Regierung konkretisiert Pläne zur Umsetzung des Gesundheitskioskmodells

Regierung konkretisiert Pläne zur Umsetzung des Gesundheitskioskmodells

In Deutschland sollen insgesamt 1.000 sog. Gesundheitskioske in sozial benachteiligten Regionen oder Stadtteilen entstehen. Dies geht aus einer jüngst von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellten Gesetzesinitiative hervor. Ziel des neuen Angebots, das sich an Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf richtet, ist ein niedrigschwelliger sowie koordinierter Zugang zur Gesundheitsversorgung unter besonderer Berücksichtigung der Förderung der Gesundheitskompetenz. Dabei sollen die Einrichtungen unter der Leitung von examinierten Pflegefachkräften in ein multiprofessionelles und sektorenübergreifendes Gesundheitsnetzwerk eingebunden werden. Die Initiative zur Errichtung eines Gesundheitskiosks obliegt den Kommunen. Die Kosten des Angebots teilen sich die gesetzliche Krankenversicherung mit 74,5%, die private Krankenversicherung (5,5%) und die Kommunen mit 20% auf.

Nachdem die Eckpunkte bereits vorliegen, sollen in Kürze auch die gesetzlichen Regelungen folgen.

 

Kommentar:

Das 2017 in den Hamburger Stadtteilen Billstedt und Horn gestartete Projekt “Invest Billstedt/Horn” (https://gesundheit-bh.de/) wurde für 45 Monate mit insgesamt ca. 6,3 Millionen Euro über den Innovationsfonds gefördert. Seit dem Auslaufen der Förderung im Jahr 2020 erfolgt die Finanzierung über Selektivverträge mit den beteiligten Krankenkassen. Bereits der Koalitionsvertrag sah die Umsetzung des geförderten Gesundheitskioskmodells in „besonders benachteiligten Regionen“ vor. Abgesehen davon hatte sich der Innovationsausschuss im Februar 2022 für eine Umsetzung des Innovationsfondsprojekts in die Regelversorgung ausgesprochen. Die Evaluation ergab, dass das Modell nicht nur das Potenzial hat, gesundheitliche und soziale Ungleichheiten abzuschwächen, sondern gleichzeitig über eine bedarfsgerechte Versorgungssteuerung in Form eines Abbaus von Unter- und Fehlversorgung zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit beitragen kann. So zeigte sich eine vermehrte Inanspruchnahme der ambulanten Leistungen in Billstedt und Horn im Vergleich zu den anderen Stadtteilen Hamburgs um durchschnittlich 1,9 Besuche pro versicherter Person/Jahr. Im Gegenzug ergab sich (im Vergleich zu anderen Stadtteilen) eine Entlastung der Notaufnahmen und ein Rückgang der vermeidbaren Krankenhausfälle um fast 19% erfolgte.

Gesundheitskioske als kostenintensive Parallelstrukturen?

Das Vorhaben stößt nicht nur auf positive Rückmeldungen. So haben Erfahrungen mit ähnlichen Projekten gezeigt, dass eine 1:1-Übertragung auf andere Regionen schwierig werden könnte. Entscheidend ist es, ob auf lokaler Ebene der Aufbau eines aktiven Kooperationsnetzwerkes gelingt. Bedenken gibt es auch mit Blick auf die zusätzliche Belastung der finanziell gegenwärtig stark unter Druck stehenden gesetzlichen Krankenkassen. Nicht zuletzt befürchten einige Kritiker den Aufbau von Parallelstrukturen und halten eine finanzielle und personelle Stärkung der bestehenden Versorgungsstrukturen und Angebote für zielführender.

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit – Regierung plant Gesundheitskioske deutschlandweit

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