Startschuss für das DMP Adipositas

Startschuss für das DMP Adipositas

Nach dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) zum neuen Disease-Management-Programm für Patienten mit Adipositas vom Dezember 2023 (vgl. News vom 9.1.2024) ist nun der Startschuss für den Abschluss regionaler Verträge zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und Vertragsärzten und/oder Krankenhäusern gefallen. Mit diesen bietet sich Patienten mit krankhaftem Übergewicht die Möglichkeit, sich bei ihrem Hausarzt in das Programm einzuschreiben. In Ausnahmefällen dürfen auch fachärztlich tätige Internisten das Programm anbieten, insbesondere bei medizinischen Gründen oder sofern es sich um Stammpatienten der betreffenden Ärzte handelt.

Teilnahmeberechtigte Patientengruppen

Das Programm richtet sich ausschließlich an gesetzlich versicherte Erwachsene mit:

  • einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 35 oder
  • einem BMI zwischen 30 und 35, die zusätzlich unter mindestens einer Begleiterkrankung leiden (z.B. Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2)

Inhalte des Adipositas-Behandlungsprogramms

Das neue DMP zielt darauf ab, die Behandlung der betroffenen Patienten durch ein multimodales Schulungsangebot und eine leitliniengerechte ärztliche Therapie (auch der Begleiterkrankungen) zu verbessern und positiven Einfluss auf den Verlauf der chronischen Krankheit zu nehmen. Im Fokus steht die Veränderung des Gesundheitsverhaltens der Patienten, was zu einer Gewichtsreduktion und dauerhaften Gewichtsstabilisierung führen und damit Folgeschäden des krankhaften Übergewichts reduzieren soll. Gemeinsam mit den Teilnehmern werden individualisierte Ernährungs- und Trainingsziele festgelegt und deren Einhaltung überprüft.

Lifestyle-Arzneimittel zum Abnehmen keine DMP-Leistung

Der G-BA weist ausdrücklich darauf hin, dass die DMP grundsätzlich nur Leistungen enthalten dürfen, die Bestandteil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenversicherung sind. Somit sind die gegenwärtig als Lifestyle-Arzneimittel eingestuften Appetitzügler und Abnehmspritzen ausgeschlossen.

 

Kommentar:

Nach Angaben der Deutschen Adipositas-Gesellschaft lässt sich in den letzten 20 Jahren eine Zunahme der Prävalenz von Adipositas beobachten. Dies gilt vor allem für Männer und Menschen im jungen Erwachsenenalter. Bundesweit leiden gegenwärtig bereits 23% der Männer und 24% der Frauen unter Adipositas (BMI ≥30 kg/m2). Hierbei lässt sich mit steigendem Lebensalter eine Zunahme der Prävalenz beobachten. Ferner tritt Adipositas häufiger bei Personen mit geringem sozioökonomischen Status auf.

Strategien gegen die steigenden Zahlen übergewichtiger und adipöser Menschen sind dringend erforderlich. Übergewicht und Adipositas sind nicht nur als individuelles Gesundheitsproblem der Betroffenen einzuordnen, sondern bringen auch eine erhebliche Belastung für die Volkswirtschaft und das öffentliche Gesundheitssystem mit sich. Berechnungen der Universität Hamburg zufolge summieren sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten in Zusammenhang mit Adipositas hierzulande auf jährlich rund 63 Mrd. Euro (hiervon 29 Mrd. direkte und 34 Mrd. Euro indirekte Kosten). In einer Modellberechnung geht die OECD davon aus, dass im Zeitraum 2020-2050 in den OECD-Staaten durchschnittlich circa 8% der Gesundheitsausgaben für die Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen (wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Gelenk- und Rückenbeschwerden) entfallen, die mit Adipositas auftreten.

Siehe auch News vom 9.1.2024

Quellen:

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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