Trotz Rekordausgaben: Deutsche Lebenserwartung fällt unter EU-Durchschnitt

Trotz Rekordausgaben: Deutsche Lebenserwartung fällt unter EU-Durchschnitt

Erstmals liegt die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland mit 81,2 Jahren unter dem EU-Durchschnitt. Laut einer aktuellen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland trotz seiner europaweiten Spitzenposition bei den Gesundheitsausgaben bei der Steigerung der Lebenserwartung den Anschluss verloren. Länder wie Spanien, Italien und die Schweiz liegen mit 83,8 bis 84 Jahren deutlich vorn.

Gesundheit im Alter als Schwachstelle

Die OECD verweist auf die Herausforderungen im Bereich der Gesundheitsförderung im Alter. Während Menschen in der EU im Schnitt noch 20 Lebensjahre nach dem 65. Lebensjahr erwarten können, sind mehr als die Hälfte dieser Jahre durch Krankheiten oder Behinderungen eingeschränkt. Prävention durch körperliche Aktivität und gesunde Ernährung sei dabei ein entscheidender Hebel, der in Deutschland oft vernachlässigt werde.

Mangel an medizinischem Personal belastet die Versorgung

Ein weiteres Problem ist der EU-weite Mangel an Ärztinnen, Ärzten sowie Pflegekräften. Deutschland ist davon ebenfalls stark betroffen. Die OECD fordert daher eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe im Gesundheitssektor, bessere Arbeitsbedingungen und eine attraktivere Vergütung. Eine stärkere Einbindung des Pflegepersonals in medizinische Tätigkeiten könnte zudem die Versorgung verbessern.

Abb. Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP in Europa in Prozent

Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP in Europa in Prozent

Quelle: OECD (2024) Health at a Glance

 

Kommentar:

Mit einem Anteil von 12,6% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2022 und Pro-Kopf-Ausgaben von rund 5.300 Euro liegt Deutschland europaweit an der Spitze bei den Gesundheitsausgaben. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Deutschland erhebliche finanzielle Ressourcen in sein Gesundheitssystem investiert. Trotz dieser überdurchschnittlich hohen Ausgaben scheint das deutsche Gesundheitssystem nicht in der Lage zu sein, die Lebenserwartung im gleichen Maße zu verbessern wie andere europäische Länder. Das hohe Ausgabenniveau wirft somit Fragen zur Effizienz und Wirksamkeit des deutschen Gesundheitsversorgungssystems auf.

Es bedarf einer umfassenden Strategie, die sowohl präventive Maßnahmen als auch strukturelle Verbesserungen im Gesundheitssektor umfasst, um die Lebenserwartung in Deutschland wieder zu steigern und Anschluss an den EU-Durchschnitt zu finden. Hierbei könnte der Blick auf die Systeme und Rahmenbedingungen der europäischen Nachbarn hilfreich sein, die offenbar mit geringerem Input zu einem verbesserten Ergebnis kommen.

Quelle: OECD – Health at a Glance: Europe 2024

Vanessa Dierberger
Autor Vanessa Dierberger
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