Laut des neuen Stimmungsbarometers der Stiftung Gesundheit erreicht die wirtschaftliche Stimmung der niedergelassenen Ärzte im dritten Quartal einen neuen Tiefpunkt. Mit -38,7 Punkten ist der niedrigste Wert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2006 zu verzeichnen. Zum Vergleich: Während der turbulenten Zeit der Corona-Pandemie lag der Tiefpunkt der Stimmung bei -28,9 Punkten.
Auch die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage (-9,7 Punkte) und die Erwartung für die nächsten 6 Monate (-5,5 Punkte) sind im Vergleich zum Vorquartal deutlich gesunken.
Tabelle: Entwicklung des Stimmungsbarometers bei den niedergelassenen Ärzten
Wirtschaftliche Stimmung der Ärzte erreicht historischen Tiefpunkt
Quartal/Jahr | Q1 2022 | Q2 2022 | Q3 2022 | Q4 2022 | Q1 2023 | Q2 2023 | Q3 2023 | Trend |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stimmung | 2,1 | -10,2 | -33,1 | -35,1 | -27,9 | -31,3 | -38,7 | -7,4 |
Lage | 33,1 | 20,8 | 3,4 | -2,4 | -5,2 | -9,4 | -19,1 | -9,7 |
Erwartung | -14,8 | -26,8 | -63,1 | -62,4 | -48,0 | -50,6 | -56,1 | -5,5 |
Quelle: Stiftung Gesundheit 2023
Stimmungseinbruch vor allem bei den Zahnärzten
Im dritten Quartal verzeichnen alle ärztlichen Fachgruppen einen Rückgang in Bezug auf die Stimmung. Besonders deutlich war dieser Rückgang bei den Zahnärzten mit einem Minus von 14,7 Punkten, was sie mit nun 45,9% auf den letzten Platz bringt. Auch bei den Fachärzten gab es eine spürbare Verschlechterung um 8,3 Punkte auf jetzt 40,8%. Geringfügige Einbußen zeigen sich in den Fachrichtungen der Psychologischen Psychotherapeuten mit einem Minus von 3,8 Punkten und bei den Hausärzten mit einem Minus von 3,2 Punkten.
Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage nach Fachgruppen (Q3/2023)
Quelle: Stiftung Gesundheit 2023
Die wirtschaftliche Erwartung der Ärzte fällt ebenfalls negativer aus. Auch hier liegen die Zahnärzte mit 70,6% vorne (-16,7 im Vergleich zum Vorquartal). Bei den Fachärzten sind es 64,2% und bei den Hausärzten 61,4%. Bei den Psychotherapeuten sehen lediglich 27,3% die Erwartungen als ungünstiger an.
Wirtschaftliche Erwartung der Ärzte (Q3/2023) für die kommenden sechs Monate
Quelle: Stiftung Gesundheit 2023
Hauptursache der negativen Stimmungslage sind nach wie vor politische Entscheidungen
Die derzeitige Verschlechterung der Stimmungslage in der Ärzteschaft lässt sich hauptsächlich auf zwei entscheidende Faktoren zurückführen: 82,5% der Befragten sehen negative Auswirkungen durch politische Entscheidungen und Vorgaben sowie durch die Selbstverwaltung, während 77,6% die negativen Konsequenzen der Digitalisierung kritisieren. Ein neuer Faktor, der sich auf den dritten Platz der negativen Einflüsse vorgearbeitet hat, ist die finanzielle Situation der Praxen. Im Vergleich zum letzten Quartal wurde dieser noch als vorletzter Faktor genannt. Die Personalsituation liegt nun hingegen mit 37,3% auf dem letzten Platz und rückt damit etwas mehr in den Hintergrund.
Kommentar:
Während früher der Trend zur eigenen Praxis ging ist mittlerweile jeder vierte Arzt in einem Angestelltenverhältnis, Tendenz steigend. Zusätzlich ist die Stimmung unter niedergelassenen Ärzten in Deutschland auf einem historischen Tiefpunkt. Diese alarmierende Stimmungsentwicklung hat weitreichende Konsequenzen, einschließlich Lücken in der Versorgung, wenn junge Mediziner sich gegen eine Niederlassung entscheiden. Die Gesundheitspolitik muss dringend handeln, um die Finanzierung zu verbessern, Vergütungssysteme zu reformieren und die Digitalisierung voranzutreiben. Die ärztliche Versorgung sicherzustellen und das Gesundheitssystem zu erhalten, sind von entscheidender Bedeutung.
Siehe auch News vom 18.8.2023
Quellen: