Jährlich wird auf dem Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) der Apothekenwirtschaftsbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Die Zahlen für 2023 fielen demnach schlecht wie nie aus, denn trotz steigender Umsätze weist die durchschnittliche Betriebsstätte ein stark rückläufiges Betriebsergebnis aus.
Der Umsatz der im Panel der Treuhand Hannover erfassten Apotheken – das sind ca. 2.500 Betriebsstätten – verbesserte sich durchschnittlich um 6,8% auf 3,4 Mio. Euro (netto). Das Marktwachstum für Apotheken hingegen lag darunter, es stieg um 3,4% auf 66,4 Mrd. Euro. Die einzelne Betriebsstätte erzielt immer mehr Umsätze, da die Zahl der Apotheken jährlich zurückgeht. Am Jahresende 2023 gab es mit 17.571 fast 500 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass fast zwei Drittel der Branchenvertreter geringere Erlöse erzielen als diese 3,4 Mio. Euro, denn der Einfluss der größeren, umsatzstarken Apotheken ist entsprechend hoch; die ‚typische‘ Apotheke erzielt einen Jahresumsatz in Höhe von 2,25 bis 2,5 Mio. Euro und auch der Median liegt bei unter 3 Mio. Euro.
Absolutes Betriebsergebnis geringer als 2019
Das steuerliche Betriebsergebnis je Apotheke hingegen hat sich sowohl relativ als auch in absoluten Größen im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert:
- Mit 4,3% im Vergleich zu 5% (für 2022) wurde erneut ein ‚niedrigster‘ Wert im Langzeitvergleich erreicht; damit schreibt sich der Trend sinkender Renditen aus den letzten zehn Jahren fort: Damals lag der Wert noch bei 6,7% (mit einem coronabedingten Ausnahmejahr in 2021, als 6,8% erzielt werden konnten).
- In der Vergangenheit hatte sich jedoch zumindest das absolute Betriebsergebnis positiv entwickelt (siehe Abbildung). Das gilt jedoch nicht für 2023: Mit unter 150.000 Euro liegt es unter dem Niveau der beiden Vorjahre und ist sogar etwas geringer als in 2019. Im Vergleich zum Vorjahr sind es knapp 8% weniger.
Quelle: Apothekenwirtschaftsbericht (2024); Folie 80
Ursächlich für die geringere Marge war in 2023 insbesondere der höhere Wareneinsatz (erhöhter Apothekenabschlag, geringere Vergütung im Kernmarkt der Apotheken bei Rx-Arzneien, weil weniger Packungen bzw. mehr Hochpreiser, rückläufiger Anteil OTC etc.).
Angesichts auch weiterhin steigender Kosten – gerade auch für Personal – sehen auch die Prognosen düster aus; demnach wird für 2024 mit einem erneuten Rückgang des Betriebsergebnisses um 15.000 Euro gerechnet.
Kommentar:
Die Zahlen bedürfen jedoch durchaus einer Relativierung: Denn sie berücksichtigen nicht sonstige Einkünfte (wie z.B. die Erlöse durch pharmazeutische Dienstleistungen oder die Auszahlungen aus dem Nacht- und Notdienstfonds) und sie beziehen sich immer auf einzelne Betriebsstätten, d.h. alle Filialbetriebe, die naturgemäß – weil angestellte ApothekenleiterInnen mit höheren Personalkosten einhergehen und damit – geringere Renditen aufweisen, werden als einzelne Betriebe gewertet.
Hinzu kommt die sich zuspitzende Streuung im Markt, was eine Betrachtung der durchschnittlichen Apotheke immer schwieriger macht, denn – so auch ein Beitrag von AWA-Chefredakteur Dr. Hubert Ortner in seiner kommentierenden Analyse – allein seit 2020 hat sich die Zahl der Großbetriebe mit über 5 Mio. Euro Umsatz nahezu verdoppelt. Die Luft für kleine Betriebsstätten wird immer dünner bzw. der Margendruck höher, diese scheiden aus dem Markt aus, während die Top-Performer stetig weiterwachsen und sich auch ökonomisch nicht unbedingt verschlechtern. Das verdeutlicht, dass das unternehmerische und wirtschaftliche Geschick von Apothekeninhabern und -inhaberinnen wichtig wie nie zuvor ist.
Quellen:
- ABDA – DAV-Wirtschaftsforum 2023 sowie dortige Download-Quellen
- AWA Apotheke & Wirtschaft – Dunkelgrau- und Schwarztöne – bei der ABDA nichts Neues