Ab Juli soll sie für ein halbes Jahr gelten, die von 19% auf 16% bzw. von 7% auf 5% (z. B. bei gewissen Hilfsmitteln) reduzierte Mehrwertsteuer. Es bedarf noch der Zustimmung des Bundesrats/-tags, aber es ist davon auszugehen, dass dieser Baustein des Konjunkturpakets kommen wird. Die Mehrwertsteuersenkung soll zu günstigeren Preisen und damit einer höheren Konsum-/Investitionsneigung führen. Dies setzt jedoch voraus, dass die Preissenkungen auch an den Endkunden weitergegeben werden und das Konsumklima tatsächlich ansteigt. Denkbar wäre nämlich, dass die von Corona, Kurzarbeit, negativen Zukunftsaussichten und Co. geprägten Konsumenten lieber sparen bzw. auf Sicherheit setzen anstatt ihr Ausgabenniveau anzukurbeln.
So ist z.B. für den Handel die Umstellung mit einem hohen, zusätzlichen Aufwand verbunden. In einem Supermarkt gibt es durchschnittlich 15.000 Produkte, in großen sogar 40.000. Alle Preise, Kassensysteme etc. müssen vorübergehend entsprechend geändert werden, da ab 2021 wieder der bisherige Mehrwertsteuersatz gilt. Auch die Apotheken sind von dieser Maßnahme betroffen. Die wenigsten haben jedoch digitale Displays, bei denen Preis(ver)änderungen einfach auszuschildern sind. Und es gibt noch mehr Auswirkungen: Die Zuzahlung für Arzneimittel bemisst sich am Apothekenverkaufspreis (inkl. Mehrwertsteuer) und kann sich daher ändern, was natürlich den Patienten kommuniziert werden muss; auch die Abrechnung mit den GKVen muss stimmen. Die entsprechenden IT-Anbieter haben nur bis Ende des Monats Zeit, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Das reduzierte Preisniveau hat zudem Auswirkungen auf Rabattverträge, Festbeträge, Herstellerabschläge sowie die Preisdifferenzen bezogen auf Reimporte etc.
Hinsichtlich der Preisgestaltung haben Apotheken weniger Spielraum als andere Einzelhändler: Während Letztere zum Teil sicherlich auch Preise erhöhen und die reduzierte Mehrwertsteuer nicht „1:1“ an die Kunden weitergeben dürften, kann der Apotheker in seinem bedeutsamsten Marktsegment – dem Rezeptumsatz mit Arzneimitteln, der mehr als 80 % der Erlöse ausmacht – die Preise nicht selbst festlegen. Anders gestaltet sich dies im OTC-Bereich sowie im Ergänzungssortiment: Gemäß einer Aposcope-Befragung planen vier von zehn Apothekern, die Mehrwertsteuersenkung an die Kunden weiterzugeben, 36 % wollen einen Teil (selbst) einbehalten, indem der Nettopreis erhöht wird.
Quellen:
- Die Bundesregierung – Konjunkturpaket „Ein ambitioniertes Programm“
- Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – Koalitionsausschuss beschließt Marshallplan 2.0
- CIO – Mehrwertsteuer-Umstellung für den Handel eine Herausforderung
- apotheke adhoc – Wumms-Paket: Wer zieht die OTC-Preise an?
Unser Kommentar/Praxistipp ist nur für ATLAS MEDICUS® Kunden ersichtlich.