieren rund 65.000 bis 70.000 Frauen vom Programm, wodurch allein in 2022 etwa 1.100 Brustkrebsfälle frühzeitig erkannt werden konnten. Der geplante Einsatz von KI ist insbesondere in der Diagnostik von Karzinomen vielversprechend, da hier die beiden Faktoren Zeit und Präzision entscheidend sind. Zudem wird von einem optimierten Ressourceneinsatz profitiert, sodass medizinisches Fachpersonal entlastet und bestmöglich eingesetzt werden kann.