Die wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser ist immer angespannter. Lediglich 7% der Allgemeinkrankenhäuser schätzen ihre aktuelle Situation noch als gut ein – davon nur 1% als sehr gut (vgl. Abb.). Das ist das Ergebnis der aktuellen Frühjahrsumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI). Bei den psychiatrischen Kliniken zeichnet sich ein ähnliches Bild. Wie bei den Allgemeinkrankenhäusern bewerten 61% ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als (sehr) schlecht – davon 13% als „sehr schlecht“.
Quelle: DKI 2024 Grafik: Rebmann Research
Unter den Allgemeinkrankenhäusern berichten vor allem die Kliniken der mittleren Bettengrößenklasse (300 bis 599 Betten) von einer schlechten/sehr schlechten Lage (64%). Etwas besser (59%) fiel die Einschätzung bei den kleinen Häusern (50 bis 299 Betten) sowie bei den großen Einrichtungen mit mehr als 600 Betten (60%) aus.
Kostendruck mit Negativfolgen für das Leistungsangebot
Befragt zu den Folgen der prekären Wirtschaftslage innerhalb der kommenden 6 Monate sowie den konkreten Ursachen ergab sich bei den Allgemeinkrankenhäusern und Psychiatrien ein ähnliches Bild (vgl. Tabelle).
Folgen der schlechten Wirtschaft | ||
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Allgemeinkrankenhäuser | Psychiatrie |
|
| 29% | 35% |
| 24% | 20% |
| 31% | 33% |
| 12% | 9% |
| 9% | 4% |
Konkrete Gründe für die Einschränkungen | ||
| 87% | 77% |
| 65% | 71% |
| 26% | 15% |
| 8% | 15% |
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis DKI 2024
Pessimistischer Blick in die Zukunft
Nicht nur die Einschätzung der aktuellen Lage, sondern auch jene des kommenden Jahres fällt negativ aus. 44% der Allgemeinkrankenhäuser und 50% der Psychiatrien erwarten eine schlechtere – 11% (Psychiatrien: 6%) sogar eine viel schlechtere Versorgung. Lediglich jeweils 6% der Allgemeinkrankenhäuser und Psychiatrien sind positiv gestimmt und jeweils 39% gehen von einer unveränderten Situation aus.
Kommentar:
Während sich die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser weiterhin auf einem kritischen Niveau bewegt, lässt die große Krankenhausstrukturreform nach wie vor auf sich warten. Fraglich ist jedoch, ob letztere überhaupt zu einer Verbesserung der Situation beitragen kann: In Zusammenhang mit der geplanten Vorhaltefinanzierung erwarten laut DKI lediglich 5% derjenigen Einrichtungen, die bereits eine Auswirkungsanalyse durchgeführt haben, eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Drei Viertel gehen von einer Verschlechterung aus. Pessimismus besteht auch hinsichtlich der Erfüllung der verpflichtenden Struktur- und Qualitätsanforderungen der künftigen Leistungsgruppen. Nur rund ein Viertel der Befragten könnte aktuell alle acht Kriterien bei (fast) allen (90-100%) der sie betreffenden Leistungsgruppen erfüllen.
DKG und Länder fordern ausreichend Zeit für die Vorbereitung auf die Reform
Obwohl sich die Strukturreform bereits erheblich verzögert hat, wüschen sich die Bundesländer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) gegenwärtig (noch) mehr Zeit für die Vorbereitung. Diese soll u.a. für eine Analyse der Auswirkungen der geplanten Neuregelungen auf Ebene der einzelnen Bundesländer genutzt werden. Die Landesvertreter fordern zudem einen größeren Gestaltungsspielraum, eine Überbrückungsfinanzierung, eine fallzahlunabhängige Vorhaltevergütung sowie die Beibehaltung der Mindestmengenregelungen. Die DKG schlägt eine wirtschaftliche Stabilisierung u.a. durch einen Inflationsausgleich, die Abschaffung der Pflegepersonaluntergrenzen sowie die Bereitstellung eines Transformationsfonds vor. Darüber hinaus fordert sie zunächst bis 2027 einen auf den Reformvorreiter Nordrhein-Westfalen beschränkten „Probedurchlauf“ der Neuregelungen (ohne Mindestfallzahlen sowie bei vollen Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Kliniken) vor. Dies würde ausreichend Zeit bieten, die Reform auf Bundesebene vor ihrem Start nachzubessern.
Quelle: Deutsches Krankenhausinsitut – DKI Krankenhaus-Index – Frühjahrsumfrage 2024