In Neu-Delhi fand am 17. und 18. August der erste internationale Gipfel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur traditionellen Medizin statt. Ziel ist die Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Standards für jahrhundertealte Behandlungsmethoden, auf die weltweit Millionen Menschen vertrauen. Der Gipfel soll als Plattform dienen, die eine breite Vielfalt an Akteuren zusammenbringt – darunter beispielsweise Anwender der traditionellen Medizin, nationale politische Entscheidungsträger, internationale Organisationen aber auch Wissenschaftler und private Organisationen.
Das “Global Centre for Traditional Medicine”: Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne
Insgesamt haben 170 der 194 WHO-Mitgliedsländer den Einsatz von traditioneller Medizin gemeldet. Als Antwort auf die weltweit wachsende Nachfrage und das gestiegene Interesse hat die WHO im März 2022 in Zusammenarbeit mit der indischen Regierung das „Global Centre for Traditional Medicine“ ins Leben gerufen. Dieses Zentrum dient als zentrale Wissensplattform und hat das Ziel, traditionelles Wissen und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse zu verbinden, um das Wohlergehen der Menschen und des Planeten zu fördern. In diesem Zusammenhang soll die traditionelle Medizin zur Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung beitragen.
Schlüsselerkenntnisse des Gipfeltreffens
Unter anderem wurden folgende wichtige Erkenntnisse aus dem Gipfeltreffen gezogen:
- Es wird eine stärkere Evidenzbasis benötigt, damit die einzelnen Länder angemessene Vorschriften für die traditionelle Medizin entwickeln können.
- Die künstliche Intelligenz spielt bei der Analyse von komplexen Daten zur traditionellen Medizin eine wichtige Rolle. Identifizierte Praktiken, die nach wissenschaftlichen Untersuchungen vielversprechend erscheinen, können dann in Richtlinien umgesetzt werden, die die sichere und effektive Anwendung traditioneller Medizin im Gesundheitssystem beschleunigen.
- Insgesamt muss die Suche nach Beweisen für die Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität der traditionellen Medizin von einer Zusammenarbeit der teilnehmenden Länder geprägt sein.
Das Gipfeltreffen stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Integration traditioneller Medizin in die primäre Gesundheitsversorgung dar.
Kommentar:
Die traditionelle Medizin hat eine lange Geschichte als wichtige Ressource für die Gesundheit von Gesellschaften und legte die Grundlage für viele konventionelle medizinische Behandlungsmethoden. Noch heute basieren rund 40% der pharmazeutischen Produkte auf natürlichen Inhaltsstoffen – darunter auch bekannte Medikamente wie Aspirin und Artemisinin. Aktuell erfährt die traditionelle Medizin zunehmende Aufmerksamkeit und Anwendung in neuen Forschungsfeldern wie z.B. der Genomik oder der künstlichen Intelligenz. Diese Entwicklungen beeinflussen das Wachstum von Branchen für pflanzliche Arzneimittel, Naturprodukte, Gesundheit sowie Wellness.
Quellen: