Trotz positiver Umsatzentwicklung treffen die MedTech sinkende Margen, besonders in Deutschland

Trotz positiver Umsatzentwicklung treffen die MedTech sinkende Margen, besonders in Deutschland

Die Rentabilität in der MedTech-Branche zeigt 2023 im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Abnahme – besonders Deutschland ist betroffen. Das ergab die Global MedTech Study 2023, für die Roland Berger rund 100 weltweit operierende, börsennotierte MedTech-Unternehmen befragt hat.

Überdurchschnittlich betroffen von den Auswirkungen sind Unternehmen mit deutschem Firmensitz. Im ersten Halbjahr 2023 verringerte sich das EBITDA um drei Prozentpunkte im Schnitt auf 14%. Verglichen mit dem nordamerikanischen Wettbewerb in den USA und Kanada, deren Marge sich von 25 auf 22% verringerte, liegt die Differenz sogar bei acht Prozentpunkten. Der Durchschnitt der europäischen MedTech-Unternehmen liegt immerhin noch bei 17% (-3 Prozentpunkte). Zudem unterscheidet sich das EBITDA im Verhältnis zum Umsatz hinsichtlich des Leistungsangebots wie folgt:

  • Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien: 12%
  • Dentalprodukte: 14%
  • Medizinische Hilfsmittel und Geräte: 18%
  • Chirurgische Instrumente: 22%
  • Labor- und Diagnostiklösungen: 26%

Die erzielten Rentabilitäten in den MedTech-Unternehmen unterscheiden sich abhängig des Produktportfolios demnach erheblich. Die Ursachen liegen vor allem in Kostensteigerungen für Energie, Rohstoffe und Löhne. Dienstleistungen und Verbrauchsmaterialien verzeichnen mit Abstand die geringsten Margen, insbesondere aufgrund der steigenden Löhne und begrenzter Möglichkeiten zur Produktdifferenzierung, konnten jedoch als einziger Bereich ihre Margen 2023 stabilisieren. Ein zusätzlicher erschwerender Faktor sind die anhaltenden Lieferkettenschwierigkeiten. Die Umsätze hingegen entwickeln sich im Bereich medizintechnischer Produkte nach wie vor sehr positiv auch auf dem deutschen Markt.

Umsätze in der deutschen Medizintechnik weiterhin aufsteigend, wenn auch hinter der weltweiten Entwicklung

Die deutsche Medizintechnik erzielte 2022 einen Jahresumsatz von 38,39 Mrd. Euro, was einem Wachstum von 5,4% entspricht. Die Umsatzsteigerungen in 2022 betrafen sowohl inländische Geschäfte als auch Geschäfte innerhalb der EU und mit Drittländern. Der Auslandsumsatz stieg wieder deutlich auf 25,78 Mrd. Euro um 6,5% und liegt damit sogar leicht über dem Fünfjahresdurchschnitt von 6,2%. Der Inlandsumsatz steigerte sich um 3,3% auf rund 12,61 Mrd. Euro und liegt damit ebenfalls noch leicht über dem Durchschnittswert der letzten 5 Jahre von 3,1%.

Die Exportquote wuchs auch im Jahr 2022 auf 67,1%. Nach einem Allzeithoch mit besonders starkem Anstieg der Nachfrage aus EU-Ländern im Corona-Jahr 2020 normalisierte sich die Nachfrage 2021 wieder. 2022 pendelte sich die EU-Nachfrage nach einem kurzfristigen coronabedingten Rückgang im letzten Jahr wieder bei einem Plus von 1,1% auf 9,54 Mrd. Euro ein. Der Exportumsatz mit dem sonstigen Ausland entwickelte sich 2022 ein weiteres Jahr in Folge mit +10,0% im zweistelligen Prozentbereich auf 16,24 Mrd. Euro.

Dennoch wird die angespannte Wettbewerbssituation auch im Vergleich mit der weltweiten Umsatzentwicklung deutlich, die mit 6,4% erheblich besser als die Umsatzsteigerung im Inland abschneidet.

 

Kommentar:

Die sinkenden Gewinnspannen in der MedTech-Branche signalisieren einen erhöhten Druck auf die Unternehmen. Dennoch zeigt eine Studie von Roland Berger, dass nicht alle Unternehmen gleichermaßen betroffen sind und einige deutlich besser abschneiden als andere. Um in dieser herausfordernden Wettbewerbssituation zu bestehen, ist es entscheidend zu untersuchen, was die erfolgreicheren Unternehmen im Vergleich zu den Nachzüglern besser machen.

Die vier gemeinsamen, aus der Studie abzuleitenden Merkmale starker Firmen sind:

  • Herausragende unternehmerische Führung
  • Kohärente Strategie
  • Hohe Umsetzungskompetenz
  • Angemessene Größe und Finanzlage

Quellen:

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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