Trend bei den jungen Augenärzten geht zur Niederlassung in Teilzeit

Trend bei den jungen Augenärzten geht zur Niederlassung in Teilzeit

Ein Großteil der jungen Augenärzte bevorzugt die Vorstellung als Freiberufler in eigener Praxis und mit reduzierter Arbeitszeit tätig zu sein. Dies geht aus einer Umfrage der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) hervor. Die unter 1.014 Mitgliedern im Alter von unter 49 Jahren (Durchschnitt 39 Jahre) des DOG und BVA durchgeführte Onlinebefragung, erhob die aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven von selbstständigen, in Praxen oder MVZ angestellten und in Kliniken beschäftigten Augenärzten. Die Quote ergab sich mit 63 % etwas zugunsten der weiblichen Mediziner. Die Ergebnisse konnten mit einer vom BVA im Jahr 2016 durchgeführten Befragung vergleichen werden.

Trotz steigender Zahl an Anstellungen ist der Wunsch nach Selbstständigkeit groß

Ein Großteil der Augenmediziner, die bislang in Anstellung beschäftigt sind, hegen den Wunsch sich in den kommenden zehn Jahren mit einer eigenen Praxis selbstständig zu machen. Bei den Klinikärzten sind es nur ein Drittel, die mit einer Niederlassung liebäugeln. Mehr als die Hälfte ist mit ihrer Situation derzeit zufrieden und möchte in ihrer Position im Krankenhaus bleiben. Bei den Selbstständigen ist wie bereits im Jahr 2016 mit einem Anteil von rund 96% nahezu jeder mit seiner gegenwärtigen Situation zufrieden und möchte diese beibehalten.

Aktuelle Zahlen zur Anstellung ergebenen einen Widerspruch

Der aus der Umfrage hervorgehende Wunsch nach einer selbstständigen Tätigkeit, steht im Widerspruch zu den aktuell statistisch erhobenen rückläufigen Zahlen bei den Niederlassungen. Waren 2016 noch annährend zwei Drittel der Augenärzte in der Selbstständigkeit (60,6%), so hat sich diese Zahl 2022 auf 39,1% reduziert (vgl. Abbildung 1). Zugleich zeigt sich bei den angestellten Augenärzten in MVZ mehr als eine Verdopplung von 8,3% auf 18,9%. Bei der Geschlechterverteilung ergibt sich das gewohnte Bild, Frauen gehen mit 46% zu 33% deutlich häufiger einer angestellten Tätigkeit nach und arbeiten dafür seltener als Niedergelassene (26% zu 39%).

Abbildung 1: Entwicklung der niedergelassenen Augenärzte

Entwicklung der niedergelassenen Augenärzte

Zeitliche Belastung als Hauptgrund für die Diskrepanz

Der Grund dafür warum Wunsch und Wirklichkeit bei der Tätigkeitsform in der Augenmedizin so weit auseinanderklaffen, liegt für 36% der Befragten in der hohen zeitlichen Belastung, die mit der Selbstständigkeit in einer eigenen Praxis einhergeht. Fast die Hälfte der Frauen (47%) bevorzugen eine Wochenarbeitszeit zwischen 21 und 30 Stunden und auch 48% der Männer streben mit einer Wunscharbeitszeit zwischen 31 und 39 Stunden nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Laut Umfrage ergibt sich ein durchschnittlich präferierter Arbeitsumfang unter den Augenmedizinern von täglich 5 bis 6 Arbeitsstunden innerhalb einer Arbeitswoche von 3 bis 4 Tagen. Was die Pläne niederlassungswilliger Augenärzte zusätzlich durchkreuzt, ist die Nichtverfügbarkeit eines wohnartnahen Kassensitzes. Nicht selten ausgelöst durch das Handeln von Investorenketten, die hier eine Verknappung und Verteuerung provozieren.

Entwicklungen verschaffen augenärztlichen Gemeinschaftspraxen Auftrieb

Eine alternative zwischen Anstellung und selbstständiger Niederlassung bietet die Gemeinschaftspraxis, in der zwei bis vier selbstständige Augenmediziner tätig sein können. Die Branche sieht in dieser Tätigkeitform großes Zukunftspotenzial.

 

Kommentar:

Aktuell wird das Modell der Gemeinschaftspraxen noch von den lediglich voll oder hälftig verfügbaren Kassensitzen behindert. Einzig in MVZ gibt es auch geviertelte Kassensitze. Geänderte Rahmenbedingungen, die moderner, flexibler und praxistauglicher sind, könnten z. B. durch die Teilung von Kassensitzen die Selbstständig für die Augenmediziner auch in der Umsetzung attraktiver machen. Was dabei abzuwarten bleibt, ist, ob sich im Zuge des steigenden Versorgungsbedarfs, ausgelöst durch eine demografisch bedingte Zunahme von Augenerkrankungen und den medizinischen Fortschritt, bestehende Versorgungsprobleme in der Augenheilkunde zuspitzen. Die Verbände betonen in diesem Zusammenhang, dass es umso wichtiger ist, vorhandene Augenärzte durch attraktive Rahmenbedingungen im Fach zu halten und den Zugang zur selbstständigen Niederlassung zu ermöglichen.

Quelle: DOG – Umfrage unter jungen Augenärztinnen und Augenärzten: Eigene Praxis macht glücklich – besonders mit reduzierter Arbeitszeit

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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