Bis 2030 werden ca. 50% der heute noch praktizierenden Zahnärzte voraussichtlich im Ruhestand sein. Dadurch wird ein nicht unerheblicher Engpass in der zahnmedizinischen Versorgung eintreten. Ausgehend von der Altersstruktur der Zahnärzte zeichnen sich auch in Niedersachsen künftige Versorgungsprobleme ab. Einige Landkreise sind hiervon besonders betroffen.
Laut einer Auswertung aus Atlas Medicus kommen auf Ebene der gesamten KZV-Region Niedersachsen rund 1.514 Einwohner auf einen Vertragszahnarzt. Damit ist die Versorgungslage zwar schlechter als im Bundesdurchschnitt (1.435), liegt aber gemessen an den Verhältniszahlen für die Zahnarztversorgung in der Durchschnittsbetrachtung der KZV-Region noch nicht im unterversorgten Bereich. Der genauere Blick zeigt jedoch je nach Landkreis oder kreisfreier Stadt zum Teil größere Abweichungen. Von potenziellen Versorgungsproblemen betroffen sind dabei insbesondere die dunkelgrün eingefärbten Regionen (vgl. Abb.), in denen die Zahl der Einwohner je Zahnarzt deutlich höher liegt als im Durchschnitt der gesamten KZV-Region. Aus Sicht der Zahnärzte kennzeichnen sich diese Gebiete durch eine vorteilhafte Konkurrenzsituation, während sie aus Perspektive der Versorgung jedoch negativ zu beurteilen sind.
Oldenburg und Hannover als Versorgungsspitzenreiter
Insbesondere Leer, Delmenhorst, Cloppenburg, Wesermarsch, Cuxhaven und Rotenburg (Wümme) sind mit durchschnittlich mehr als 2.000 Einwohnern je Zahnarzt zahnheilkundlich deutlich schlechter versorgt als die übrigen Planungsbereiche der KZV-Region. Überdurchschnittlich gut ist die Versorgungslage hingegen in den rot eingefärbten Regionen; allen voran die kreisfreie Stadt Oldenburg und der Landkreis Hannover. Auch Braunschweig, Salzgitter, Göttingen, Northeim, Osnabrück und Uelzen kennzeichnen sich durch eine hohe Zahnarztdichte – und damit aus dem Blickwinkel der praktizierenden Zahnärzte durch eine hohe Konkurrenzsituation.
Laut Bedarfsplan gegenwärtig kein Planungsbereich unterversorgt
Konkret bewerten lässt sich der Versorgungsgrad auf Basis der offiziellen Verhältniszahlen. Diese unterscheiden nach der Bevölkerungsdichte. Zahnärzte in ländlichen Gebieten haben im Durchschnitt eine höhere Zahl an Patienten zu versorgen als ihre Kollegen in Ballungsgebieten oder Großstädten. In Niedersachsen kommt für die kreisfreien Städte Braunschweig, Göttingen, Salzgitter, Wolfsburg, Hannover, Oldenburg und Osnabrück die Verhältniszahl von 1.280 Einwohner/Zahnarzt zum Ansatz, während für alle übrigen Planungsbereiche die Relation bei 1.680 Einwohnern je Zahnarzt liegt. Eine Überversorgung wird bei einem Versorgungsgrad von 110% festgestellt, eine Unterversorgung bei unter 50%. Der Übersicht der KZV Niedersachsen zufolge (Stand 31.12.2022) kommt es in keinem Mittelbereich zu einer Unterversorgung. In 38 der insgesamt 64 Planungsbereiche liegt jedoch der Versorgungsgrad bereits unter 100%. Damit ist es wahrscheinlich, dass diese Regionen in den kommenden Jahren zu den ersten zählen, die – bedingt durch den Renteneintritt der älteren Zahnärzte – von Versorgungslücken betroffen sein werden.
Kommentar:
Hierbei ist der genauere Blick auf die Altersstrukturen von Interesse. Während in Harburg, Ammerland, Verden und in Hannover sowie im Emsland, in Vechta und in Osnabrück die Anteile der über 55-jährigen Zahnärzte laut Atlas Medicus noch unter 50% liegen, macht diese Altersgruppe in Helmstedt, Cuxhaven und Schaumburg bereits 66% und mehr aus. In Lüchow-Dannenberg sind bereits mehr als 74% der Allgemeinzahnärzte älter als 55 Jahre. Infolge der demografischen Entwicklung und der Überalterung der Zahnärzte werden sich somit aller Voraussicht nach auch in einigen Regionen Niedersachsens Versorgungsprobleme ergeben. Vor allem im Bereich der hausärztlichen Versorgung sind diese Probleme insbesondere in den Flächenländern Deutschlands bereits seit Jahren Realität. Die hier bestehenden zahlreichen Förderansätze könnten als „Blaupause“ auch im zahnärztlichen Bereich zum Ansatz kommen. Die KZV Sachsen-Anhalt hat bereits die Initiative ergriffen (in Kooperation mit den Kommunen) und Förderprogramme für den zahnärztlichen Nachwuchs aufgestellt.
Quellen: