Über DMP versorgte Chroniker müssen seltener ins Krankenhaus

Über DMP versorgte Chroniker müssen seltener ins Krankenhaus

Eine strukturierte ärztliche Behandlung von chronischen Erkrankungen im Rahmen eines Disease-Management-Programms (DMP) sorgt in Brandenburg für durchschnittlich 22% weniger Krankenhausaufenthalte im Vergleich zu außerhalb von DMP behandelten Chronikern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse zur Wirksamkeit von DMP der AOK Nordost. Die Untersuchung bezog Patienten ein, die an den Programmen zu Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes, Koronare Herzkrankheit, Asthma und der Lungenkrankheit COPD teilnahmen.

Patienten mit Typ-1-Diabetes haben die größten Vorteile

Am stärksten ausgeprägt ist der Effekt mit 29% weniger Krankenhausaufenthalten beim Typ-1-Diabetes. Jedoch sind bei allen DMP positive Effekte auf die Hospitalisierungsrate zu verzeichnen:

–              Typ-2-Diabetes und Koronare Herzkrankheit (je -27%)

–              Asthma (-15%)

–              COPD (-10%)

Neben einer qualitativ hochwertigeren Versorgung der Patienten tragen vermiedene Krankenhausaufenthalte aktiv zu Kosteneinsparungen im Gesundheitssystem bei.

Teilnehmerquote bei Diabetikern am höchsten, bei Asthma und COPD am geringsten

In Brandenburg gibt es aktuell unter den AOK-Versicherten rund 101.500 Einschreibungen in die genannten DMP. Damit sind insgesamt 69% der AOK-Versicherten, die unter einer derartigen chronischen Erkrankung leiden, in ein entsprechendes Programm eingeschrieben. Die höchste Teilnehmerquote erlangen die Programme für Diabetiker mit einer Quote von 81%. Die Programme erzielen in diesem Bereich einen weiteren Nutzen, da die optimierte Behandlung bei jährlich laut Diabetes Gesellschaft rund 50.000 durchgeführten Amputationen aufgrund diabetischen Fußsyndroms das Amputationsrisiko um 16% verringern. Ein Grund, weshalb diese spezifische Behandlung mittlerweile in die DMP Diabetes Typ 1 und Typ 2 in Brandenburg integriert wurde. Am wenigsten verbreitet sind die Programme zu Asthma mit einer Teilnehmerquote von 55% und COPD mit 57%. Insbesondere Versicherte mit Sprachbarrieren und Alleinlebende zeigen eine verringerte Teilnahmewahrscheinlichkeit.

Modernisierungsmaßnahmen sollen Teilnehmerquote weiter heben

Um noch mehr chronisch erkrankte Menschen für die Programme zu gewinnen, seien für die seit 20 Jahren existierenden Programme laut AOK umfassende Modernisierungsmaßnahmen erforderlich. Beispielsweise könnte eine elektronische Einschreibemöglichkeit die Teilnehmerquoten weiter heben. Ferner sollten die im Programm verankerten Schulungen, welche darauf abzielen, die Teilnehmer selbst zu einem besseren Umgang mit der Erkrankung zu befähigen, auch digital verfügbar sein. Zudem sei es erstrebenswert, die Vorteile der strukturierten Behandlungsprogramme auf ärztlicher Seite wieder mehr hervorzuheben. Auch die AOK plant in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung mithilfe der gewonnenen Ergebnisse Werbung für die Nutzung der Programme zu machen.

 

Kommentar:

DMP wurden vor 20 Jahren eingeführt, um die Versorgung von chronisch kranken Menschen zu verbessern. Die Programme beinhalten eine standardisierte Behandlungsdokumentation durch Hausärzte, individuelle Therapieziele in Zusammenarbeit mit den Patienten, eine Förderung der Eigeninitiative zur Verbesserung des Krankheitsverlaufs und zusätzliche Vergütung für die Ärzte. Zur Förderung der Selbstwirksamkeit erhalten die Patienten Schulungen, in welchen sie lernen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Zudem findet eine regelmäßige Erinnerung an bevorstehende Arzttermine statt, um eine kontinuierliche Betreuung sicherzustellen.

Quelle: AOK – Brandenburger Versicherte in Chronikerprogrammen müssen 22 Prozent seltener ins Krankenhaus

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
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