Vor-Ort-Apotheken: große Versorgungsunterschiede im Südwesten

Vor-Ort-Apotheken: große Versorgungsunterschiede im Südwesten

Neben Ärzten, Zahnärzten und nichtärztlichen Heilberufen übernehmen auch Vor-Ort-Apotheken eine unverzichtbare Rolle in der ambulanten Versorgung. Dies gilt nicht nur in Bezug auf die Arzneimittelversorgung, sondern auch für pharmazeutische Beratungs- und Dienstleistungen. Allerdings zeigen die Ergebnisse einer Auswertung der Datenbank Atlas Medicus für Baden-Württemberg deutliche regionale Unterschiede in der Apothekendichte.

Kurstadt Baden-Baden Spitzenreiter bei der Apothekendichte je Einwohner

Gemessen an der durchschnittlichen Einwohner-Apothekendichte liegt Baden-Württemberg mit 5.019 Einwohnern je Apotheke schlechter als der Bundesdurchschnitt (4.749). In den meisten Großstädten und Ballungszentren Baden-Württembergs ist die Versorgung mit Apotheken in der Regel sehr gut. Hier finden Patienten häufig mindestens eine Apotheke in fußläufiger Entfernung. Eine Ausnahme bildet die Stadt Stuttgart, wo die Dichte bei rund 6.000 Einwohnern je Apotheke und damit auf dem drittletzten Rang aller Landkreise und kreisfreien Städte in Baden-Württemberg liegt.

Auffallend hoch ist die Apothekendichte hingegen in Baden-Baden. Mit rund 3.260 Einwohnern versorgt die durchschnittliche Apotheke in der Kurstadt weniger als halb so viele wie eine Apotheke im Landkreis Schwäbisch Hall, der mit ca. 6.800 Einwohnern je Apotheke das Schlusslicht unter den Landkreisen und kreisfreien Städten in Baden-Württemberg bildet (vgl. Abb.).

Abb. Anzahl der Apotheken und Einwohner je Apotheke in Baden-Württemberg

Anzahl der Apotheken und Einwohner je Apotheke in Baden-Württemberg

Quelle: ATLAS MEDICUS

Angebot folgt der Nachfrage

Im Vergleich zu jungen Menschen leiden die älteren Bevölkerungsgruppen deutlich häufiger an chronischen Erkrankungen und Multimorbidität. Der hohe Arzneimittelbedarf macht sie damit zu einer der wichtigsten Kundengruppen von Apotheken. Dieser Zusammenhang zeigt sich auch bei einer Gegenüberstellung des Apothekenangebots und des jeweiligen Patientenpotenzials (Altersgruppe 65+) in Atlas Medicus. So korrespondiert in Baden-Baden die landesweit höchste Apothekendichte mit dem ebenfalls höchsten Anteil der Altersgruppe 65+ an der Bevölkerung. Umgekehrt liegt dieser Altersanteil in der Landeshauptstadt Stuttgart besonders niedrig.

 

Kommentar:

Die Altersverteilung der Bevölkerung vermag offenbar die Abweichungen bei der Apothekendichte zumindest für die Städte Stuttgart und Baden-Baden zu erklären. Doch leider wird die steigende Nachfrage nicht zu einer Erhöhung der Apothekenzahlen führen. So lässt sich im Südwesten – wie auch bundesweit – seit Jahren ein Trend zur Ausdünnung der Apothekenlandschaft erkennen. Häufig sind dabei Apothekenschließungen parallel zu / als Folge von Praxisschließungen zu beobachten. Da viele Kommunen nur noch über eine einzige Apotheke verfügen, könnten sich die Wege für die Patienten bei weiteren Betriebsaufgaben deutlich verlängern.

Großer Widerstand gegen geplante Apothekenreform

Trotz des zunehmenden Onlineversandhandels bei den Arzneimitteln sind Apotheken vor Ort auch in Zukunft unverzichtbar. Dies gilt insbesondere für die Versorgung der steigenden Anzahl älterer Menschen. Mit der geplanten Apothekenreform möchte der Gesetzgeber die Versorgung in der Fläche stärken. Doch der Widerstand gegen die avisierten Maßnahmen ist enorm. Dies gilt insbesondere bezüglich der geplanten Reduzierung der prozentualen Handelsspanne und der „Apotheke light“ (Möglichkeit des Apothekenbetriebs ohne ständige Anwesenheit eines approbierten Apothekers, wenn erfahrene PTAs anwesend sind und eine telepharmazeutische Anbindung besteht). Eine Verabschiedung der Reform noch in diesem Jahr scheint deshalb immer unwahrscheinlicher.

Quelle: ATLAS MEDICUS

Dr. Elisabeth Leonhard
Autor Dr. Elisabeth Leonhard
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