Wachstumsstarke MedTech bietet trotz vieler Herausforderungen zahlreiche Chancen

Wachstumsstarke MedTech bietet trotz vieler Herausforderungen zahlreiche Chancen

Trotz aktuell zahlreicher Herausforderungen wie inflationäre Kostensteigerungen von Rohstoff-, Energie- und Lohnkosten, Materialengpässe, aber auch aktuelle regulatorische Hindernisse und andere Rahmenbedingungen, gilt die Medizintechnik weiterhin als ein wachstumsstarker Sektor und es ergeben sich vielfältige Chancen:

Tabelle 1: Aktuelle Chancen der deutschen Medizintechnikbranche

Chancen
Innovationsstarker europäischer Mittelstand
Gut ausgebildete deutsche Fachkräfte
Weiterentwicklung der MDR
Ausbau digitaler Vertriebswege und Servicelösungen
Digitale Ausrichtung von Produkten/Geschäftsmodellen
Systemanbieter (inklusive Wartung/Service)
Nutzung von Gesundheitsdaten
Offene Potenziale bei der ökologischen Nachhaltigkeit

Innovationsstarker europäischer Mittelstand bildet eine solide Grundlage

Europa muss die hervorragenden Voraussetzungen seines innovationsstarken Mittelstandes nutzen, um wieder attraktiver für medizintechnische Innovationen zu werden. Nur so kann die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben. Laut Global Innovation Index 2022 liegt Deutschland gegenwärtig auf einem guten achten Platz (von 132). Dicht gefolgt von anderen europäischen Ländern sowie China oder Japan gilt es aber weiterhin die Innovationskraft zu stärken. Länder wie die Schweiz und USA auf Platz 1 und 2 liegen bereits mit einem gewissen Abstand vorn.

Zudem liegen die größten genannten Stärken, die zu dem Engagement hierzulande führen, neben einer guten Infrastruktur nach wie vor in den gut ausgebildeten deutschen Fachkräften.

Jüngst beschlossene Änderungen der MDR sorgen für eine Entlastung der Branche

Die Appelle von Verbänden und anderen Akteuren, insbesondere der beiden stärksten Medizintechnikstandorte Baden-Württemberg und Bayern, zeigten ihre Wirkung. Nachdem auch die europäischen Gesundheitsministerien die EU-Kommission auf die prekäre Lage aufmerksam machten, erarbeitete diese einen Legislativvorschlag zur Verbesserung der Medizinprodukteverordnung (MDR) und das EU-Parlament einigte sich auf Maßnahmen zur Änderung der MDR, welchen der EU-Rat Anfang März zustimmte. Das übergeordnete Ziel ist, Engpässe bei Medizinprodukten zu vermeiden. Nach Meinung der Experten sorgen die Maßnahmen zwar für eine Entlastung (beispielsweise machen die verlängerten Fristen Investitionen in der Branche wieder attraktiver), eine strategische Weiterentwicklung sei jedoch nach wie vor erforderlich, um die Praxistauglichkeit des Systems weiterhin zu sichern.

Digitale Vertriebswege und Servicelösungen eröffnen neue Möglichkeiten und verändern Geschäftsmodelle

Die Digitalisierung gewinnt nicht nur im Kontakt zu Interessenten und Kunden immer mehr an Bedeutung und bietet vielfältige Möglichkeiten (Remote-Selling, elektronischer Kundensupport), sondern verändert ganze Geschäftsmodelle von der klassischen Gerätetechnik zum Anbieter digitaler und ganzheitlicher Gesundheitslösungen (inklusive Wartung und Service). Studien zeigen, auch Kunden agieren zunehmend „digital first“, was bereits bestehende Entwicklungen um ein Vielfaches beschleunigt. Auch weniger digitalorientierte Unternehmen wenden mehr und mehr Ressourcen für Digitalisierungszwecke auf und zeigen eine hohe Anpassungsfähigkeit.

Gesundheitsdatennutzung zur Stärkung der medizintechnischen Innovationsfähigkeit

Die Stärkung der medizintechnischen Innovationsfähigkeit hat sich der im November 2022 neu eröffnete und für die gesamte Legislaturperiode angelegte Round Table Gesundheitswirtschaft unter Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Ziel gesetzt. Bis Ende 2023 sollen in fünf Arbeitstreffen Ergebnisse u.a. zur Verbesserung der Standortbedingungen der Forschung und Entwicklung oder zum Zugang und der Nutzung von Gesundheitsdaten erzielt werden, um den Unternehmen hieraus entstehende Potenziale nutzen zu können.

Offene Potenziale liegen insbesondere in der ökologischen Nachhaltigkeit

Laut einer Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist das Thema ökologische Nachhaltigkeit mit 80% für einen Großteil der Medizintechnikunternehmen von sehr hoher Bedeutung. Rund ein Fünftel der Unternehmen gibt jedoch auch an, Nachhaltigkeit als nicht oder wenig bedeutend zu betrachten. Dabei können sich die Unternehmen mit nachhaltigen Angeboten einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Aus der Umfrage geht hervor, dass die Medizintechnik in puncto ökologisch nachhaltige Produktentwicklung erste Ansätze verfolgen und vor allem der Energieeffizienz und der Produktentsorgung Beachtung schenken. Neben der Wiederverwertbarkeit, der Abfallproduktion und Minimierung von Schadstoffen im Abwasser findet vor allem für zertifizierte Hersteller auch das Thema Emissionen bereits Berücksichtigung. In Summe kann jedoch gesagt werden, dass der Fortschritt bei der Integration der nachhaltigen Ansätze in die Produkte und deren Herstellung noch erhebliche ungenutzte Potenziale aufweist. Besonders in der Beschäftigung qualifizierter Fachkräfte und einer Zertifizierung für Umwelt- und Energiemanagement liegen ungenutzte Potenziale, das Engagement der Medizintechnikbranche auszubauen.

 

Kommentar:

Mehr zu interessanten Trends rund um die Gesundheitsmärkte erfahren Sie unter:

Nadine Brohammer
Autor Nadine Brohammer
Arrow right icon