Die Radiologie zählt zu den Fachgebieten mit hohem Kooperationsgrad. Wie eine aktuelle Auswertung aus Atlas Medicus zeigt, sind dabei auch Großpraxen mit sechs und mehr Radiologen keine Seltenheit. So gibt es im gesamten Bundesgebiet insgesamt rund 400 dieser Standorte. Im Vergleich der KV-Regionen finden sich die meisten der „6+Großpraxen“ im Süden, wobei Bayern mit knapp 90 Standorten die Liste anführt (vgl. Abb.). Erwartungsgemäß ist die absolute Anzahl der größeren Kooperationen in den flächenmäßig kleineren Bundesländern und insbesondere in den Stadtstaaten geringer. Auffallend viele Standorte finden sich jedoch in Hamburg, wo allein 17 der großen radiologischen Kooperationen mit 6 Radiologen und mehr angesiedelt sind.
Abb. Standorte radiologischer Großpraxen mit mindestens 6 Ärzten
Quelle: ATLAS MEDICUS® Marktatlas
Bremens Radiologen besonders häufig in Großpraxen tätig
Ein bereinigtes Bild ergibt sich, wenn man die in den Großpraxen tätigen Ärzte im Verhältnis zur Gesamtzahl der in der KV-Region tätigen Radiologen betrachtet. Unter diesem Blickwinkel sticht Bremen hervor. Mehr als 75% aller dort niedergelassenen Radiologen praktizieren in einer Großpraxis mit mehr als 6 Ärzten. Auch in Schleswig-Holstein (57%), Baden-Württemberg und Hamburg (jeweils 55%), Bayern (53%) sowie in Niedersachsen (51%) arbeitet über die Hälfte der Fachgruppe in Großstrukturen. Auffallend ist, dass Radiologen in den neuen Bundesländern deutlich seltener auf Großpraxen setzen. So praktizieren in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nur 8% bzw. 19% der dort tätigen Radiologen in einer Großpraxis. In Sachsen-Anhalt beträgt der Anteil 28% und auch Thüringen liegt mit 30% noch deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (44%).
Kommentar:
Großpraxen bieten insbesondere bei geräteintensiven Fachgruppen mit hohem Investitionsbedarf klare wirtschaftliche Vorteile. Investitionen und damit auch das wirtschaftliche Risiko verteilen sich auf mehrere Schultern und eine verbesserte Auslastung von Geräten und Praxisinfrastruktur wirkt renditesteigernd. Doch neben rein wirtschaftlichen Gründen sind die aktuellen strukturellen Veränderungen der Angebotsstrukturen auch als Antwort auf zentrale Trends auf dem ambulanten Markt zu interpretieren. Mit Blick auf überschaubare und flexible Arbeitszeiten bei sehr geringem wirtschaftlichem Risiko und Entlastung von bürokratischen Aufgaben ziehen viele Nachwuchsmediziner eine Anstellung vor. Doch diese Vorteile haben ihren Preis. Während vertragsärztliche Radiologen im Jahr 2022 einen durchschnittlichen Jahresgewinn zwischen rund 296.000 Euro (Westdeutschland) und knapp 251.000 Euro (Ostdeutschland) erwirtschafteten, fällt das durchschnittliche Angestelltengehalt eines Radiologen den einschlägigen Gehaltsvergleichsplattformen zufolge mit rund 67.000 Euro (Assistenzarzt) bis rund 115.000 Euro (Oberarzt) brutto pro Jahr deutlich geringer aus. Dabei ist zu beachten, dass die Vergütung angestellter Radiologen im ambulanten Bereich häufig unter diesen Werten liegt.
Quelle: ATLAS MEDICUS