Sachsen-Anhalt: Optimierung des Rettungsdienstes durch Telenotarzt

Sachsen-Anhalt: Optimierung des Rettungsdienstes durch Telenotarzt

Das Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt hat ein neues Projekt zur Optimierung der Patientenversorgung im Rettungsdienst gestartet: den Telenotarzt. Dieses Modell wird derzeit in der Stadt Halle (Saale) und den umliegenden Landkreisen Mansfeld-Südharz und Saalekreis getestet. In den drei Rettungsdienstbereichen stehen 52 Rettungswagen und zehn Notarzteinsatzfahrzeuge für fast 560.000 Einwohner zur Verfügung. Grundsätzlich soll der Telenotarzt notärztliche Unterstützung am Einsatzort leisten, ohne physisch anwesend zu sein. Das geschieht, indem eine telemedizinische Verbindung zwischen Telenotarzt und Notfallsanitäter hergestellt wird. Über diese Verbindung werden Vitaldaten in Echtzeit übermittelt, sodass der Telenotarzt medizinische Anweisungen und Entscheidungen treffen kann.

Ziel des Projektes ist laut Innenministerin, Dr. Tamara Zieschang, die Verbesserung der rettungsdienstlichen Versorgung in den Städten und insbesondere in ländlichen Regionen. Die aus dem Projekt gewonnene Erfahrung möchte sie zur Optimierung des Rettungsdienstes auf Landesebene nutzen.

Sie machte zudem deutlich, dass im Falle eines Rettungseinsatzes, bei dem ein persönliches ärztliches Eingreifen vor Ort notwendig ist, weiterhin ein Notarzt zur Verfügung stehen wird.

Vorteile des Projektes

  • Schnellere Hilfe: Der Telenotarzt kann sofort lebensnotwendige Entscheidungen treffen, bis der Notarzt eintrifft.
  • Ressourcenschonung: Notärzte können zentral und effizient eingesetzt werden.
  • Erhöhte Sicherheit: Das Team aus Notfallsanitätern hat einen Arzt an der Seite, der komplexe Entscheidungen treffen kann; dadurch wird die Erstversorgung der Patienten verbessert.
  • Verbesserte medizinische Versorgung: Durch moderne Telemetrie-Daten kann eine schnelle und akkurate Diagnose erstellt werden.

Innovationsklausel im Rettungsdienstgesetz

Das Land Sachsen-Anhalt hat 2021 die sogenannte Innovationsklausel im Rettungsdienstgesetz Sachsen-Anhalt (§ 49a) eingeführt. Die Klausel gestattet temporäre Ausnahmen, um neue Konzepte rechtlich abgesichert zu testen, praktische Erfahrungen zu gewinnen und diese anschließend zu bewerten. Im Jahr 2023 wurde ein weiteres Projekt zur Optimierung der Notfallversorgung ins Leben gerufen: Im Landkreis Wittenberg und im Burgenlandkreis wurden Gemeindenotfallsanitäter zugelassen, die für zunächst zwei Jahre die dringliche medizinische Betreuung von Patienten übernehmen, bei denen ein Transport ins Krankenhaus nicht zwingend erforderlich ist. Während dieser Erprobungsphase steht den Gemeindenotfallsanitätern ein Fahrzeug zur Verfügung, um zu überprüfen, ob sie durch ihre verkürzten Anfahrtszeiten eine sinnvolle Ergänzung zum Rettungsdienst darstellen und somit zur Verbesserung der Versorgung in der Region beitragen können.

 

Kommentar:

In Deutschland setzt sich das Konzept des Telenotarztes zunehmend durch. Bereits im Oktober 2017 wurde der Telenotarzt im Landkreis Vorpommern-Greifswald eingeführt und hat bis August 2024 insgesamt 10.000 Einsätze begleitet. Dort gilt er schon als erprobt und gehört mittlerweile zur Regelversorgung. Derzeit begleitet die Telenotarztzentrale Greifswald 17 Rettungswagen in den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen. Die 22 Telenotärzte, die von der Universitätsmedizin Greifswald gestellt werden, gewährleisten eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Telenotarztmodelle gibt es darüber hinaus auch in anderen Bundesländern (vgl. News vom 25.2.2022; 4.4.2024).

Herausforderungen bei Etablierung des Telenotarztkonzepts

  • Technische Abhängigkeit: Die Funktionsfähigkeit des Systems ist stark von der Qualität der technischen Infrastruktur (Netzabdeckung, stabile Internetverbindung, Geräte) abhängig.
  • Eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten: Der Telenotarzt ist nicht physisch vor Ort, wodurch praktische Eingriffe, die nur vor Ort durchgeführt werden können, nicht möglich sind.
  • Kommunikationsprobleme: Verzögerungen oder Missverständnisse bei der Kommunikation zwischen Telenotarzt und Rettungsteam vor Ort können die Versorgung beeinträchtigen.
  • Akzeptanz bei Patienten: Patienten haben möglicherweise Vorbehalte gegenüber der telemedizinischen Betreuung und bevorzugen eine physische Präsenz.
  • Kosten: Ausstattung und Umbau der Rettungswagen auf notwendiges Equipment.

Quelle: SACHSEN-ANHALT – Telenotarzt – Innovatives Projekt zur Verbesserung der Patientenversorgung

Autor Moritz Thiel
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