Telemedizinisches Versorgungszentrum – ein Zukunftsmodell?

Telemedizinisches Versorgungszentrum – ein Zukunftsmodell?

Durch die Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach digitalen Angeboten stark gestiegen. Insbesondere die Videosprechstunde hat dabei einen regelrechten Boom erfahren. Mittlerweile ist die virtuelle Sprechstunde fester Bestandteil der Regelversorgung. Zukünftig könnte die digitale Betreuung der Patienten auf sogenannte Telemedizinische Versorgungszentren (TMVZ) ausgeweitet werden – so die Vision des Spitzenverbands Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV).

Ärztemangel sorgt für Unterversorgung

Schon jetzt kann eine wohnortnahe medizinische Versorgung nicht immer sichergestellt werden. Betroffen sind vor allem strukturschwache sowie ländliche Regionen. Dort zeigen sich die Auswirkungen des Ärztemangels besonders deutlich. Neue und innovative Versorgungsstrukturen und -konzepte sind deshalbgefragt.

Neben den Leistungserbringern vor Ort könnten die TMVZ bundesweit medizinische Leistungen zur Verfügung stellen und damit die lokalen Versorgungsstrukturen sinnvoll ergänzen und in Analogie zu den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ein fachübergreifendes virtuelles Spektrum anbieten. Dabei kommen nur solche Fachrichtungen in Frage, die für die Videosprechstunde geeignet sind. Im TMVZ könnten sowohl Vertragsärzte wie auch angestellte Ärzte tätig sein und zeit- und ortsunabhängig virtuelle Sprechstunden durchführen, eRezepte ausstellen oder die Patientennachsorge übernehmen. Ebenso wäre eine virtuelle Ersteinschätzung (Triage) denkbar.

Mögliche Umsetzungsschritte

Eine Integration des TMVZ in die Regelversorgung könnte wie folgt gelingen:

  • Legitimierung durch die Aufnahme in das SGB V
  • Die Zulassung könnte durch einen eigenen Zulassungsausschuss bzw. durch einen Zulassungsausschuss mit Spezialzuständigkeit erfolgen
  • Der Planungsbereich müsste aufgrund der bundesweiten Verfügbarkeit auf das gesamte Bundesgebiet ausgeweitet werden

 

Kommentar:

Innovative Versorgungsstrukturen wie die TMVZ könnten zukünftig eine sinnvolle Ergänzung zur Patientenversorgung vor Ort darstellen. Neben der Entlastung der Leistungserbringer in den Praxen profitieren vor allem ältere oder immobile Versicherte vom digitalen Zusatzangebot. Gleichzeitig erhalten mehr Patienten Zugang zu ärztlichen Leistungen. Gerade in unterversorgten Gebieten könnte auf diese Weise die ärztliche Versorgung gewährleistet werden. Allerdings sind solche Konzepte derzeit noch Zukunftsmusik. Zum einen müsste die Begrenzung der Mindestmengen der Videosprechstunde grundsätzlich aufgehoben, zum anderen die technischen Rahmenbedingungen optimiert werden.

Quelle: Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung – Pressemitteilungen & Stellungnahmen

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