Fachzahnarztausbildung als eine Möglichkeit der Spezialisierung
Nach der allgemeinzahnärztlichen Ausbildung besteht für Zahnärzte in Deutschland die Möglichkeit, eine der folgenden anerkannten Fachzahnarztweiterbildungen zu absolvieren:
- Kieferorthopädie (KFO)
- Oralchirurgie
- Öffentliches Gesundheitswesen
- Parodontologie (nur im Bereich der Landeszahnärztekammer Westfalen-Lippe möglich)
Eine Sonderstellung nehmen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen (MKG) ein. Diese haben sowohl ein ärztliches als auch zahnärztliches Studium plus eine Facharztausbildung absolviert. Als Zahnarzt und Chirurg bezieht der MKG GKV-Honorare sowohl über die Kassenzahnärztliche als auch über die Kassenärztliche Vereinigung.
Anzahl tätiger Fachzahnärzte in Deutschland (2021)
Fachrichtung | behandelnd tätig | davon in eigener Praxis niedergelassen |
KFO | 3.731 | 2.895 |
Oralchirurgie | 3.529 | 2.360 |
MKG | 1.326 | 1.077 |
Neben der Fachzahnarztweiterbildung gibt es noch weitere Möglichkeiten der Spezialisierung, beispielsweise über ein Aufbaustudium oder das Ausweisen eines oder mehrerer Tätigkeitsschwerpunkte.
Kommentar:
Der Erwerb von Zusatzqualifikationen und die Spezialisierung auf bestimmte zahnmedizinische Leistungsbereiche sind gute Möglichkeiten, um sich von den Kollegen zu differenzieren. Dies ist besonders in Regionen mit hoher Zahnarztdichte interessant. Eine Fachzahnarzttätigkeit bzw. Spezialisierung wirkt sich zumeist positiv auf den Praxisumsatz aus. Spezialisierte Zahnärzte profitieren häufig auch von Zuweisungen aus allgemeinzahnärztlichen Praxen. Neben dem mit einer Spezialisierung verbundenen Potenzial auf Einnahmenseite sind jedoch auch die Kosten zu berücksichtigen. So kann eine Spezialisierung beispielsweise hohe Investitionen und Betriebskosten nach sich ziehen oder bei Konzentration auf ein spezielles (und damit eingeschränktes) Behandlungsangebot unter Umständen aber auch die Anschaffung kostenintensiver medizintechnischer Geräte obsolet machen. Schließlich sind die Anforderungen an die Geräteausstattung einer Praxis, die die gesamte allgemeinzahnärztliche Leistungsbandbreite abdeckt, groß. Die Vorhaltung von Geräten für Röntgendiagnostik, Prophylaxe/PZR und Wurzelkanalaufbereitung ist bei einer allgemeinzahnärztlichen Praxis ebenso erforderlich wie gegebenenfalls die Ausstattung im Bereich der Implantologie oder ein eigenes Praxislabor zur Herstellung von Zahnersatz oder anderer zahntechnischer Produkte.
Aufbaustudium als Alternative zur Fachzahnarztweiterbildung
Aufbaustudiengänge werden von verschiedenen Hochschulen und Universitäten angeboten und führen zu Masterabschlüssen z.B. in den Bereichen:
- Alterszahnheilkunde
- Ästhetische Zahnheilkunde
- Orale bzw. Gesichtschirurgie
- Endodontologie
- Implantologie
- Kieferorthopädie
- Kinderzahnheilkunde
- Laserzahnheilkunde
- Parodontologie
- Prothetik
- Digitale Dentaltechnologien / CAD/CAM-Fertigung
Tätigkeitsschwerpunkte: gute Spezialisierungsmöglichkeit mit wenig Aufwand
Das Ausweisen von Tätigkeitsschwerpunkten ist, gegenüber den deutlich zeit- und kostenaufwendigeren Möglichkeiten Fachzahnarztweiterbildung oder Masterstudium, eine vergleichsweise niederschwellige Möglichkeit der Spezialisierung, da sie berufsbegleitend erfolgt.
Beispiele für mögliche Tätigkeitsschwerpunkte:
- Ästhetische Zahnheilkunde: Zahnbehandlung, die auf Aussehen und Schönheit ausgerichtet ist.
- Endodontie: Hier werden Krankheiten des Zahninneren behandelt. Die Behandlung erfolgt vor allem durch neue mikroskopische sowie minimal-invasive Techniken wie z.B. Wurzelkanalbehandlungen oder spezielle Füllungstherapien.
- Gnathologie: Sie beschäftigt sich mit dem gesunden sowie krankhaft veränderten Kauapparat (spezielle Form der Prothetik).
- Implantologie: Hierbei werden Zahnimplantate für fehlende eigene Zähne eingesetzt.
- Pädodontie: Für die Kinderzahnheilkunde sind meistens eine besondere Ausbildung und spezielle Apparaturen erforderlich.
- Parodontologie: Sie umfasst die Lehre vom Zahnhalteapparat und seinen Erkrankungen. Die entsprechenden Leistungen werden oft in überregionalen Spezialpraxen angeboten.
- Prophylaxe: Hierbei handelt es sich um die vorbeugende Behandlung von Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates.
- Prothetik: In diesem Bereich geht es um den künstlichen Ersatz von Zähnen und Kaueinheiten.
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer möglicher Tätigkeitsschwerpunkte. Welche davon im jeweiligen Kammerbezirk zugelassen sind, geht aus den Fortbildungsangeboten der Landeszahnärztekammern hervor bzw. kann direkt bei den Landeszahnärztekammern erfragt werden.
Bei Existenzgründern gehören vor allem diejenigen Praxen zu den wachstumsstarken, die eine Spezialisierung aufweisen können, während Praxisübernehmer ohne Arbeitsschwerpunkte in Großstädten und auf dem Land eher zu den schwächeren Praxen zählen. Fachzahnarztpraxen und geräteintensive Spezialgebiete wie die Implantologie erfordern in der Regel aber auch ein höheres Finanzierungsvolumen bei der Praxisgründung.
ATLAS MEDICUS® Marktatlas zeigt spezialisierte Praxen in ganz Deutschland
Im ATLAS MEDICUS® Marktatlas können gezielt Praxen mit bestimmten Spezialisierungen wie beispielsweise Implantologie, Parodontologie oder Schnarchtherapie herausgefiltert werden. Die Einfärbung zeigt die Praxisdichte in Bezug zur Einwohnerzahl (rot = viele Praxen je Einwohner, grün = geringe Praxisdichte).
Abb. 1 zeigt auf Parodontologie spezialisierte Praxen in Baden-Württemberg. Dabei ist deutlich zu sehen, dass sich diese aktuell überwiegend auf die Großstädte Stuttgart, Mannheim, Freiburg und Ulm konzentrieren, aber auch auf besonders kaufkräftige Regionen wie Baden-Baden oder die Bodenseeregion. Hier und auch in anderen süddeutschen grenznahen Regionen profitieren Praxen auch von kaufkräftigen Schweizer Patienten, für die eine Behandlung in Deutschland kostengünstiger ist.
Quelle:
KZBV Jahrbuch 2022