Stimmungsbarometer: Wirtschaftliche Stimmung in Q2/2023 erneut schlechter

Stimmungsbarometer: Wirtschaftliche Stimmung in Q2/2023 erneut schlechter

Der Medizinklimaindex (MKI) zeigte im 4. Quartal 2022 seinen Tiefpunkt. Nach dem kurzen Aufwärtstrend im 1. Quartal diesen Jahres ist aktuell die wirtschaftliche Stimmung der Ärzte und Zahnärzte erneut gesunken. Die Stiftung Gesundheit veröffentlicht den Stimmungsbarometer (früher Medizinklimaindex) jedes Quartal. Sie befragt hierfür niedergelassene Ärzte und Heilberufe, wie sie ihre aktuelle wirtschaftliche Lage einschätzen und welche Entwicklung sie in den kommenden sechs Monaten erwarten.

Im 1. Quartal 2023 lag die Stimmung der niedergelassenen Ärzte bei -27,9 Punkten. Im 2. Quartal ist der Wert um 3,3 Punkte auf -31,3 gesunken und damit erneut auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch die Einschätzungen der gegenwärtigen (-4,2) und die zu erwartende (-2,6) wirtschaftliche Lage zeigt einen Rückgang im Vergleich zum vorherigen Quartal.

Tabelle: Entwicklung des Stimmungsbarometers bei den niedergelassenen Ärzten

Entwicklung des Stimmungsbarometers bei den niedergelassenen Ärzten

Quartal/JahrQ1 2022Q2 2022Q3 2022Q4 2022Q1 2023Q2 2023Trend
Stimmung

2,1

-10,2

-33,1

-35,1

-27,9

-31,3

-3,3

Lage

33,1

20,8

3,4

-2,4

-5,2

-9,4

-4,2

Erwartung

-14,8

-26,8

-63,1

-62,4

-48,0

-50,6

-2,6

Quelle: Stiftung Gesundheit 2023

Aus Perspektive der einzelnen Fachrichtungen sind die die Hausärzte mit -5,5 Punkten am stärksten betroffen. Demgegenüber ist der Rückgang bei den Psychotherapeuten mit -1,3 Punkten vergleichsweise gering. Die Stimmung der Zahnärzte ist mit -34,6 Punkten besser als die der Fachärzte (-36,3) und der Hausärzte (-38). Allerdings empfinden nur 16,3% der Zahnärzte ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut. Bei den Fachärzten liegt der Anteil bei 17,6% und bei den Hausärzten bei 19,6%. 34% der Zahnärzte sind der Meinung, ihre aktuelle wirtschaftliche Situation sei schlecht, bei den Fachärzten sind es 31,5% und bei den Hausärzten 29,9%. Bei den Psychotherapeuten schätzen lediglich 15,0% ihre wirtschaftliche Lage als schlecht ein.

Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage nach Fachgruppen (Q 2/2023)

Abbildung 1: Ärzte schätzen ihre aktuelle wirtschaftliche Lage ein (Q 2/2023)

Quelle Stiftung Gesundheit 2023

Die Ärzte erwarten insgesamt eine ungünstigere wirtschaftliche Entwicklung für die kommenden sechs Monate. Bei den Hausärzten sind es 62,6%, bei den Fachärzten 59,0% und bei den Zahnärzten 53,9%. Bei den Psychotherapeuten sehen lediglich 21,1% die Erwartungen als ungünstiger an.

Wirtschaftliche Erwartung der Ärzte (Q2/2023) für die kommenden sechs Monate

Abbildung 2: Wirtschaftliche Erwartung der Ärzte (Q2/2023) für die kommenden sechs Monate

Quelle: Stiftung Gesundheit 2023

Hauptursache für Stimmungsabfall: Politische Entscheidungen

Bei der Frage nach den Gründen für die gesunkene Stimmungsentwicklung wurde festgestellt, dass politische Entscheidungen, gesetzliche Regelungen und Vorgaben der Selbstverwaltung die Stimmung am stärksten beeinflussen, was von 72% der Befragten angegeben wurde. Auf dem zweiten Platz der negativen Einflussfaktoren stand die Digitalisierung mit 47,6%, gefolgt von den Auswirkungen aktueller Ereignisse mit 47,2%. Die angespannte Personalsituation wurde ebenfalls mit 42,9% unter den Befragten als wichtiger Faktor genannt.

 

Kommentar:

Auch der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im 2. Quartal 2023 negativ entwickelt. Dabei ist der Geschäftsklimaindex mit einem Rückgang von 4,7 Punkten stärker gesunken als der Index der Ärzteschaft mit einem Rückgang von 1,6 Punkten. Insgesamt ist die wirtschaftliche Stimmung bei den niedergelassenen Ärzten jedoch weiterhin schlechter als in den Branchen des ifo-Index.

Quellen:

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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