Einnahmen aus der Behandlung privat Versicherter (sogenannter PKV-Mehrumsatz) tragen in überproportional starkem Umfang zur Sicherung der Praxisbetriebe in Thüringen und dabei insbesondere in ländlichen Gebieten bei. Dies geht aus regionalen Auswertungen des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV) im Rahmen des „Regionalatlas“ hervor. Der PKV-Verband beziffert den aus der Behandlung von Privatpatienten generierten Mehrumsatz für die gesamte Region Thüringen auf 175,5 Mio. Euro pro Jahr. Bezogen auf die Durchschnittswerte je Arzt zeigen sich Unterschiede zwischen Stadt und Land mit klaren Vorteilen für die Praxen auf dem Land. So liegt z.B. der durchschnittliche PKV-Mehrumsatz je Praxis im Großraum Jena (28.895 Euro) und im Großraum Erfurt (40.731 Euro) deutlich unter jenem in ländlichen Gebieten wie z.B. im Landkreis Kyffhäuser (50.872 Euro) oder im Landkreis Saale-Orla (52.901 Euro). Der PKV-Verband begründet die finanziellen Vorteile für Praxen auf dem Land mit dem dort höheren Durchschnittsalter der Privatpatienten, das zu einer häufigeren Inanspruchnahme der Praxen führt. Letztere profitieren ferner im Vergleich zu Praxen in städtischen Gebieten von niedrigeren Niveaus bei Mieten und Gehältern sowie den insgesamt geringeren Betriebskosten und damit einem höheren Realwert der Einnahmen. Laut PKV-Verband belegen die Ergebnisse, dass sich die geringere Arztdichte auf dem Land (entgegen der Erwartungen) nicht durch die vergleichsweise geringe Anzahl an Privatversicherten erklärt, sondern vermutlich durch die Einschränkungen in den Bereichen (Arbeits-)Umfeld für die Partner der Ärzte, Schulen oder das kulturelle Angebot.
Kommentar:
Die Ergebnisse des PKV-Regionalatlas machen Hoffnung für ländliche Gebiete. Gerade beim Faktor Lebenshaltungskosten und Wohnen sind diese im Vorteil gegenüber den größeren Städten, da die Preise für Bauland, Immobilien und Mieten auf dem Land oft deutlich niedriger sind. Mit dem Erhalt/Ausbau des Kinderbetreuungs- und Schulangebots können Länder und Kommunen einen wichtigen Beitrag zur Infrastrukturstärkung leisten. Denn hiervon gehen nicht nur positive Anreize auf die Ansiedlung von Ärzten, sondern auch generell von Unternehmen – und damit auf das Arbeitsplatzangebot aus.